Ein König, der leider fast vergessen ist
Hans Joachim Müller war ein großartiger Maler und ein Saarbrücker Original. Die Stadt Saarbrücken besitzt einige seiner Werke.
Das Saarland hat, obwohl es so klein ist, einige durchaus große Künstlerinnen und Künstler hervorgebracht. In loser Folge wollen wir ein wenig in der Kunstgeschichte unserer Region forschen und Menschen vorstellen, die zu Lebzeiten einen guten Namen in der hiesigen Kunst-Szene hatten. Heute ist es sogar ein König, der „König von Daarle“. So war der Ehrentitel des Malers Hans Joachim Müller.
Hans Joachim Müller muss eine besondere Persönlichkeit gewesen sein. Der Künstler aus St. Arnual war stadtbekannt. „Leicht gebeugt, die Kreissäge aus Stroh auf dem Kopf, eine glimmende Virginia im Mundwinkel“, so wird er in einem Artikel der
aus dem Jahr 1988 beschrieben.
Saarbrücker Zeitung
Seine dem Leben zugewandte Art, seine Freundlichkeit, aber auch sein Stolz und seine Autorität als freischaffender Künstler brachten ihm gar den Titel „König von Daarle“ein.
In vielen Anekdoten und Texten wird berichtet, dass Hans Joachim Müller gerne auf den Terrassen der Stadt einen guten Weißwein trank, dass er währenddessen auf Bierdeckeln die Passanten skizzierte, nach rechts und nach links grüßte, dass er ein Bohèmian war.
Darüber hinaus war Hans Joachim Müller aber vor allem ein großartiger Künstler, der nicht nur seine Heimatstadt immer wieder abbildete, sondern sich auch als Portraitmaler einen Namen machte. Und der darüber hinaus skizzenhafte, leichte Aquarelle von Stadtansichten schuf.
Hans Joachim Müller wurde 1909 in Saarbrücken geboren. Seine Eltern betrieben ein Kaffeehaus in der Viktoriastraße. Dort soll Otto Weil auf ihn aufmerksam geworden sein, ein bekannter Saarbrücker Maler, der den jungen Hans Joachim Müller förderte. Nach dessen Tod ging Müller im Jahr 1928 nach München, studierte sieben Semester an der „Akademie für Bildende Künste“. Gleichzeitig absolvierte er die „Akademie für Darstellende Kunst“.
Nach dem Studium kehrte Hans Joachim Müller nach Saarbrücken zurück und wohnte in seinem Elternhaus
in der heutigen Schenkelbergstraße. Er arbeitete nun als freischaffender Künstler, und machte sich vor allem als Portraitmaler einen Namen. In den 1930er/40er Jahren entstehen sensible und einfühlsame Portraits von seinen Angehörigen, oft von seiner Frau Putzi und der Mutter, aber auch von den Damen der Saarbrücker Gesellschaft.
Die Portraits sind vorwiegend in Ölfarben gearbeitet, realistisch gehalten. Aber schon hier deutete sich Hans Joachim Müllers Vorliebe zur Vereinfachung der Formen an, zur Reduktion auf das Wesentliche. Und auch hier zeigte sich schon sein gutes Farbempfinden. Einige dieser Portraits werden heute im Heimatmuseum St. Arnual als Dauerleihgabe der Landeshauptstadt Saarbrücken ausgestellt.
Anfang der 1930er Jahre unternimmt Hans Joachim Müller die ersten Reisen in die südlichen Länder Europas. Die Farben des Südens, die Sonne und die Landschaften werden ihn für den Rest seines Lebens nicht mehr loslassen. Im Laufe der Jahre bereist er Frankreich, Spanien, Korsika, Griechenland, Marokko, Italien.
Und auf diesen Reisen entdeckt Müller die Aquarellmalerei für sich. Das Aquarell wird fortan zu seiner eigentlichen künstlerischen Aussage, in kurzen, stilisierten Skizzen hält er das Charakteristische der Landschaft oder Stadtansicht sehr genau fest. Die Farbgebung zeugt von einem großen Gespür für Licht und Schatten und wird meistens nur sehr sparsam, aber effektvoll eingesetzt.
So sind die Landschaft und die Stadtansicht zu seinem Thema geworden. Alte Skizzenbücher von ihm im Archiv des Kulturamtes belegen, dass Hans Joachim Müller dabei eine bemerkenswerte Vorgehensweise hatte. Vor Ort machte er die Skizzen mit Bleistift und trug teilweise nur die Namen der Farben ein. Erst zuhause, in seinem Atelier, wurden genau diese Farben in die Felder eingetragen.
Hans Joachim Müller erhielt 1967 den Grand Prix der Stadt Sarreguemines, 1978 den Kunstpreis der Landeshauptstadt Saarbrücken, hatte Ausstellungen in der Modernen Galerie, der Pfalzgalerie Kaiserslautern und im Haus der Parlamentarier in Bonn.
Im Jahr 1982 kaufte die Stadt Saarbrücken viele seiner Werke auf Rentenbasis an. So befindet sich bis heute ein großer Teil der Werke in Stadtbesitz.
Hans-Joachim Müller stirbt im Januar 1994 in Saarbrücken. So populär, wie der „König von Daarle“einst in seiner Heimatstadt war, ist er heute nicht mehr. Eine letzte Ausstellung seiner Werke hat im Jahr 2001 im Heimatmuseum St. Arnual stattgefunden. Seither kann man sich dort immerhin an einigen seiner trefflichen Portraits oder leichten, sonnigen Aquarelle erfreuen.