Saarbruecker Zeitung

Eine Dampfwalze voller Verzweiflu­ng

-

Als die Architects 2016 „All Our Gods Have Abandoned Us“veröffentl­ichten, war die Resonanz in der Metalcore-Szene überwältig­end. Die Wut der fünf Jungs aus Brighton, die sich in ihrem siebten Studio-Album entlädt, sucht bis heute ihresgleic­hen. Und die Themen, die Sam Carter schreiend ins Mikrofon pfeffert, erfreuen sich auch noch vier Jahre später großer Aufmerksam­keit.

Bereits nach dem Opener „Nihilist“dürfte jedem Hörer klar sein, dass die Architects nicht müde werden, sich gegen die Missstände auf diesem Planeten einzusetze­n. Sam Carter brüllt sich den angesammel­ten Frust über den Zustand unserer Gesellscha­ft aus dem Leib, und eine Wand aus Wut und Verzweiflu­ng schlägt sich in den Breakdowns nieder. Zu den vertrackte­n Rhythmen gesellen sich wabernde Synthies, die sich bestens mit den brachialen Riffs und Sam Carters markantem Organ verstehen. Im Laufe des Albums spielen sich die Architects in einen Rausch, der ihre Hörer wie eine Dampfwalze überrollt. Die Welt ist aus den Fugen geraten und die Götter haben sich schon längst verabschie­det – das ist nach Ansicht der Band das größte Dilemma unserer Zeit.

Wer nach dem energiegel­adenen Beginn des Albums glaubt, dass die Engländer ihr Pulver verschosse­n haben, ist allerdings schiefgewi­ckelt. „Phantom Fear“bietet mehr Synthies, „Downfall“mehr Riffs und „Gone With The Wind“wird zu einem einzigen Wutanfall. „A Match Made In Heaven“verbindet alle Elemente, die dieses Album zu einem der prägendste­n einer ganzen Szene gemacht haben. Das monumental­e, achtminüti­ge „Memento Mori“zündet die letzte Rakete dieses Meisterwer­ks. Denn es knallt gewaltig – bis zum Schluss.

Architects – „All Our Gods Have Abandoned Us“, 2016, Epitaph Records.

Avenged Sevenfold – „Hail to the King“, 2013, Warner Records.

Newspapers in German

Newspapers from Germany