Kliniken im Saarland suchen dringend Helfer
Die Uniklinik und das Klinikum Saarbrücken bereiten sich auf mehr Covid-19 Patienten vor. Sie suchen Helfer mit und ohne medizinische Ausbildung. Auch das Gesundheitsamt Saarlouis startet einen Aufruf.
Um in Zeiten steigender Corona-Infektionszahlen die Betreuung von Covid-19-Patienten aufrechtzuerhalten, setzen die beiden größten Saar-Kliniken wie schon im Frühjahr auf externe Hilfe. Das Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) in Homburg und das Klinikum Saarbrücken auf dem Winterberg suchen Helfer mit einem medizinischen Hintergrund. Bevorzugt sollen Studierende der Fächer Medizin oder Psychologie sowie ausgebildete Pflegefachkräfte, Pflegehelfer, Ärzte oder Medizinische Fachangestellte angesprochen werden, um die Kliniken bei der Pandemiebewältigung zu unterstützen. Freiwillige Helfer ohne medizinische Vorbildung können sich ebenfalls melden. „Wir freuen uns über alle Menschen, die uns unterstützen wollen – sei es als studentische Hilfskraft, in Form ehrenamtlicher Arbeit oder in einer regulären Beschäftigung in Voll- oder in Teilzeit“, erklärt UKS-Personaldezernent Christian Müller. Schon im Frühjahr hatten Freiwillige in Homburg und Saarbrücken ausgeholfen.
Die Einsatzmöglichkeiten ergäben sich in beiden Kliniken aus der jeweiligen Ausbildung und der Vorkenntnisse. Helfer ohne medizinische Vorbildung würden verstärkt für Botendienste und Zutrittskontrollen benötigt. Helfer mit medizinischer Vorbildung könnten zur Unterstützung des Pflegepersonals auf Nicht-Corona-Stationen eingesetzt werden. Auch ein Pflegehilfsdienst an Patienten mit einer bestätigten Corona-Infektion sei denkbar. Als Beispiel nennt die Sprecherin des Klinikums Saarbrücken, Kristin Schäfer, den Fall, dass eine festangestellte Pflegekraft in einem isolierten Patientenzimmer arbeitet und bei jedem Verlassen des Raumes ihre Schutzausrüstung ablegen müsste. Um der Pflegekraft in dieser Zeit einige Arbeitsschritte abzunehmen, ohne dass sie den Isolierraum dafür verlassen muss, könnten Helfer Patiententransporte übernehmen. Auch das Richten von Medikamenten sei denkbar, allerdings „nur unter Anleitung von Fachpersonal“, betont Schäfer. Überhaupt fänden unabhängig von der Ausbildung alle Helfertätigkeiten nur unter Aufsicht statt. Das sei Grundvoraussetzung. Genau wie das einwöchige Einarbeitungsprogramm, das alle Helfer – mit und ohne medizinische Ausbildung – durchlaufen müssten, bevor sie eingesetzt würden. Das Kennenlernen der Abläufe des jeweiligen Klinikums sei grundlegend. Weil jedes seine eigenen Routinen habe, würden die Helfer auch dort geschult, wo sie letztlich eingesetzt werden, erklärt Schäfer.
Was Arbeitszeiten und Vergütung angehe, gebe es zahlreiche Modelle. Studierende hätten unabhängig vom konkreten Studienfach die Möglichkeit, als studentische Hilfskraft eingestellt zu werden. Dabei seien auch individuelle Einsatzpläne möglich, die vom Wechselschichtmodell mit Früh-, Mittag- und Nachtdienst abweichen. Weiter sei die Einstellung in Voll- oder Teilzeit möglich. Die Vergütung orientiere sich am Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Dabei würden die Helfer nach ihrem beruflichen Abschluss eingruppiert und entlohnt.
Nicht nur die Kliniken sehen sich zum Handeln gezwungen. Auch die Gesundheitsämter reagieren auf den zunehmenden Arbeitsaufwand. Im Regionalverband Saarbrücken habe das Gesundheitsamt bereits im Spätsommer damit begonnen, Helfer zu suchen, die einspringen könnten, teilt Regionalverbandssprecher Lars Weber mit. Über 20 der damals rekrutierten Helfer seien mittlerweile in die Arbeit des Gesundheitsamts eingebunden. Neben dem Hotline-Telefon und der Kontaktnachverfolgung seien die Helfer dort mit Verwaltungsaufgaben betraut.
Auch im Landkreis Merzig-Wadern hat sich das Gesundheitsamt neu aufgestellt und neben der Amtshilfe durch die Bundeswehr – derzeit arbeiten dort sechs Soldaten – studentische Hilfskräfte eingestellt. In Neunkirchen helfen ebenfalls Soldaten bei der Kontaktermittlung und -nachverfolgung mit. Darüber hinaus sei es gelungen, Verwaltungsmitarbeiter aus den einzelnen Kommunen des Kreises zur Unterstützung des Gesundheitsamts abzustellen. Ähnlich sieht es im Saarpfalzkreis und im Kreis St. Wendel aus, wo derzeit jedoch kein Bedarf an externer Hilfe für das Gesundheitsamt besteht.
Die Ausnahme unter den saarländischen Landkreisen bildet Saarlouis. Wie Pressesprecherin Lara
Clanget mitteilt, sucht das dortige Gesundheitsamt derzeit aktiv nach Unterstützung von außen. Als Zugangsvoraussetzung nennt Clanget medizinische Vorbildung. Es erleichtere die Arbeit, wenn sich zur Unterstützung des Gesundheitsamts vornehmlich medizinisches Fachpersonal oder Hygiene-Inspektoren meldeten, die mit den Abläufen eines Gesundheitsamts vertraut sind. Interessierte könnten ihre Bewerbung gleich an das Personalamt des Landkreises Saarlouis senden. Dabei sei es neben den Kontaktdaten wichtig, möglichst genaue Angaben
zu beruflicher Ausbildung und den möglichen Einsatzzeiten zu machen.
Darauf weist auch Kristin Schäfer vom Klinikum Saarbrücken hin. Es habe bereits jetzt eine „überwältigende Resonanz“auf den Gesuch nach Helfern gegeben, doch es erleichtere die Sichtung, wenn die Bewerbungsunterlagen sorgfältig ausgefüllt werden. Potenzielle Helfer sollten auch angeben, in welchem Tätigkeitsbereich sie gerne eingesetzt würden. Das UKS bietet seinen Helfern ein Online-Portal zur Anmeldung, in dem verschiedene Pflichtangaben gemacht werden müssen. Parallel zu den Helfern setzt das UKS auf die Reduzierung nicht notwendiger Behandlungen sowie interne Umstrukturierungsmaßnahmen, mit denen Fachpersonal für die Behandlung der Covid-19-Patienten freigesetzt werde.
In der Altenpflege gibt es nach Auskunft des saarländischen Pflegeverbands derzeit keinen Bedarf an externen Helfern. Anders als im Frühjahr seien derzeit nur zwei Pflegeheime (Düppenweiler und Marpingen) derart stark betroffen, dass dort Unterstützung gebraucht wird. Die Träger seien bisher allerdings in der Lage gewesen, den Personalausfall mit eigenen Mitarbeitern zu kompensieren.