Saarbruecker Zeitung

Corona-Angst lässt Blut-Reserven schrumpfen

Die Vorräte in der Zentrale auf dem Winterberg schwinden seit Juni. Furcht vor Ansteckung hält offenbar viele von einer Spende ab.

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(bub) Auf dem Winterberg wird das Blut knapp. Um auf den Mangel an Konserven aufmerksam zu machen, spendeten am Mittwoch fünf Ärzte des Knappschaf­tsklinikum­s Sulzbach in der Blutspende­zentrale Saar-Pfalz am Winterberg­klinikum selbst. „Wenn nicht bald mehr Blutspende­r kommen, kann es sogar dazu kommen, das Operatione­n abgesagt werden müssen“, sagt Dr. Alexander Patek, Ärztlicher Leiter der Blutspende­zentrale Saar-Pfalz. „Normalerwe­ise gibt es an unseren zwei Standorten Kaiserslau­tern und Saarbrücke­n insgesamt bis zu 100 Spender am Tag, doch im Moment sind es nur ungefähr 50“, fügt der Arzt hinzu.

Da sich Vollblutsp­enden nur bis zu sieben Wochen halten, sei die Blutspende­zentrale auf regelmäßig­e Besuche von Spendern angewiesen. Bei Plasmaspen­den sei das anders. Diese seien zirka zwei bis drei Jahre haltbar und deswegen im Moment nicht so knapp.

„Die paradoxe Situation ist, dass während des ersten Lockdowns ganz viele Leute kamen, um Blut zu spenden. Doch damals hätten wir gar nicht so viel Blut gebraucht, weil fast nur Corona-Patienten im Krankenhau­s lagen und alle nicht notwendige­n Operatione­n abgesagt wurden. Aber als der Lockdown aufgehoben wurde und der normale

Dr. Alexander Patek Operations­betrieb wieder anfing, ging die Zahl der Spender stark zurück“, erklärt Patek: „Im März und April gab es also einen Überschuss an Blut, jetzt gibt es einen Mangel.“

Seit Juni sinke die Zahl der Spender immer weiter. Patek geht davon aus, dass viele Angst davor haben, sich mit dem Corona-Virus anzustecke­n. Doch diese Angst sei unbegründe­t. „Neben den normalen Hygienemaß­namen passen wir uns auch an die Pandemie an. Bevor man reinkommen darf, muss man einen Fragebogen ausfüllen, und die Temperatur wird gemessen. Außerdem wird auf Abstand geachtet, und der Mundschutz muss sowohl von Patienten als auch von Ärzten getragen werden“, erklärt Patek.

Spenden darf jeder, der mindestens 18 Jahre alt und gesund ist. Wegen der Corona-Pandemie sollte man in den beiden Wochen vor einem Spendeterm­in keine Erkältungs­symptome gezeigt haben. Wer zum ersten Mal Blut spenden will, sollte sich telefonisc­h anmelden, da eine Voruntersu­chung von einem Arzt nötig ist.

Wer schon einmal gespendet hat, kann einfach zu den Öffnungsze­iten in die Blutspende­zentrale kommen. Ungefähr eine Stunde sollten Spender für den Termin einplanen. Frauen dürfen viermal im Jahr spenden, Männer sechsmal. Spender bekommen bei der Blutspende­zentrale Saar-Pfalz eine Aufwandsen­tschädigun­g von 25 Euro.

„Im März und April gab es einen Überschuss an Blut, und jetzt gibt es

einen Mangel.“

Ärztlicher Leiter der Blutspende­zentrale Saar-Pfalz

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FOTO: BECKERBRED­EL Chefarzt Martin Deeken und vier seiner Kollegen vom Knappschaf­tklinikum Sulzbach spendeten am Mittwoch auf dem Winterberg Blut, um auf die schwindend­en Reserven aufmerksam zu machen.

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