Ein neuer Pastor in Alt-Saarbrücken
Johannes Achenbach hält bald für die evangelisch-lutherische Kirche Gottesdienste in der Gärtnerstraße.
Er spricht Hochdeutsch und ist seit einer Woche im Saarland: Johannes Achenbach (29) wird neuer Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirche in Saarbrücken und Spiesen-Elversberg, wo auch sein Pfarrhaus steht. Einige Saarländer hat er schon kennengelernt: „Das meiste verstehe ich schon – ungefähr“, sagt er über den Dialekt und bezeichnet seine ersten Treffen mit den Einheimischen als „locker und lustig“.
Am Sonntag, 1. November, wird Achenbach ordiniert, mit einem feierlichen Gottesdienst in der Saarbrücker Ludwigskirche, mit der er
„Ich starte hier mit dem Lockdown in einer
schwierigen Zeit.“
Johannes Achenbach von Amts wegen nichts zu tun haben wird. Der große Kirchenbau ermöglicht ihm, mit Gästen, mit Gemeindemitgliedern aber auch Familie und Studienfreunden seine Ordination unter Abstandsregeln zu feiern. Ansonsten ist die wesentlich kleinere Kirche der Imanuel-Gemeinde in der Gärtnerstraße in Alt Saarbrücken seine Wirkungsstätte. Seine Kirche sei nämlich nicht zu verwechseln mit der traditionellen evangelischen Kirche, die aus Kirchensteuer finanziert werde. Die 400 Mitglieder seiner Gemeinde zahlten keine Kirchensteuern, sondern freiwillige Beiträge, die sich am Bedarf der Gemeinde orientierten und in der Höhe frei bestimmbar seien. „Unsere Kirche entstand im 19. Jahrhundert aus verschiedenen Gründen, grenzte sich aber stets gegen die Unionsbewegung und die
Pfarrer
staatliche Verankerung ab“, so der Geistliche. Seine Kirche sei völlig selbständig, aber auch Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft der christlichen Kirchen und so stets in gutem Kontakt zu den Amtskirchen.
Dass die evangelische Kirchengemeinde Alt-Saarbrücken die Ludwigskirche zur Verfügung stelle, sei der beste Beweis dafür, dass man sich nicht in einem Konflikt begegne. „Leider habe ich die anderen Pfarrer und Pastoren bislang nur via E-Mail kontaktieren können. Ich starte hier mit dem Lockdown in einer schwierigen Zeit. Außerdem bin ich ja erst eine Woche da. Aber ich habe das Ziel, die Menschen zu verstehen, sie zu begleiten und werde mich auf allen Ebenden dazu engagieren“, sagt der Pastor, der nach eigenen Angaben aus einer christlichen Familie stammt. Sein Vater sei in einer evangelischen Amtskirche, seine Mutter bei den Lutheranern. Er sebst sei in der Kirche seiner Mutter konfirmiert worden und stets von der Kirche fasziniert gewesen. „Trotzdem war es nicht so, dass ich immer sicher war, Pastor werden zu wollen. Ich begann das Theologiestudium, da festigte sich das. Jetzt möchte ich Gottesdienste halten und die Menschen auf ihren Lebenswegen begleiten. Investieren möchte ich in die Jugendarbeit, zunächst mit Videoformaten, später unbedingt im direkten Kontakt.“
Sein Pfarrhaus in Spiesen-Elversberg
hat einen kleinen Garten, dorthin und zum Joggen und Wandern will er sich zwischendurch zurückziehen. Ansonsten könne ein evangelischer Pfarrer ein normales Leben führen, „je nach dem, was man unter normal versteht. Denn man steht immer irgendwie im Mittelpunkt.“Am Sonntag tut er das auf jeden Fall, denn in der Ludwigskirche geht es diesmal nur um ihn. Ab Montag hat Saarbrücken dann einen neuen Pastor.