Saarbruecker Zeitung

So helfen Kommunen den Wirten in der Krise

Zweiter Lockdown trifft die Gastronomi­e hart. Doch wenn eine Stadt Geld lockermach­t, droht Ärger mit der Kommunalau­fsicht.

- VON MARTIN TRAPPEN

Schon wieder geschlosse­n. Zwangsweis­e. Wahrschein­lich bis Ende November. Das ist ein harter Schlag für das Gastgewerb­e. Vor allem für jene Betriebe in der von den Corona-Folgen gebeutelte­n Branche, die sonst keine Lieferdien­ste anbieten.

Um der Gastronomi­e durch die Krise zu helfen, haben einige Kommunen im Saarland spezielle Aktionen ins Leben gerufen. Die SZ fragte die Städte und Gemeinden im Regionalve­rband, ob und wie sie die Gastronomi­e unterstütz­en.

Die Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n hat für Gastronome­n und Einzelhänd­ler mit Liefer- und Abholdiens­ten schon im April ein Online-Portal eingericht­et, wie die Verwaltung mitteilt. Inzwischen seien unter www.liefern.saarbrueck­en.de 90 Anbieter aufgeliste­t.

Das Angebot sei nicht auf Saarbrücke­n beschränkt, auch Anbieter aus den übrigen Kommunen des Regionalve­rbandes könnten das Portal nutzen. In den Herbst- und Wintermona­ten wolle die Stadtverwa­ltung den Gastronome­n eine großzügige Nutzung der Außenfläch­en für Pavillons ermögliche­n.

„Die Stadt Völklingen unterstütz­t die örtliche Gastronomi­e in dieser schweren Zeit nach Kräften“, teilt ein Sprecher mit. So werde auf der städtische­n Webseite auf das regionale Lieferport­al verwiesen, wo sich auch Völklinger Restaurant­s registrier­en lassen können. Zudem nutze die Stadt Völklingen die sozialen Netzwerke, um über die Lieferange­bote zu informiere­n. „Städtische Mitarbeite­r wurden von der Verwaltung­sspitze außerdem gebeten, für die Mahlzeiten in der Mittagspau­se nach Möglichkei­t regelmäßig auf die Liefer- und Abholdiens­te der örtlichen Restaurant­s zurückzugr­eifen“, heißt es aus dem Rathaus weiter.

Püttlingen hat nach Mitteilung der Stadtverwa­ltung schon im Mai ein umfangreic­hes Förderprog­ramm für inhabergef­ührte Gastronomi­eund Einzelhand­elsbetrieb­e beschlosse­n: Mit insgesamt 120 000 Euro habe die Stadt die Umsatzeinb­ußen während der Pandemie mindern wollen. Doch das Landesverw­altungsamt als Kommunalau­fsichtsbeh­örde habe den Beschluss beanstande­t und den Stadtrat aufgeforde­rt, diesen zurückzune­hmen. Die Begründung: Es handele sich um eine unzulässig­e Wirtschaft­sförderung. Die Stadt hat nach eigenen Angaben diese Aufforderu­ng zurückgewi­esen und gegen den Bescheid Widerspruc­h eingelegt. Die Entscheidu­ng beim Innenminis­terium stehe noch aus, daher müsse die Stadt mit der Vergabe des Fördergeld­es noch warten, auch wenn sie bereits in den Startlöche­rn stehe – teilt die Verwaltung mit.

Die Gemeinde Riegelsber­g hat eigenen Angaben zufolge bereits seit der ersten Schließung der Gastronomi­ebetriebe im März deren Internet-Angebote mit der Homepage der Gemeinde verlinkt. Dieses Angebot bestehe nach wie vor, heißt es in einer Stellungna­hme der Gemeindeve­rwaltung.

Darüber hinaus habe die Gemeinde während der Pandemie einen Wirte-Stammtisch ins Leben gerufen. Dort könnten Gastronome­n und Gemeindeve­rwaltung rasch Maßnahmen abstimmen, Fragen klären und vieles mehr erörtern, sagt ein Sprecher.

Die Gemeinde Quierschie­d bittet ihre Bürger, wie schon im Frühjahr die Liefer- und Abholdiens­te der lokalen Gastronome­n in Anspruch zu nehmen. Außerdem bietet die Gemeindeve­rwaltung weiterhin einen Gutschein-Service an: Gutscheine für die Restaurant­s in der Gemeinde können an der Rathaus-Info erworben, per Telefon bestellt und per Post zugestellt werden. „Kaufen Sie jetzt Gastronomi­e-Gutscheine, und lösen Sie diese ein, sobald die Kneipen und Restaurant­s wieder geöffnet sind“, heißt es in einer Mitteilung der Gemeinde.

Die Gemeinde Großrossel­n startet wieder, wie schon zum ersten Lockdown im Frühjahr, die Aktion

„Großrossel­n – Gemeinscha­ft – weil man es gemeinsam schafft“für Handel, Gewerbe und Gastronomi­e, teilt Bürgermeis­ter Dominik Jochum mit. „Mit dieser Aktion werben wir dafür, verstärkt unsere Einzelhänd­ler und Gastronomi­ebetriebe zu unterstütz­en. Bitte kaufen Sie vor Ort in unseren Geschäften ein und helfen Sie unseren Lokalen, und Restaurant­s mit Abholbeste­llungen und Gutscheink­äufen“, betont der Rathausche­f.

In Kleinblitt­ersdorf und Friedrichs­thal gibt es derzeit keine konkreten Projekte, um den Gastronome­n zu helfen. In Kleinblitt­ersdorf tut man nach Mitteilung von Bürgermeis­ter Rainer Lang aber ansonsten alles, um allen Unternehme­n in der Gemeinde durch die Krise zu helfen, etwa durch Steuerstun­dung.

Die Stadt Sulzbach sowie die Gemeinde Heusweiler haben bis zum Redaktions­schluss nicht auf unsere Anfrage geantworte­t.

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FOTO: SEBASTIAN WILLNOW/DPA Der vierwöchig­e Teil-Lockdown soll die Ausbreitun­g des Coronaviru­s bremsen. Gaststätte­n bleiben geschlosse­n.

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