So helfen Kommunen den Wirten in der Krise
Zweiter Lockdown trifft die Gastronomie hart. Doch wenn eine Stadt Geld lockermacht, droht Ärger mit der Kommunalaufsicht.
Schon wieder geschlossen. Zwangsweise. Wahrscheinlich bis Ende November. Das ist ein harter Schlag für das Gastgewerbe. Vor allem für jene Betriebe in der von den Corona-Folgen gebeutelten Branche, die sonst keine Lieferdienste anbieten.
Um der Gastronomie durch die Krise zu helfen, haben einige Kommunen im Saarland spezielle Aktionen ins Leben gerufen. Die SZ fragte die Städte und Gemeinden im Regionalverband, ob und wie sie die Gastronomie unterstützen.
Die Landeshauptstadt Saarbrücken hat für Gastronomen und Einzelhändler mit Liefer- und Abholdiensten schon im April ein Online-Portal eingerichtet, wie die Verwaltung mitteilt. Inzwischen seien unter www.liefern.saarbruecken.de 90 Anbieter aufgelistet.
Das Angebot sei nicht auf Saarbrücken beschränkt, auch Anbieter aus den übrigen Kommunen des Regionalverbandes könnten das Portal nutzen. In den Herbst- und Wintermonaten wolle die Stadtverwaltung den Gastronomen eine großzügige Nutzung der Außenflächen für Pavillons ermöglichen.
„Die Stadt Völklingen unterstützt die örtliche Gastronomie in dieser schweren Zeit nach Kräften“, teilt ein Sprecher mit. So werde auf der städtischen Webseite auf das regionale Lieferportal verwiesen, wo sich auch Völklinger Restaurants registrieren lassen können. Zudem nutze die Stadt Völklingen die sozialen Netzwerke, um über die Lieferangebote zu informieren. „Städtische Mitarbeiter wurden von der Verwaltungsspitze außerdem gebeten, für die Mahlzeiten in der Mittagspause nach Möglichkeit regelmäßig auf die Liefer- und Abholdienste der örtlichen Restaurants zurückzugreifen“, heißt es aus dem Rathaus weiter.
Püttlingen hat nach Mitteilung der Stadtverwaltung schon im Mai ein umfangreiches Förderprogramm für inhabergeführte Gastronomieund Einzelhandelsbetriebe beschlossen: Mit insgesamt 120 000 Euro habe die Stadt die Umsatzeinbußen während der Pandemie mindern wollen. Doch das Landesverwaltungsamt als Kommunalaufsichtsbehörde habe den Beschluss beanstandet und den Stadtrat aufgefordert, diesen zurückzunehmen. Die Begründung: Es handele sich um eine unzulässige Wirtschaftsförderung. Die Stadt hat nach eigenen Angaben diese Aufforderung zurückgewiesen und gegen den Bescheid Widerspruch eingelegt. Die Entscheidung beim Innenministerium stehe noch aus, daher müsse die Stadt mit der Vergabe des Fördergeldes noch warten, auch wenn sie bereits in den Startlöchern stehe – teilt die Verwaltung mit.
Die Gemeinde Riegelsberg hat eigenen Angaben zufolge bereits seit der ersten Schließung der Gastronomiebetriebe im März deren Internet-Angebote mit der Homepage der Gemeinde verlinkt. Dieses Angebot bestehe nach wie vor, heißt es in einer Stellungnahme der Gemeindeverwaltung.
Darüber hinaus habe die Gemeinde während der Pandemie einen Wirte-Stammtisch ins Leben gerufen. Dort könnten Gastronomen und Gemeindeverwaltung rasch Maßnahmen abstimmen, Fragen klären und vieles mehr erörtern, sagt ein Sprecher.
Die Gemeinde Quierschied bittet ihre Bürger, wie schon im Frühjahr die Liefer- und Abholdienste der lokalen Gastronomen in Anspruch zu nehmen. Außerdem bietet die Gemeindeverwaltung weiterhin einen Gutschein-Service an: Gutscheine für die Restaurants in der Gemeinde können an der Rathaus-Info erworben, per Telefon bestellt und per Post zugestellt werden. „Kaufen Sie jetzt Gastronomie-Gutscheine, und lösen Sie diese ein, sobald die Kneipen und Restaurants wieder geöffnet sind“, heißt es in einer Mitteilung der Gemeinde.
Die Gemeinde Großrosseln startet wieder, wie schon zum ersten Lockdown im Frühjahr, die Aktion
„Großrosseln – Gemeinschaft – weil man es gemeinsam schafft“für Handel, Gewerbe und Gastronomie, teilt Bürgermeister Dominik Jochum mit. „Mit dieser Aktion werben wir dafür, verstärkt unsere Einzelhändler und Gastronomiebetriebe zu unterstützen. Bitte kaufen Sie vor Ort in unseren Geschäften ein und helfen Sie unseren Lokalen, und Restaurants mit Abholbestellungen und Gutscheinkäufen“, betont der Rathauschef.
In Kleinblittersdorf und Friedrichsthal gibt es derzeit keine konkreten Projekte, um den Gastronomen zu helfen. In Kleinblittersdorf tut man nach Mitteilung von Bürgermeister Rainer Lang aber ansonsten alles, um allen Unternehmen in der Gemeinde durch die Krise zu helfen, etwa durch Steuerstundung.
Die Stadt Sulzbach sowie die Gemeinde Heusweiler haben bis zum Redaktionsschluss nicht auf unsere Anfrage geantwortet.