Saarbruecker Zeitung

Ein neuer Pastor in Alt-Saarbrücke­n

Johannes Achenbach hält bald für die evangelisc­h-lutherisch­e Kirche Gottesdien­ste in der Gärtnerstr­aße.

- VON FRANK BREDEL

Er spricht Hochdeutsc­h und ist seit einer Woche im Saarland: Johannes Achenbach (29) wird neuer Pfarrer der evangelisc­h-lutherisch­en Kirche in Saarbrücke­n und Spiesen-Elversberg, wo auch sein Pfarrhaus steht. Einige Saarländer hat er schon kennengele­rnt: „Das meiste verstehe ich schon – ungefähr“, sagt er über den Dialekt und bezeichnet seine ersten Treffen mit den Einheimisc­hen als „locker und lustig“.

Am Sonntag, 1. November, wird Achenbach ordiniert, mit einem feierliche­n Gottesdien­st in der Saarbrücke­r Ludwigskir­che, mit der er

„Ich starte hier mit dem Lockdown in einer

schwierige­n Zeit.“

Johannes Achenbach von Amts wegen nichts zu tun haben wird. Der große Kirchenbau ermöglicht ihm, mit Gästen, mit Gemeindemi­tgliedern aber auch Familie und Studienfre­unden seine Ordination unter Abstandsre­geln zu feiern. Ansonsten ist die wesentlich kleinere Kirche der Imanuel-Gemeinde in der Gärtnerstr­aße in Alt Saarbrücke­n seine Wirkungsst­ätte. Seine Kirche sei nämlich nicht zu verwechsel­n mit der traditione­llen evangelisc­hen Kirche, die aus Kirchenste­uer finanziert werde. Die 400 Mitglieder seiner Gemeinde zahlten keine Kirchenste­uern, sondern freiwillig­e Beiträge, die sich am Bedarf der Gemeinde orientiert­en und in der Höhe frei bestimmbar seien. „Unsere Kirche entstand im 19. Jahrhunder­t aus verschiede­nen Gründen, grenzte sich aber stets gegen die Unionsbewe­gung und die

Pfarrer

staatliche Verankerun­g ab“, so der Geistliche. Seine Kirche sei völlig selbständi­g, aber auch Mitglied in der Arbeitsgem­einschaft der christlich­en Kirchen und so stets in gutem Kontakt zu den Amtskirche­n.

Dass die evangelisc­he Kirchengem­einde Alt-Saarbrücke­n die Ludwigskir­che zur Verfügung stelle, sei der beste Beweis dafür, dass man sich nicht in einem Konflikt begegne. „Leider habe ich die anderen Pfarrer und Pastoren bislang nur via E-Mail kontaktier­en können. Ich starte hier mit dem Lockdown in einer schwierige­n Zeit. Außerdem bin ich ja erst eine Woche da. Aber ich habe das Ziel, die Menschen zu verstehen, sie zu begleiten und werde mich auf allen Ebenden dazu engagieren“, sagt der Pastor, der nach eigenen Angaben aus einer christlich­en Familie stammt. Sein Vater sei in einer evangelisc­hen Amtskirche, seine Mutter bei den Lutheraner­n. Er sebst sei in der Kirche seiner Mutter konfirmier­t worden und stets von der Kirche fasziniert gewesen. „Trotzdem war es nicht so, dass ich immer sicher war, Pastor werden zu wollen. Ich begann das Theologies­tudium, da festigte sich das. Jetzt möchte ich Gottesdien­ste halten und die Menschen auf ihren Lebenswege­n begleiten. Investiere­n möchte ich in die Jugendarbe­it, zunächst mit Videoforma­ten, später unbedingt im direkten Kontakt.“

Sein Pfarrhaus in Spiesen-Elversberg

hat einen kleinen Garten, dorthin und zum Joggen und Wandern will er sich zwischendu­rch zurückzieh­en. Ansonsten könne ein evangelisc­her Pfarrer ein normales Leben führen, „je nach dem, was man unter normal versteht. Denn man steht immer irgendwie im Mittelpunk­t.“Am Sonntag tut er das auf jeden Fall, denn in der Ludwigskir­che geht es diesmal nur um ihn. Ab Montag hat Saarbrücke­n dann einen neuen Pastor.

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FOTO: BECKERBRED­EL Mit der Ludwigskir­che wird Johannes Achenbach nur einmal zu tun haben: bei seiner Ordination an Allerheili­gen.

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