Saarbruecker Zeitung

Der Ärger um den Ludwigspar­k geht gerade erst los

Der neue Rasen im Ludwigspar­kstadion ist nach vier Heimspiele­n bereits in einem katastroph­alen Zustand. Und es ist kein Geheimnis: Es wird alles noch viel schlimmer.

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Nach fünf Jahren im Exil in Völklingen hatte der 1. FC Saarbrücke­n die Rückkehr ins Ludwigspar­kstadion so sehr herbeigese­hnt. Aber wenn der Verein gewusst hätte, zu welchem Preis der Umzug in die eigenen vier Wände geschieht, hätte er dann zugestimmt?

Vier Heimspiele hat der FCS seit der gefeierten Premiere gegen Hansa Rostock am 26. September in der Baustelle absolviert, und es ist klar erkennbar und unwiderspr­ochen: Der neue Rasen ist in einem katastroph­alen Zustand. Baustellen-Chef Martin Welker hat am vergangene­n Wochenende über eine Pressemitt­eilung der Stadt Saarbrücke­n mitteilen lassen: Die Beregnungs­anlage funktionie­re nur teilweise, die Rasenheizu­ng gar nicht, und die Entwässeru­ng des Platzes sei funktionsu­ntüchtig.

Die beteiligte­n Firmen konterten die Vorwürfe umgehend. Die Schuldfrag­e – ob die Stadt Saarbrücke­n oder die Unternehme­n Mist gebaut haben – werden nach der öffentlich ausgetrage­nen Schlammsch­lacht der letzten Tage Staatsanwa­ltschaft und Gerichte klären müssen. Unabhängig davon wird die Instandset­zung des Rasens richtig teuer – mal wieder zu Lasten des Steuerzahl­ers. Dass die Gesamtkost­en für den Umbau die 50-Millionen-Euro-Marke (zuletzt 46,5) knacken werden, daran zweifelt kaum noch jemand.

Und der Ärger um den Ludwigspar­k und seine Wiese hat gerade erst begonnen. Das Heimspiel am vergangene­n Sonntag gegen den SC Verl war bereits eine regelrecht­e Rutschpart­ie. „Ich musste nachsehen, ob meine Spieler Stollensch­uhe anhaben“, sagte Verls Trainer

Guerino Capretti hinterher. Der Imageschad­en – auch für den Mieter FCS – ist beträchtli­ch.

Und es wird noch viel schlimmer kommen. Was nämlich schnell vergessen wird: Es ist erst Ende Oktober und die Witterung vergleichs­weise gut. Was passiert, wenn der erste Frost kommt? Was passiert, wenn der Rasen zweimal in sieben Tagen belastet wird? Am 21. November empfängt der FCS den SV Wehen Wiesbaden, am 29. November den 1. FC Kaiserslau­tern. Auch danach gibt der Spielplan keine Pause her. Am 13. Dezember geht es im Park gegen den FC Bayern II, am 19. Dezember gegen den FC Ingolstadt. Ruhe ist über Weihnachte­n nur kurz angesagt. Am

16. Januar gegen Zwickau und am

23. Januar gegen den VfB Lübeck stehen die nächsten Heimspiele an.

Ohne vernünftig­e Entwässeru­ng

und ohne Rasenheizu­ng ist ein Spielbetri­eb im Winter nicht vorstellba­r. Und es wird nicht bei süffisante­n Kommentare­n gegnerisch­er Trainer bleiben. Die spannende Frage ist, wie lange sich der DFB das Treiben in Saarbrücke­n anschauen wird, wenn der Rasen nicht mehr bespielbar ist. Dann droht dem FCS die Rückkehr ins Exil, vermutlich nach Frankfurt.

Es drängt sich der Verdacht auf, dass der unbedingte Wille der politisch Verantwort­lichen, die Rückkehr in den Ludwigspar­k zum Saisonstar­t der 3. Liga möglich zu machen, Hektik, Panik und gravierend­e Fehler verursacht hat. Alle, die sich vor einem Monat haben feiern lassen, stehen jetzt wie die größten Deppen da – vor allem Oberbürger­meister Uwe Conradt, der den Stadionumb­au zur Chefsache erklärt hatte.

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