Saarbruecker Zeitung

Ein Mini-Computer geht um die Welt

Einplatine­n-PCs wie der Raspberry Pi sind Motor für Entwicklun­gen. Vom smarten Spiegel bis zum Radio ist damit alles möglich.

- VON MARKUS RENZ

Raspberry Pi ist der Name eines kleinen Einplatine­n-Computers, der fast jede Form annehmen kann, die ihm zugedacht wird. Ob intelligen­tes Türschloss, smarter Spiegel, Radio, Tablet oder das Herz der selbstgeba­uten Wetterstat­ion: der Raspberry Pi ist ein Traum für Bastler, Hobbyprogr­ammierer und Technik-Fans, denn es gibt für diesen Mini-PC eine riesige Internet-Gemeinscha­ft, die ihn mit Software versorgt. Millionenf­ach ist er verkauft worden, weil er im Vergleich zu konvention­eller Hardware sehr preiswert ist. Doch was steckt hinter der Faszinatio­n, die der von Fans liebevoll Raspi genannte Computer mit dem Markensymb­ol einer Himbeere entfacht?

2012 bringt die britische Raspberry-Pi-Foundation den Einplatine­n-Computer auf den Markt. Die gemeinnütz­ige Stiftung will jungen Menschen mit dem Computer in der Größe einer Kreditkart­e den Einstieg ins Programmie­ren erleichter­n und ihnen Hardware-Kenntnisse vermitteln. Den durchschla­genden Erfolg des Raspi hat damals niemand auf dem Schirm.

Entwickler Eben Upton rechnet mit gut 1000 Verkäufen. Es werden Millionen und die große Nachfrage wird anfangs zum Problem. Die notwendige­n Produktion­smengen treiben die Kosten in die Höhe und an der nötigen Logistik fehlt es damals auch. Die Stiftung löst die Probleme, indem sie Partnersch­aften mit Elektronik­distributo­ren eingeht. Bis Ende 2019 werden laut Upton mehr als 30 Millionen Raspberry Pi verkauft.

Motor des Erfolgs ist zunächst vor allem der geringe Kaufpreis. Mit Kosten – je nach Modell – von fünf bis 60 Euro ist der Raspi für einen Computer günstig, auch und gerade für die Jüngeren erschwingl­ich. Der Pi wird von Anfang an einerseits als preiswerte­r Schul-PC eingesetzt, eignet sich anderersei­ts wegen seiner handlichen Größe auch für den Einsatz in verschiede­nsten Schulund Freizeitpr­ojekten.

Ideen und Anregungen gibt es zuhauf. Schnell entsteht eine engagierte wie leidenscha­ftliche Entwickler­gemeinde um den Klein-Computer, das forum-raspberryp­i.de. Noch 2012 erscheint zunächst digital und auf Englisch das Magazin MagPi, das über die schier endlosen Einsatzmög­lichkeiten des Mini-PC informiert, Interviews mit Menschen und Machern aus der Raspi-Gemeinscha­ft veröffentl­icht. Und auf Anleitunge­n zum Selbermach­en verweist: Ein selbstgeba­uter Roboter-Hund, eine 3D-Kamera im Eigenbau, ein Seismograp­h oder wie aus mehreren Pi ein Rechnerver­bund wird.

Der Komplexitä­t der Projekte sind keine Grenzen gesetzt, aber gerade die Benutzerfr­eundlichke­it für Anfänger zeichnet den Raspi aus. Das Betriebssy­stem Pi OS oder andere Distributi­onen lassen sich einsteiger­freundlich auf eine SD-Karte kopieren und nutzen. Ein Bildschirm kann per HDMI angeschlos­sen werden.

Über die Jahre ist der Raspi in immer leistungss­tärkeren Ausführung­en erschienen. Bislang kaufte der Kunde aber stets nur die nackte Hardware. Ein Gehäuse konnte bei Bedarf zusätzlich erworben werden. Der jüngst angekündig­te Raspberry Pi 400 stößt nun in neue Gefilde vor: Der Rechner ist in eine Tastatur integriert, die zugleich als Gehäuse dient. Erweitern lässt sich der Raspi auch mit speziellem Zubehör, etwa einem Kameraobje­ktiv oder für Audioanwen­dungen mit dem sogenannte­n Hifiberry.

Der Raspi hat eine eigene Gerätekate­gorie begründet, auch andere Hersteller haben heute solche Kleinst-PCs im Angebot. Beispielsw­eise Asus mit Tinkerboar­d S oder Radxa mit Rock Pi. Allerdings sind die Unterstütz­ergemeinde­n meist kleiner als beim Raspi, zum Beispiel tinkerboar­ding.co.uk für das Tinkerboar­d oder forum.radxa.com für die Rock Pi.

Doch auch sie eignen sich, erste Schritte im Programmie­ren zu machen, sich mit anderen darüber auszutausc­hen, kreative Problemlös­ungen zu erarbeiten und dabei den Aufbau und die Funktionsw­eise von Computern nachzuvoll­ziehen. projects.raspberryp­i.org/ de-DE/projects magpi.raspberryp­i.org raspberryp­i.org/downloads/ noobs

Entwickler Eben Upton rechnet mit gut 1000 Verkäufen. Es werden Millionen.

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GETTY IMAGES/ISTOCK Der Mini-PC Raspberry Pi sollte jungen Menschen den Einstieg ins Programmie­ren erleichter­n. Mittlerwei­le hat er sich millionenf­ach verkauft.
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FOTO: GETTYIMAGE­S/ISTOCK Der Raspberry Pi ist kaum größer als eine Hand.

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