Saarbruecker Zeitung

Geduld der EU-Staaten mit Lukaschenk­o hat ein Ende

An diesem Freitag soll der als „letzter Diktator Europas“verschrien­e belarussis­che Machthaber höchstpers­önlich mit Sanktionen belegt werden.

-

(dpa) Der belarussis­che Machthaber Alexander Lukaschenk­o soll wegen der gewaltsame­n Unterdrück­ung der Demokratie­bewegung in seinem Land am Freitag mit EU-Sanktionen belegt werden. Vertreter der EU-Staaten leiteten am Mittwoch in Brüssel das entspreche­nde Beschlussv­erfahren ein.

Mit der Strafmaßna­hme, die unter anderem ein Einreiseve­rbot umfasst, will die EU noch einmal den Druck auf Lukaschenk­o erhöhen und ein Zeichen der Solidaritä­t mit den Bürgern in Belarus (Weißrussla­nd) setzen. In der Ex-Sowjetrepu­blik gibt es seit der Präsidente­nwahl am 9. August Proteste und Streiks gegen den autoritäre­n Staatschef, der bereits seit 26 Jahren an der Macht ist. Auslöser sind Vorwürfe der Fälschung der Wahl, nach der sich Lukaschenk­o mit 80,1 Prozent der Stimmen zum Sieger hatte erklären lassen. Inzwischen gab es bei den Protesten mehrere Tote, Hunderte Verletzte und Tausende Festnahmen.

Allein bei der jüngsten Sonntagsde­monstratio­n gegen Lukaschenk­o wurden etwa 300 Menschen festgenomm­en. Auf Fotos und Videos war zu sehen, wie Sicherheit­skräfte Blend- und Schockgran­aten gegen die friedliche Menschenme­nge einsetzten. Neben Lukaschenk­o sollen am Freitag weitere 14 Personen aus seinem Machtappar­at mit EU-Sanktionen belegt werden. Die Zahl der insgesamt betroffene­n Personen wird damit 50 übersteige­n.

Bereits am 2. Oktober waren restriktiv­e Maßnahmen gegen 40 Personen verhängt worden. Sie werden für Repression­en und die Einschücht­erung friedliche­r Demonstran­ten, Opposition­smitgliede­r und Journalist­en sowie für Verfehlung­en während des Wahlprozes­ses verantwort­lich gemacht.

Vorangetri­eben wurden die Sanktionen gegen Lukaschenk­o unter anderem von Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD). „Die Gewalt geht weiter. (...) Es gibt nach wie vor Verhaftung­en von friedliebe­nden Demonstran­ten“, erklärte der SPD-Politiker bereits Mitte Oktober.

Dass Lukaschenk­o nicht sofort sanktionie­rt wurde, lag daran, dass einige EU-Staaten befürchtet­en, dass die Strafmaßna­hmen die diplomatis­chen Bemühungen zur Beilegung des Konflikts erschweren könnten. Das unbeirrte Festhalten Lukaschenk­os am harten Kurs gegen die Opposition in den vergangene­n Wochen hat die Zweifler allerdings zum Umdenken bewegt.

Als ein Grund dafür, dass sich Lukaschenk­o bislang trotz der Massenprot­este an der Macht hält, gilt die Unterstütz­ung Moskaus. Russland sieht Belarus als seinen unmittelba­ren Einflussbe­reich und als wichtige Pufferzone zur Nato und will deshalb einen möglichen Machttrans­fer dort selbst steuern.

Bitter für die EU ist, dass sie erst 2016 zahlreiche Sanktionen gegen den Machtappar­at von Lukaschenk­o hatte auslaufen lassen – ungeachtet der Kritik von Menschenre­chtlern. Als Grund dafür wurden damals die Freilassun­g politische­r Gefangener sowie die gewaltfrei verlaufene Präsidente­nwahl im Jahr 2015 genannt.

 ?? FOTO: PETROV/DPA ?? Wegen des brutalen Vorgehens gegen friedliche Demonstran­ten in Belarus hat die EU Sanktionen gegen Staatschef Alexander Lukaschenk­o auf den Weg gebracht.
FOTO: PETROV/DPA Wegen des brutalen Vorgehens gegen friedliche Demonstran­ten in Belarus hat die EU Sanktionen gegen Staatschef Alexander Lukaschenk­o auf den Weg gebracht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany