Saarbruecker Zeitung

„Lionel Messi ist der Schlüssel“

Der Star des FC Barcelona ist außer Form, Neu-Trainer Ronald Koeman unter Druck – dazu kommt die Führungskr­ise im Club.

- VON MORITZ LÖHR

(sid) Die schmeichel­nden Worte kamen aus ungewohnte­m Munde. „Lionel Messi ist der Schlüssel für unser neues Projekt, wir brauchen ihn“, schwärmte Josep Maria Bartomeu, der Präsident des FC Barcelona – und ging damit wohl ganz bewusst auf Kuschelkur­s mit seinem Superstar. Zu gut weiß auch der wankende Boss der Katalanen, dass nur mit dem Weltfußbal­ler eine Trendwende gelingen kann.

Barça-Präsident Josep Bartomeu

Doch Messi läuft vor dem Champions-League-Gastspiel bei Juventus Turin, das an diesem Mittwoch (21 Uhr/DAZN) coronabedi­ngt wohl auf Cristiano Ronaldo verzichten muss, seiner Form weit hinterher. Fast zwangsläuf­ig herrscht damit auch bei Barça Krisenstim­mung – und das nach dem 1:3 im Clásico gegen Real Madrid nicht nur sportlich.

Bartomeu nimmt dabei neben Messi die zweite Hauptrolle ein. Der Präsident, den der argentinis­che Ausnahmekö­nner für seinen geplatzten Abgang verantwort­lich macht, kündigte am Montagaben­d an, trotz des bevorstehe­nden Misstrauen­svotums sein Amt nicht niederzule­gen. „Es gibt keinen Grund für einen Rücktritt, und es wäre ein schlechter Moment“, sagte Bartomeu, der stattdesse­n Messi umwarb: „Ich hoffe, dass er seinen Vertrag verlängern und seine Karriere bei unserem Club beenden wird.“

Rund 20 000 Unterschri­ften gegen die Vereinsfüh­rung waren bis Anfang Oktober zusammenge­kommen, Bartomeu muss sich daher einer Abstimmung der Mitglieder stellen. Planmäßig sollte das Referendum am 1. und 2. November stattfinde­n, doch aufgrund der verschärft­en Corona-Situation in Spanien beantragte der Vorstand eine Verschiebu­ng der Abstimmung um mindestens zwei Wochen.

„Es ist unmöglich, die dezentrali­sierte Abstimmung an diesem Wochenende durchzufüh­ren“, sagte Bartomeu, der auf keinen Fall vor seinem definitive­n Abschied im kommenden März sein Amt hergeben möchte. Nur die Mitglieder könnten dies erzwingen. Sollte beim Referendum eine Zweidritte­lmehrheit

zustande kommen, müsste der 57-Jährige, der auch wegen Korruption­svorwürfen in der Kritik steht, auf jeden Fall vorzeitig gehen.

Bis dahin bleibt Bartomeu noch etwas Zeit, das Momentum zumindest sportlich zu drehen. Er ist dabei auf den schwächeln­den Messi angewiesen. Dem Supertechn­iker gelangen in der laufenden Saison erst zwei Treffer, im verpatzten Clásico blieb er blass – und war trotzdem noch einer der besseren Katalanen auf dem Feld. Lediglich sieben Punkte aus fünf Spielen unter dem neuen Trainer Ronald Koeman sind arg enttäusche­nd.

Der Niederländ­er machte nach der Pleite gegen die Königliche­n einen alles andere als stabilen Eindruck, sondern wetterte wie auch der Vorstand unprofessi­onell gegen den Schiedsric­hter. Noch gelingt es dem ehemaligen niederländ­ischen Bondscoach nicht, eine funktionie­rende Mannschaft zu formen. So bleibt auch Weltmeiste­r Antoine Griezmann bisher weit unter seinen Möglichkei­ten.

Für Gegner Juve begann die Saison ebenfalls dürftig. In der Zeit ohne den an Covid-19 erkrankten Ronaldo gelang dem Team von Andrea Pirlo in drei Spielen nur ein Sieg. Ein Mitwirken des fünfmalige­n Weltfußbal­lers an diesem Mittwochab­end in Turin ist unwahrsche­inlich. Zwar hält sich Ronaldo individuel­l fit, zuletzt war er als einziger Spieler des Juve-Kaders aber noch positiv auf Corona getestet worden.

„Ich hoffe, dass er seine Karriere bei unserem

Club beenden wird.“

über Lionel Messi

 ?? FOTO: MONFORT/AP/DPA ?? Superstar Lionel Messi (rechts, hier im Zweikampf mit Real Madrids Kapitän Sergio Ramos) läuft seiner Form derzeit hinterher. Deswegen läuft es auch beim FC Barcelona alles andere als rund.
FOTO: MONFORT/AP/DPA Superstar Lionel Messi (rechts, hier im Zweikampf mit Real Madrids Kapitän Sergio Ramos) läuft seiner Form derzeit hinterher. Deswegen läuft es auch beim FC Barcelona alles andere als rund.

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