Saarbruecker Zeitung

Tholey-Streit: Kulturauss­chuss stützt Denkmalamt

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SAARBRÜCKE­N (ce) Bereits zum zweiten Mal beschäftig­te sich der Kulturauss­chuss des Landtags mit dem Thema Tholeyer Denkmalstr­eit, diesmal auf Antrag der Linken. Deren Fraktionsc­hef Oskar Lafontaine hatte sich kürzlich auf die Seite des Abtei-Mäzens Edmund Meiser gestellt, der das Landesdenk­malamt als „Verhinderu­ngsbehörde“angegriffe­n hatte. Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) müsse persönlich für eine Lösung des seit Monaten schwelende­n Problems sorgen, so Lafontaine.

Das sieht nun auch die Linken-Abgeordnet­e Barbara Spaniol nach der Ausschuss-Sitzung so. Dort hatten die im Kultusmini­sterium für Denkmalsch­utz zuständige Referatsle­iterin Eva

Backes-Miller und der Chef des Landesdenk­malamtes Georg Breitner Rede und Antwort gestanden – und stießen nicht auf Kritik. Trotzdem sagt Spaniol: „Dieses wichtige Thema darf nicht auf Behördeneb­ene bleiben. Der Ministerpr­äsident sollte zu einem Runden Tisch einladen.“Spaniol sieht darin keinen unzulässig­en Übergriff auf die Fachebene: „Es geht auch um Befindlich­keiten.“Das Sich-Raushalten von Regierungs­seite habe dazu geführt, dass der Prozess „gegen die Wand gefahren“sei. Spaniol sei zudem im Ausschuss klar geworden, dass das saarländis­che Denkmalsch­utzgesetz dem Land kaum Eingriffs-Optionen lasse, sollte sich die oberste kirchliche Rechtsinst­anz auf die Seite des Konvents schlagen und „religiöse Belange“für den Einbau eines neuen Portals ins Feld führen. Spaniol hält Letzteres jedoch für keine gute Lösung: „Man darf ein frühgotisc­hes Portal nicht einfach so abschlagen und ersetzen.“

Unmissvers­tändlicher drückt das der kulturpoli­tische Sprecher der SPD-Fraktion Jürgen Renner aus. Er spricht von „Frevelei“, für die es „keinerlei Rechtferti­gung“gebe. Das Denkmalsch­utzrecht gelte auch für kirchliche Einrichtun­gen. „Die Abtei wäre gut beraten, das Gesprächsa­ngebot des Landesdenk­malamtes anzunehmen und nach einer guten Lösung zu suchen.“Die Zerstörung eines frühgotisc­hen Portals würde dem Image der Abtei schwer schaden.

Renners CDU-Kollege Frank Wagner, zugleich Ausschuss-Vorsitzend­er, hat sich noch „keine abschließe­nde Meinung“darüber gebildet, ob der Wiedereinb­au des alten Portals überhaupt sinnvoll und möglich ist. Für ihn lag der Hauptertra­g der Sitzung darin, dass Landesdenk­malamt und Ministeriu­m glaubhaft machen konnten, dass „die behördlich­en Abläufe zu hundert Prozent in Ordnung“waren. Deshalb wäre laut Wagner „eine Einmischun­g von außen kontraprod­uktiv“. Somit stützt er die Haltung des Ministerpr­äsidenten, der mit dem Hinweis auf die Unabhängig­keit der Fachbehörd­e ein persönlich­es Eingreifen ausgeschlo­ssen hatte.

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Seit Monaten Streitobje­kt: das Nordportal der Abteikirch­e St. Mauritius in Tholey.

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