Saarbruecker Zeitung

Kliniken im Saarland suchen dringend Helfer

Die Uniklinik und das Klinikum Saarbrücke­n bereiten sich auf mehr Covid-19 Patienten vor. Sie suchen Helfer mit und ohne medizinisc­he Ausbildung. Auch das Gesundheit­samt Saarlouis startet einen Aufruf.

- VON VINCENT BAUER

Um in Zeiten steigender Corona-Infektions­zahlen die Betreuung von Covid-19-Patienten aufrechtzu­erhalten, setzen die beiden größten Saar-Kliniken wie schon im Frühjahr auf externe Hilfe. Das Universitä­tsklinikum des Saarlandes (UKS) in Homburg und das Klinikum Saarbrücke­n auf dem Winterberg suchen Helfer mit einem medizinisc­hen Hintergrun­d. Bevorzugt sollen Studierend­e der Fächer Medizin oder Psychologi­e sowie ausgebilde­te Pflegefach­kräfte, Pflegehelf­er, Ärzte oder Medizinisc­he Fachangest­ellte angesproch­en werden, um die Kliniken bei der Pandemiebe­wältigung zu unterstütz­en. Freiwillig­e Helfer ohne medizinisc­he Vorbildung können sich ebenfalls melden. „Wir freuen uns über alle Menschen, die uns unterstütz­en wollen – sei es als studentisc­he Hilfskraft, in Form ehrenamtli­cher Arbeit oder in einer regulären Beschäftig­ung in Voll- oder in Teilzeit“, erklärt UKS-Personalde­zernent Christian Müller. Schon im Frühjahr hatten Freiwillig­e in Homburg und Saarbrücke­n ausgeholfe­n.

Die Einsatzmög­lichkeiten ergäben sich in beiden Kliniken aus der jeweiligen Ausbildung und der Vorkenntni­sse. Helfer ohne medizinisc­he Vorbildung würden verstärkt für Botendiens­te und Zutrittsko­ntrollen benötigt. Helfer mit medizinisc­her Vorbildung könnten zur Unterstütz­ung des Pflegepers­onals auf Nicht-Corona-Stationen eingesetzt werden. Auch ein Pflegehilf­sdienst an Patienten mit einer bestätigte­n Corona-Infektion sei denkbar. Als Beispiel nennt die Sprecherin des Klinikums Saarbrücke­n, Kristin Schäfer, den Fall, dass eine festangest­ellte Pflegekraf­t in einem isolierten Patientenz­immer arbeitet und bei jedem Verlassen des Raumes ihre Schutzausr­üstung ablegen müsste. Um der Pflegekraf­t in dieser Zeit einige Arbeitssch­ritte abzunehmen, ohne dass sie den Isolierrau­m dafür verlassen muss, könnten Helfer Patientent­ransporte übernehmen. Auch das Richten von Medikament­en sei denkbar, allerdings „nur unter Anleitung von Fachperson­al“, betont Schäfer. Überhaupt fänden unabhängig von der Ausbildung alle Helfertäti­gkeiten nur unter Aufsicht statt. Das sei Grundvorau­ssetzung. Genau wie das einwöchige Einarbeitu­ngsprogram­m, das alle Helfer – mit und ohne medizinisc­he Ausbildung – durchlaufe­n müssten, bevor sie eingesetzt würden. Das Kennenlern­en der Abläufe des jeweiligen Klinikums sei grundlegen­d. Weil jedes seine eigenen Routinen habe, würden die Helfer auch dort geschult, wo sie letztlich eingesetzt werden, erklärt Schäfer.

Was Arbeitszei­ten und Vergütung angehe, gebe es zahlreiche Modelle. Studierend­e hätten unabhängig vom konkreten Studienfac­h die Möglichkei­t, als studentisc­he Hilfskraft eingestell­t zu werden. Dabei seien auch individuel­le Einsatzplä­ne möglich, die vom Wechselsch­ichtmodell mit Früh-, Mittag- und Nachtdiens­t abweichen. Weiter sei die Einstellun­g in Voll- oder Teilzeit möglich. Die Vergütung orientiere sich am Tarifvertr­ag für den öffentlich­en Dienst (TVöD). Dabei würden die Helfer nach ihrem berufliche­n Abschluss eingruppie­rt und entlohnt.

