Ein Mini-Computer geht um die Welt
Einplatinen-PCs wie der Raspberry Pi sind Motor für Entwicklungen. Vom smarten Spiegel bis zum Radio ist damit alles möglich.
Raspberry Pi ist der Name eines kleinen Einplatinen-Computers, der fast jede Form annehmen kann, die ihm zugedacht wird. Ob intelligentes Türschloss, smarter Spiegel, Radio, Tablet oder das Herz der selbstgebauten Wetterstation: der Raspberry Pi ist ein Traum für Bastler, Hobbyprogrammierer und Technik-Fans, denn es gibt für diesen Mini-PC eine riesige Internet-Gemeinschaft, die ihn mit Software versorgt. Millionenfach ist er verkauft worden, weil er im Vergleich zu konventioneller Hardware sehr preiswert ist. Doch was steckt hinter der Faszination, die der von Fans liebevoll Raspi genannte Computer mit dem Markensymbol einer Himbeere entfacht?
2012 bringt die britische Raspberry-Pi-Foundation den Einplatinen-Computer auf den Markt. Die gemeinnützige Stiftung will jungen Menschen mit dem Computer in der Größe einer Kreditkarte den Einstieg ins Programmieren erleichtern und ihnen Hardware-Kenntnisse vermitteln. Den durchschlagenden Erfolg des Raspi hat damals niemand auf dem Schirm.
Entwickler Eben Upton rechnet mit gut 1000 Verkäufen. Es werden Millionen und die große Nachfrage wird anfangs zum Problem. Die notwendigen Produktionsmengen treiben die Kosten in die Höhe und an der nötigen Logistik fehlt es damals auch. Die Stiftung löst die Probleme, indem sie Partnerschaften mit Elektronikdistributoren eingeht. Bis Ende 2019 werden laut Upton mehr als 30 Millionen Raspberry Pi verkauft.
Motor des Erfolgs ist zunächst vor allem der geringe Kaufpreis. Mit Kosten – je nach Modell – von fünf bis 60 Euro ist der Raspi für einen Computer günstig, auch und gerade für die Jüngeren erschwinglich. Der Pi wird von Anfang an einerseits als preiswerter Schul-PC eingesetzt, eignet sich andererseits wegen seiner handlichen Größe auch für den Einsatz in verschiedensten Schulund Freizeitprojekten.
Ideen und Anregungen gibt es zuhauf. Schnell entsteht eine engagierte wie leidenschaftliche Entwicklergemeinde um den Klein-Computer, das forum-raspberrypi.de. Noch 2012 erscheint zunächst digital und auf Englisch das Magazin MagPi, das über die schier endlosen Einsatzmöglichkeiten des Mini-PC informiert, Interviews mit Menschen und Machern aus der Raspi-Gemeinschaft veröffentlicht. Und auf Anleitungen zum Selbermachen verweist: Ein selbstgebauter Roboter-Hund, eine 3D-Kamera im Eigenbau, ein Seismograph oder wie aus mehreren Pi ein Rechnerverbund wird.
Der Komplexität der Projekte sind keine Grenzen gesetzt, aber gerade die Benutzerfreundlichkeit für Anfänger zeichnet den Raspi aus. Das Betriebssystem Pi OS oder andere Distributionen lassen sich einsteigerfreundlich auf eine SD-Karte kopieren und nutzen. Ein Bildschirm kann per HDMI angeschlossen werden.
Über die Jahre ist der Raspi in immer leistungsstärkeren Ausführungen erschienen. Bislang kaufte der Kunde aber stets nur die nackte Hardware. Ein Gehäuse konnte bei Bedarf zusätzlich erworben werden. Der jüngst angekündigte Raspberry Pi 400 stößt nun in neue Gefilde vor: Der Rechner ist in eine Tastatur integriert, die zugleich als Gehäuse dient. Erweitern lässt sich der Raspi auch mit speziellem Zubehör, etwa einem Kameraobjektiv oder für Audioanwendungen mit dem sogenannten Hifiberry.
Der Raspi hat eine eigene Gerätekategorie begründet, auch andere Hersteller haben heute solche Kleinst-PCs im Angebot. Beispielsweise Asus mit Tinkerboard S oder Radxa mit Rock Pi. Allerdings sind die Unterstützergemeinden meist kleiner als beim Raspi, zum Beispiel tinkerboarding.co.uk für das Tinkerboard oder forum.radxa.com für die Rock Pi.
Doch auch sie eignen sich, erste Schritte im Programmieren zu machen, sich mit anderen darüber auszutauschen, kreative Problemlösungen zu erarbeiten und dabei den Aufbau und die Funktionsweise von Computern nachzuvollziehen. projects.raspberrypi.org/ de-DE/projects magpi.raspberrypi.org raspberrypi.org/downloads/ noobs
Entwickler Eben Upton rechnet mit gut 1000 Verkäufen. Es werden Millionen.