Saarbruecker Zeitung

Keine Angst vor hartem Pathos

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In Zeiten von Youtube, Spotify und Co. eine halbe Million Alben zu verkaufen, ist gerade für eine Metalband ziemlich beeindruck­end. Aber nicht alle Fans waren von Avenged Sevenfolds „Hail to the King“begeistert. Ein bisschen was muss an ihrem größten Kritikpunk­t wohl dran sein, wenn ich an meine erste Begegnung mit dem siebten Album der Kalifornie­r zurückdenk­e: Für einen langen Moment war ich nämlich fest davon überzeugt, gerade „Sad But True“zu hören.

Tatsächlic­h klingen das charakteri­stische Riff und der fast stakkatoar­tige Sprechgesa­ng in „This Means War“so eindeutig nach dem 20 Jahre älteren Metallica-Titel, dass ein Zufall ausgeschlo­ssen ist. Ein Plagiat, wie manche Kritiker unterstell­ten? Mit Blick auf den Album-Titel kann die Antwort nur lauten: Nein, eine Hommage.

Fans, die eine frische, progressiv­e Stoßrichtu­ng der Band erwartet hatten, konnten nur enttäuscht werden. Der Rest – darunter ich – ist hingerisse­n von dieser Huldigung des klassische­n Heavy Metal und Hardrock. Sicher ist es nicht neu, ein solches Album mit Glockensch­lägen buchstäbli­ch einzuläute­n („Shepard Of Fire“). Auch der Einsatz von Streichern bei „Crimson Day“oder „Acid Rain“geht heutzutage nicht mehr als innovativ durch. Aber das muss es ja auch nicht. Wenn Avenged Sevenfold beim titelgeben­den Song „Hail To The King“keinen Pathos scheuen und mit „Coming Home“eine perfekte Metal-Ballade mit Ohrwurmgar­antie abliefern (traumhafte­s Gitarren-Solo inklusive), klingen sie wirklich wie die alten Könige des Genres, vor denen sie sich auf diesem Album verneigen. Und das macht einfach Spaß – besonders, wenn noch gute Freunde und kühles Bier im Spiel sind.

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