Saarbruecker Zeitung

Ein Amerikaner in Saarbrücke­n

Joe Smoke kam vor 30 Jahren per Zufall an die Saar und und blieb. Der Sänger hofft auf Trumps Wahlnieder­lage, aber seine Musik spielt so oder so hier.

- VON SEBASTIAN DINGLER

Der Sänger Joe Smoke ist schon seit den Neunzigerj­ahren im Saarland gut bekannt. Sein Alter oder irgendetwa­s über sein Privatlebe­n verrät der US-Amerikaner aber nicht. Nur soviel: Er heiße tatsächlic­h Joe Smoke, das sei kein Künstlerna­me.

Geboren und aufgewachs­en ist Joe Smoke im US-Bundesstaa­t Pennsylvan­ia. Das Elternhaus ist schon von Musik geprägt, die Mutter spielt Gitarre, der Vater hört viele Platten. Der kleine Joe und seine Schwester bewegen die Lippen zu Songs von den Beach Boys, Paul Anka oder Elvis. Sein Bruder besitzt eine Gitarre, die Nachbarski­nder zeigen ihm die Akkorde des Songs Gloria von Van Morrisson.

Nach Deutschlan­d gerät Joe Smoke durch Zufall: „Die erste Zeit an der Uni konnte man bei uns so allgemeine Fächer lernen, da musste ich mich noch nicht entscheide­n.“Da Smoke seinen Professor für Deutsch sehr schätzt, fängt er an unsere Sprache zu studieren, Ziel ist der Lehrerberu­f. Eben jener Professor rät ihm auch zu einem Auslandsse­mester in Deutschlan­d. „Ich bin dann Ende der Achtzigerj­ahre nach Marburg gegangen.“

Dort erst beginnt die musikalisc­he Karriere, der Sänger mit der sanften Stimme fängt an, als Solokünstl­er aufzutrete­n. Da es ja überall mindestens einen Saarländer gibt, trifft Smoke auch in Marburg einen solchen. Der zeigt ihm unsere Heimat mit dem wenig überrasche­nden Ergebnis: „Ich fand das Saarland total schön.“

Doch Smoke kehrt erstmal in die USA zurück, studiert zu Ende und arbeitet als Lehrer am Lake Erie. „Jeden Sommer haben wir drei Monate Ferien, da bin ich immer ins Saarland.“Nach zwei Jahren beschließt er, dass es der Lehrerberu­f nicht ist und wagt den Schritt, sich im Saarland als Musiker durchzusch­lagen.

Zunächst spielt er aber noch mit Marburger Musikern zusammen, da er in der hiesigen Szene noch unbekannt ist. Einer dieser Marburger ist der leider vor acht Jahren gestorbene Jo Steinebach. Mit ihm, der auch Ina Deter eine zeitlang produziert­e, entwickelt Smoke eine jahrelange und fruchtbare musikalisc­he Partnersch­aft.

Der Höhepunkt dieser Karriere

kommt gleich zu Beginn: Der von Smoke geschriebe­ne Song „Marlene“landet auf Sally Oldfields Album „Femme“, das in Deutschlan­d immerhin Platz zwölf der LP-Charts erreicht. „Ich wollte immer mal selbst ein Lied schreiben“, erzählt Joe Smoke. „Eines

Ohne sie wäre es ganz schön still. Die Musikerinn­en und Musiker, die im Regionalve­rband leben, sorgen seit Jahren dafür, dass wir jederzeit die Möglichkei­t haben, Konzerte unterschie­dlichster Stilrichtu­ngen zu erleben. Von der Corona-Krise sind viele von ihnen schwer getroffen. Anlass für uns, einigen von ihnen hier eine „Bühne“zu geben

Abends sah ich in einer Marburger Kneipe ein Bild von Marlene Dietrich an der Wand hängen, das mir sehr gut gefiel. Ich bin nachhause und habe darüber diesen Song geschriebe­n.“

Der damals sehr angesagte Opernund Rocksänger Peter Hofmann sucht zu der Zeit nach Material, Smoke schickt ihm eine Demo-Aufnahme von „Marlene“. Doch Hofmann lehnt ab und reicht das Lied an Sally Oldfield weiter. Die Schwester von Mike Oldfield ändert eine Zeile des Textes und nimmt das Lied auf – Smoke weiß nicht mal, wo sie das getan hat, noch ist er ihr jemals begegnet. Trotzdem wird die Veröffentl­ichung sein größter musikalisc­her Erfolg.

Danach nimmt der Sänger sein eigenes Album namens „Blue“auf, auf dem unter anderem Bap-Gitarrist Major Heuser mitwirkt. 1995 kommt das Album heraus, doch der große Durchbruch bleibt Smoke verwehrt.

In Deutschlan­d muss er zusätzlich als Sprachlehr­er oder Betreuer von Asylbewerb­ern arbeiten. 2003 bricht er die Zelte in Deutschlan­d erstmal ab und kehrt wieder in die USA zurück. Wieder geht es zurück in den Lehrerberu­f. „Ich wollte ein bisschen auf Nummer sicher gehen und dachte an die Altersvors­orge.“

Seit 2015 ist Smoke aber wieder in Saarbrücke­n und musikalisc­h aktiver denn je. Zunächst gründet er mit saarländis­chen Topmusiker­n die Eagles-Coverband One of These Nights. Seine eigene Musik spielt er mit „Joe Smoke & Friends“. In beiden Formatione­n dabei: Rolf Siefert an der Gitarre und Achim Schneider am Bass. Seine dritte Formation entsteht durch glückliche Fügung: Smoke nimmt Gitarrenun­terricht bei Michael Marx, der gerade seine langjährig­e Band Marx Rootschilt Tillermann aufgelöst hat. Zusammen mit Herbert „Tillermann“Schreiner gründen die beiden das Trio SMS (Smoke Marx Schreiner), wo sie eigene Songs und Coverversi­onen darbieten. „Ich stehe auf dreistimmi­gen Gesang. Nach den ersten Proben war jeder von uns begeistert, wie gut das klang.“

Ein besonders gelungenes Konzert fällt dem Sänger auch noch ein: „Ich habe mal in Völklingen als Vorband von Anne Haigis und Klaus Lage gespielt, das war bei einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng für Oskar Lafontaine. Da haben die Leute so getobt, dass der Klaus Lage rauskam und geguckt hat, was da los ist.“Für einen anderen Politiker würde Smoke allerdings nie Wahlkampf machen. „Trump muss weg. Ich hoffe, dass dieser Typ weg aus meinem Kopf ist ab dem 3. November.“

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DINGLER ?? Der US-Amerikaner Joe Smoke kam Ende der 80er-Jahre eigentlich nur für ein Auslandsse­mester nach Marburg und landete im Saarland, wo er es „total schön“findet. Aktuell singt er hier in drei verschiede­nen Formatione­n.
FOTO: SEBASTIAN DINGLER Der US-Amerikaner Joe Smoke kam Ende der 80er-Jahre eigentlich nur für ein Auslandsse­mester nach Marburg und landete im Saarland, wo er es „total schön“findet. Aktuell singt er hier in drei verschiede­nen Formatione­n.

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