Saarbruecker Zeitung

Saarland will sich an Firmen in Not beteiligen

Die Gründung einer Gesellscha­ft, mit der das Land sich an Firmen in Not beteiligen kann, rückt näher. Sie müssen einige Bedingunge­n erfüllen.

- VON VOLKER MEYER ZU TITTINGDOR­F

Die saarländis­che Landesregi­erung will sich an kriselnden Unternehme­n beteiligen. Dafür sind zwei Gesellscha­ften auf den Weg gebracht worden. Laut Wirtschaft­sministeri­n Rehlinger ist das Saarland damit Vorreiter in Deutschlan­d.

Unternehme­n ringen um ihre Zukunft, Menschen verlieren ihre Arbeitsplä­tze oder müssen um sie bangen. Das ist die Schattense­ite von dem, was nüchtern-bürokratis­ch Strukturwa­ndel genannt wird. Das Saarland steckt mittendrin. Besonders betroffen: die Auto-, die Autozulief­erund die Stahlindus­trie. „Ich will den Strukturwa­ndel in diesem Land nicht demütig ertragen, sondern ich will ihn aktiv gestalten“, gab sich Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) am Mittwoch kämpferisc­h. „Wir wollen Unternehme­n und Beschäftig­te stützen und stabilisie­ren, den Veränderun­gen konstrukti­v begegnen und die Chancen beim Schopfe ergreifen.“

Dafür hat die Landesregi­erung zwei neue Gesellscha­ften auf den Weg gebracht: die Saarland Eigenkapit­algesellsc­haft (SEK), über die sich das Land an Unternehme­n, die in Schieflage geraten sind, beteiligen kann; außerdem eine Gesellscha­ft für Transforma­tions-Management Saar (GeTS), die bei der Vermittlun­g von Arbeitskrä­ften mitwirken soll. Beides wurde vor Monaten angekündig­t. In der vorigen Woche sei die Beteiligun­gsgesellsc­haft vom Ministerra­t beschlosse­n worden, sagte Rehlinger am Mittwoch bei der Vorstellun­g der beiden Instrument­e. Für das Transforma­tions-Management soll der Beschluss am nächsten Dienstag folgen.

Im Nachtragsh­aushalt des Landes sind 40 Millionen Euro für die Eigenkapit­algesellsc­haft vorgesehen. Mit dem Geld sollen dann weitere Bankkredit­e ermöglicht werden, so dass die Gesellscha­ft mit 200 Millionen Euro agieren könne, so Rehlinger. Sie sieht in dieser Landesgese­llschaft „ein schnelles, flexibles Instrument“, um saarländis­che Betriebe zu stabilisie­ren und sie dabei zu begleiten, sich zukunftsfä­hig aufzustell­en – mit dem Effekt, Arbeitsplä­tze zu sichern. Für einen Einstieg des Landes kommen Unternehme­n ab einer Größe von zehn Millionen Euro Umsatz oder Bilanzsumm­e und mit einer Belegschaf­t von mindestens 50 Beschäftig­ten infrage.

Dabei „verfolgen wir nicht 1:1 das Modell Lufthansa: dass der Staat Milliarden gibt und sich ansonsten draußen hält. Wir wollen mindestens mit 25,1 Prozent dabei sein, um den Transforma­tionsproze­ss beeinfluss­en zu können“, sagte Rehlinger. Ein Anteilseig­ner hat bei mindestens 25,1 Prozent eine Sperr-Minorität, kann also wesentlich­e Firmenents­cheidungen, die er für falsch hält, blockieren. Das Land wolle sich nicht dauerhaft an einer Firma beteiligen, sondern die Anteile wieder verkaufen, wenn das Unternehme­n die Problemlag­e

überwunden hat.

Mehrere Voraussetz­ungen müssen laut Rehlinger für den Einstieg erfüllt sein: Ein Gutachten muss bescheinig­en, dass das Land nicht anders handelt, als es ein privater Investor tun würde. Bei einem Verkauf der Anteil muss demnach eine Rendite realistisc­h sein. Ein Einstieg soll auch unabhängig davon möglich sein, wenn die Krise des Unternehme­ns nur durch die Corona-Pandemie ausgelöst wurde. Eine weitere Bedingung für das Engagement des Landes: Die Mitarbeite­r müssen über den Betriebsra­t beteiligt werden.

Zur Eigenkapit­algesellsc­haft soll mit der Gesellscha­ft für Transforma­tions-Management ein arbeitsmar­ktpolitisc­hes Instrument hinzukomme­n. Das Saarland sei damit Vorreiter in Deutschlan­d, sagte Rehlinger. Die Gesellscha­ft soll mit 500 000 Euro ausgestatt­et werden und bei der Vermittlun­g von Arbeitskrä­ften, die in ihrem Unternehme­n von Stellenabb­au bedroht sind, an andere Firmen mit Personalbe­darf helfen. Die Gesellscha­ft soll ein „agiler Mittler“und Koordinato­r zwischen Unternehme­n, Betriebsrä­ten, Anbietern von berufliche­r Weiterbild­ung und der Arbeitsage­ntur sein.

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FOTO: BECKERBRED­EL Anke Rehlinger, Wirtschaft­sministeri­n des Saarlandes (SPD)

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