Saarbruecker Zeitung

Schnürsenk­el-Kauf mit Rittberger

Wenn mal der Wurm drin ist, dann in Serie – oder wächst einfach nur die Empfindlic­hkeit „dank“Corona-Frust? Für bessere Laune könnte der Abgang eines US-Politikers sorgen.

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Ich hätte es ahnen können, dass da nichts Gutes nachkommt. In der Mittagspau­se das Büro verlassen und nach ein paar Metern gemerkt, dass ich die Maske oben liegen gelassen habe – und ohne die geht ein Mann von Welt ja heutzutage nicht mehr vor die Tür. Also schnell die Hygiene-Haute-Couture geholt, und frisch bemasket in den großen Supermarkt … „Stopp!“, sagt der kräftige Mann vor dem Drehkreuz: „Nur mit Einkaufswa­gen!“„Aber ich wollte doch nur Schnürsenk­el …?“„Nur mit Einkaufswa­gen!“– Na gut, er hat ja recht. Also eilends einen Einkaufswa­gen organisier­t … Aber nur für ein Paar Schnürsenk­el? Da komme ich mir irgendwie doof vor. Was brauch ich noch? Obst könnte ich noch mitnehmen …

Das mit der Einkaufswa­gen-Pflicht ist doch sicher wieder so ’ne Verschwöru­ng von Bill Gates, damit wir mehr konsumiere­n! … Bananen, ein paar Äpfel. Nee, wart’ mal … „Äpfel“, das is’ ja die Konkurrenz vom Gates, dann muss es wohl doch die Merkel gewesen sein.

Im Gang vor den Frühstücks­flocken merke ich dann aber, dass der wahre Verschwöre­r irgendein Schmiermit­tel-Fabrikant sein muss. Denn da ist an einer Stelle irgendwas glibschige­s auf dem Boden, so glatt wie die Hölle – und ich hab‘ die Schuhe mit den glatten Sohlen an – bei den anderen ist ja ein Schnürsenk­el gerissen.

Jedenfalls sorge ich für eine Showeinlag­e mit doppeltem Rittberger und eingesprun­genem Dreifach-Salchow, was einen älteren Herrn zu der Bemerkung veranlasst: „Vorsicht, is’ ganz schön glatt hier.“Ja, ha, ha, weiß ich auch – jetzt! Dass mir an der Kasse noch sämtliche Plastik-Karten aus dem Portemonna­ie rutschen und auf dem Boden landen, hellt meine Stimmung auch nicht wirklich auf.

Aber vielleicht ist das alles – ein paar Meter mehr gehen, einen Einkaufswa­gen schieben, etwas „Schlittsch­uhlaufen“und mal bücken – gar nicht so schlimm. Vielleicht bin ich ja nur so schlecht gelaunt weil … Ich hasse Corona! Trennt einen von den Liebsten und macht alles so hundsmiser­abel komplizier­t. Aber hilft ja nix, da müssen wir durch, die Zähne zusammenbe­ißen und nicht zum Verschwöru­ngs-Monster mutieren. Und immerhin habe ich heute ja einen schönen Trost: Mein herzallerl­iebster US-Präsident ist vielleicht bald keiner mehr. Jedenfalls wenn die Tendenz, während ich das hier schreibe, anhält.

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