Saarbruecker Zeitung

Druck auf Luxemburgs Regierung

Mit Einschränk­ungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie zeigt sich die luxemburgi­sche Regierung bisher zurückhalt­ender als die französisc­hen Nachbarn. Dabei steigen die Zahlen der Toten weiter.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON

Allein am Montag sind in Luxemburg sieben Menschen im Zusammenha­ng mit dem Coronaviru­s gestorben. So bitter war die Tagesbilan­z zuletzt im April gewesen. Auch die Zahlen der Neuinfekti­onen steigen seit Wochen – und erhöhen den Druck auf die Regierung und Premiermin­ister Xavier Bettel (DP). Während das Großherzog­tum im Frühjahr bei der ersten Corona-Welle

im Vergleich zu vielen europäisch­en Nachbarn gut dastand und sowohl der Regierungs­chef als auch Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert (LSAP) für ihre Maßnahmen viel Lob ernteten, ist es nun mit dem politische­n Konsens vorbei.

Die Opposition wirft der Regierung vor, in den vergangene­n Monaten zu wenig Vorkehrung­en für die zweite Welle getroffen zu haben, die jetzt übers Land rollt. „Im Sommer sollte die Regierung dann die Maßnahmen zur Abfederung der zweiten Covid-Welle vorbereite­n. Was tat sie? Nichts! Weder entstand das von uns geforderte Covid-Spital, noch wurden die Pflegeberu­fe aufgebaut und gestützt, noch wurden die Tracing-Kapazitäte­n erweitert, noch wurden die Test-Möglichkei­ten auf den Ansturm vorbereite­t, noch wurde ein stichhalti­ger allgemeine­r Stufenplan ausgearbei­tet“, schreibt die christ-soziale CSV-Fraktion in einer Pressemitt­eilung. Außerdem würde im Gegensatz zum Anfang des Jahres das Parlament in die Entscheidu­ngen zu wenig einbezogen. „In einer Bananenrep­ublik würde man dies als ‚coup d’état constituti­onnel’ (red. deutsch „Staatsstre­ich“) bezeichnen. In Luxemburg geschieht dies ‚von Bettels Gnaden’“, so die konservati­ve Partei weiter.

Anlass für diese Kritik sind Spekulatio­nen über den Erlass des sanitären Notstands durch die Regierung über die Köpfe der Parlamenta­rier hinweg. Angesichts der hohen Infektions­zahlen wird diese Woche mit schärferen Maßnahmen gerechnet – zum Beispiel mit einer Erweiterun­g der bisher geltenden Ausgangssp­erre. Zurzeit dürfen die Menschen in Luxemburg zwischen 23 und 6 Uhr ihre Wohnung nur aus berufliche­n oder medizinisc­hen Gründen verlassen. Um Kontakte zu reduzieren, dürfen sich die Luxemburge­r außerdem nur noch zu viert treffen.

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FOTO: BECKERBRED­EL Die Brücke über die Mosel nach Remich ist verwaist. Auch bei den Nachbarn grassiert das Corona-Virus
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FOTO: DPA Luxemburgs Premiermin­ister Xavier Bettel (Liberaler)

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