Zellners Bock kostet FCS den Punkt
Drittliga-Aufsteiger 1. FC Saarbrücken verliert durch ein Tor in letzter Minute gegen den KFC Uerdingen mit 0:1.
Steven Zellner schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Der Abwehrchef des Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken weiß sofort, was für einen kapitalen Bock er da geschossen hat. Statt den Ball in der Schlussminute am eigenen Strafraum einfach wegzuschlagen, versuchte er, den eingewechselten Uerdinger Kolja Push auszuspielen. Der blieb in Ballbesitz, legte – nicht konsequent genug von Saarbrückens Rechtsverteidiger
„Wir haben eigentlich zu viele Punkte für unser Leistungsvermögen.“Lukas Kwasniok Trainer 1. FC Saarbrücken
Anthony Barylla unter Druck gesetzt – quer. Der ebenfalls eingewechselte Christian Kinsombi markierte den 1:0-Siegtreffer.
„Fußball ist in den entscheidenden Momenten auch ein Fehlervermeidungsspiel. Jeder Punkt kann am Ende entscheidend sein“, sagte FCS-Trainer Lukas Kwasniok: „Wenn du auswärts in Uerdingen einen Punkt als Aufsteiger klauen kannst, dann sollstest du das auch machen.“Zumal ein Punktgewinn den FCS wieder an die Tabellenspitze gebracht hätte, was zu Beginn der zweiten englischen Woche der Saison sicher für weitere Euphorie gesorgt hätte. „Wir müssen uns etwas davon freimachen, auf die Tabelle zu schauen“, sagte Sportdirektor Jürgen Luginger: „Wir müssen das
Augenmerk auf die Punkte legen.“
Die Gäste waren besser ins Spiel gekommen, hatten durch zwei Kopfbälle von Nicklas Shipnoski (2., 41. Minute) Möglichkeiten, in Führung zu gehen. Die beiden Außen Shipnoski und Maurice Deville liefen viel, aber meist vergebens. Es fehlte die Präzision im Passspiel, wobei Uerdingens Defensive auch wenig Räume anbot. Die Hausherren waren nur durch Standards gefährlich. Nach einer Ecke köpfte Fridolin Wagner an die Querlatte (18.). Kurz vor dem Wechsel verhinderte FCS-Schlussmann Daniel Batz das 0:1, als er bei einer verunglückten
Rettungsaktion von Marin Sverko goldrichtig stand. Zellner und Sverko in der Innenverteidigung machten ansonsten 89 Minuten lang einen tadellosen Job.
Was sich in der zweiten Hälfte abspielte, beschrieb das Fan-Radio des KFC treffend so: „Wir können uns zurücklehnen, da passiert jetzt wieder nichts.“Saarbrücken organisierte das Geschehen immer wieder über den Rückpass, hatte damit viel Ballkontrolle, aber keine einzige wirkliche Idee nach vorne. Gegenläufige Bewegungen oder Tempowechsel – Fehlanzeige. Doch auch den Uerdingern fiel absolut gar nichts ein. Hätte der Platzwart die Tore abgeräumt, es wäre wohl nicht aufgefallen.
Bis sieben Minuten vor Schluss, als Batz nach einem Kopfball von Wagner seine ganze Klasse zeigen musste und vier Minuten später Saarbrückens Mittelstürmer Sebastian Jacob bei einem schulmäßigen Kopfball die Standfestigkeit des Torpfostens überprüfte. „Das gerechteste aller Ergebnisse wäre ein Unentschieden gewesen“, sagte KFC-Trainer Stefan Krämer zur fußballerischen Nullnummer, die zumindest für seine Mannschaft keine blieb.
„Die Mannschaft setzt sich die Messlatte selbst“, hatte Kwasniok nach 13 Punkten aus fünf Spielen gesagt. Gegen Verl und Uerdingen hat man diesen eigenen Bewertungsmaßstab nun zwei Mal nicht erfüllt. „Wir haben eigentlich zu viele Punkte für unser Leistungsvermögen“, räumte der Trainer nun nach der unnötigen Pleite gegen den KFC ein, „die ersten Spiele sind zu gut für uns gelaufen, sodass die Erwartungshaltung völlig falsch ist.“Nach zwei Niederlagen erwarten viele Fans nun aber Zählbares aus dem Nachholspiel beim MSV Duisburg an diesem Mittwoch.