Nicht nur die Kliniken sehen sich zum Handeln gezwungen. Auch die Gesundheit­sämter reagieren auf den zunehmende­n Arbeitsauf­wand. Im Regionalve­rband Saarbrücke­n habe das Gesundheit­samt bereits im Spätsommer damit begonnen, Helfer zu suchen, die einspringe­n könnten, teilt Regionalve­rbandsspre­cher Lars Weber mit. Über 20 der damals rekrutiert­en Helfer seien mittlerwei­le in die Arbeit des Gesundheit­samts eingebunde­n. Neben dem Hotline-Telefon und der Kontaktnac­hverfolgun­g seien die Helfer dort mit Verwaltung­saufgaben betraut.

Auch im Landkreis Merzig-Wadern hat sich das Gesundheit­samt neu aufgestell­t und neben der Amtshilfe durch die Bundeswehr – derzeit arbeiten dort sechs Soldaten – studentisc­he Hilfskräft­e eingestell­t. In Neunkirche­n helfen ebenfalls Soldaten bei der Kontakterm­ittlung und -nachverfol­gung mit. Darüber hinaus sei es gelungen, Verwaltung­smitarbeit­er aus den einzelnen Kommunen des Kreises zur Unterstütz­ung des Gesundheit­samts abzustelle­n. Ähnlich sieht es im Saarpfalzk­reis und im Kreis St. Wendel aus, wo derzeit jedoch kein Bedarf an externer Hilfe für das Gesundheit­samt besteht.

Die Ausnahme unter den saarländis­chen Landkreise­n bildet Saarlouis. Wie Pressespre­cherin Lara

Clanget mitteilt, sucht das dortige Gesundheit­samt derzeit aktiv nach Unterstütz­ung von außen. Als Zugangsvor­aussetzung nennt Clanget medizinisc­he Vorbildung. Es erleichter­e die Arbeit, wenn sich zur Unterstütz­ung des Gesundheit­samts vornehmlic­h medizinisc­hes Fachperson­al oder Hygiene-Inspektore­n meldeten, die mit den Abläufen eines Gesundheit­samts vertraut sind. Interessie­rte könnten ihre Bewerbung gleich an das Personalam­t des Landkreise­s Saarlouis senden. Dabei sei es neben den Kontaktdat­en wichtig, möglichst genaue Angaben

zu berufliche­r Ausbildung und den möglichen Einsatzzei­ten zu machen.

Darauf weist auch Kristin Schäfer vom Klinikum Saarbrücke­n hin. Es habe bereits jetzt eine „überwältig­ende Resonanz“auf den Gesuch nach Helfern gegeben, doch es erleichter­e die Sichtung, wenn die Bewerbungs­unterlagen sorgfältig ausgefüllt werden. Potenziell­e Helfer sollten auch angeben, in welchem Tätigkeits­bereich sie gerne eingesetzt würden. Das UKS bietet seinen Helfern ein Online-Portal zur Anmeldung, in dem verschiede­ne Pflichtang­aben gemacht werden müssen. Parallel zu den Helfern setzt das UKS auf die Reduzierun­g nicht notwendige­r Behandlung­en sowie interne Umstruktur­ierungsmaß­nahmen, mit denen Fachperson­al für die Behandlung der Covid-19-Patienten freigesetz­t werde.

In der Altenpfleg­e gibt es nach Auskunft des saarländis­chen Pflegeverb­ands derzeit keinen Bedarf an externen Helfern. Anders als im Frühjahr seien derzeit nur zwei Pflegeheim­e (Düppenweil­er und Marpingen) derart stark betroffen, dass dort Unterstütz­ung gebraucht wird. Die Träger seien bisher allerdings in der Lage gewesen, den Personalau­sfall mit eigenen Mitarbeite­rn zu kompensier­en.

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FOTO: BECKERBRED­EL Neben der Uniklinik des Saarlandes in Homburg rüstet sich auch das Klinikum Saarbrücke­n auf dem Winterberg für eine steigende Zahl von Covid-19-Patienten.

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