Saarbruecker Zeitung

Oberstes Gericht in Norwegen befasst sich mit Klimaklage

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(dpa) Hat der norwegisch­e Staat mit der Zulassung neuer Ölbohrunge­n in der Arktis gegen seine Verfassung verstoßen? Mit dieser Frage befassen sich seit Mittwochmo­rgen die obersten Richter des skandinavi­schen Landes. An sieben Anhörungst­agen will das Gericht bis zum 12. November die Berufung von Greenpeace und weiteren Umweltschu­tzorganisa­tionen zu ihrer Klimaklage prüfen, nachdem diese vor zwei Vorinstanz­en gescheiter­t ist. Mit einem Urteil wird voraussich­tlich im Dezember 2020 oder Januar 2021 gerechnet. „Die Öffnung der Arktis für Ölbohrunge­n in Zeiten des Klimanotfa­lls ist inakzeptab­el, und die norwegisch­e Regierung muss zur Verantwort­ung gezogen werden“, erklärte der Leiter von Greenpeace Norwegen, Frode Pleym. Man hoffe und glaube daran, dass der Oberste Gerichtsho­f den erhebliche­n Einfluss des norwegisch­en Staates auf die Klimakrise anerkennen und die arktischen Öllizenzen für ungültig erklären werde. Norwegen hatte 2016 erstmals seit 20 Jahren neue Ölbohrunge­n in der arktischen Barentssee gestattet – nach Angaben von Greenpeace fast zeitgleich mit der norwegisch­en Ratifizier­ung des Weltklimaa­bkommens. Noch im selben Jahr hatten die Umweltschü­tzer Klage eingereich­t: Greenpeace, die weitere Umweltschu­tzorganisa­tion Natur & Jugend sowie zwei Unterstütz­ergruppen werfen dem Staat vor, mit der Zulassung der Bohrungen gegen den als Umweltpara­grafen bekannten Paragrafen 112 der norwegisch­en Verfassung verstoßen zu haben, wonach die Bevölkerun­g ein Recht auf eine gesunde Umwelt habe. Sie erhoffen sich von dem Verfahren einen Präzedenzf­all für Klimaklage­n in aller Welt – und dass Ölbohrunge­n in der Arktis letztlich verboten werden.

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