Auf Bistümer kommen hohe Zahlungen zu
Elf Jahre nach der Aufdeckung des Missbrauch-Skandals können Opfer ab 2021 höhere Summen beantragen.
TRIER/SPEYER (dpa) Die katholischen Bistümer in Rheinland-Pfalz und im Saarland stellen sich nach der Neuregelung der Anerkennungszahlungen für Missbrauchsopfer auf hohe Zahlungen ein. Das Bistum Speyer etwa rechnet damit, dass sich die Höhe der Leistungen auf insgesamt drei bis vier Millionen Euro erhöhen werde, wie Sprecher Markus Herr sagte. Bislang wurden dort rund 482 000 Euro an 55 Betroffene gezahlt. Nach einem Beschluss der deutschen Bischöfe vom September sollen Opfer sexuellen Missbrauchs künftig auf
Antrag Ausgleichszahlungen von bis zu 50 000 Euro erhalten. Anträge können ab dem 1. Januar 2021 gestellt werden.
Die Höhe der Einmalzahlungen legt ein unabhängiges Entscheidungsgremium individuell fest: Das Gremium aus sieben Personen soll bis Ende des Jahres stehen, teilte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) in Bonn mit.
Seit 2010 hat das Bistum Trier 105 Anträge auf „finanzielle Leistungen in Anerkennung des erlittenen Leids“bewilligt und insgesamt 506 000 Euro (Stand September 2019) an Opfer gezahlt. Das sind im Schnitt rund 5000 Euro pro Person. Man gehe davon aus, dass ein Teil der Betroffenen erneut einen Antrag stellen werde, sagte Sprecherin Judith Rupp. Eine Prognose zur Höhe der weiteren Zahlungen sei derzeit „reine Spekulation“, weil man nicht wisse, wie viele Anträge stellen und welche Summen zugesprochen würden.
Die notwendigen Summen würden aber entsprechend „vorgehalten“und stammten ausschließlich aus Mitteln des Bischöflichen Stuhls – also nicht aus der Kirchensteuer, teilte das Bistum Trier mit.
Im Herbst 2018 hatte die katholische Kirche die sogenannte MHG-Studie und damit Zahlen zu sexuellem Missbrauch öffentlich gemacht. Demnach sind bundesweit in den Personalakten von 1946 bis 2014 insgesamt 1670 Kleriker wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger beschuldigt worden. Es gab 3677 Opfer. In Rheinland-Pfalz und im Saarland wurden Hunderte Kinder und Jugendliche missbraucht.