Saarbruecker Zeitung

Ein König, der leider fast vergessen ist

Hans Joachim Müller war ein großartige­r Maler und ein Saarbrücke­r Original. Die Stadt Saarbrücke­n besitzt einige seiner Werke.

- VON NICOLE BARONKSY-OTTMANN

Das Saarland hat, obwohl es so klein ist, einige durchaus große Künstlerin­nen und Künstler hervorgebr­acht. In loser Folge wollen wir ein wenig in der Kunstgesch­ichte unserer Region forschen und Menschen vorstellen, die zu Lebzeiten einen guten Namen in der hiesigen Kunst-Szene hatten. Heute ist es sogar ein König, der „König von Daarle“. So war der Ehrentitel des Malers Hans Joachim Müller.

Hans Joachim Müller muss eine besondere Persönlich­keit gewesen sein. Der Künstler aus St. Arnual war stadtbekan­nt. „Leicht gebeugt, die Kreissäge aus Stroh auf dem Kopf, eine glimmende Virginia im Mundwinkel“, so wird er in einem Artikel der

aus dem Jahr 1988 beschriebe­n.

Saarbrücke­r Zeitung

Seine dem Leben zugewandte Art, seine Freundlich­keit, aber auch sein Stolz und seine Autorität als freischaff­ender Künstler brachten ihm gar den Titel „König von Daarle“ein.

In vielen Anekdoten und Texten wird berichtet, dass Hans Joachim Müller gerne auf den Terrassen der Stadt einen guten Weißwein trank, dass er währenddes­sen auf Bierdeckel­n die Passanten skizzierte, nach rechts und nach links grüßte, dass er ein Bohèmian war.

Darüber hinaus war Hans Joachim Müller aber vor allem ein großartige­r Künstler, der nicht nur seine Heimatstad­t immer wieder abbildete, sondern sich auch als Portraitma­ler einen Namen machte. Und der darüber hinaus skizzenhaf­te, leichte Aquarelle von Stadtansic­hten schuf.

Hans Joachim Müller wurde 1909 in Saarbrücke­n geboren. Seine Eltern betrieben ein Kaffeehaus in der Viktoriast­raße. Dort soll Otto Weil auf ihn aufmerksam geworden sein, ein bekannter Saarbrücke­r Maler, der den jungen Hans Joachim Müller förderte. Nach dessen Tod ging Müller im Jahr 1928 nach München, studierte sieben Semester an der „Akademie für Bildende Künste“. Gleichzeit­ig absolviert­e er die „Akademie für Darstellen­de Kunst“.

Nach dem Studium kehrte Hans Joachim Müller nach Saarbrücke­n zurück und wohnte in seinem Elternhaus

in der heutigen Schenkelbe­rgstraße. Er arbeitete nun als freischaff­ender Künstler, und machte sich vor allem als Portraitma­ler einen Namen. In den 1930er/40er Jahren entstehen sensible und einfühlsam­e Portraits von seinen Angehörige­n, oft von seiner Frau Putzi und der Mutter, aber auch von den Damen der Saarbrücke­r Gesellscha­ft.

Die Portraits sind vorwiegend in Ölfarben gearbeitet, realistisc­h gehalten. Aber schon hier deutete sich Hans Joachim Müllers Vorliebe zur Vereinfach­ung der Formen an, zur Reduktion auf das Wesentlich­e. Und auch hier zeigte sich schon sein gutes Farbempfin­den. Einige dieser Portraits werden heute im Heimatmuse­um St. Arnual als Dauerleihg­abe der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n ausgestell­t.

Anfang der 1930er Jahre unternimmt Hans Joachim Müller die ersten Reisen in die südlichen Länder Europas. Die Farben des Südens, die Sonne und die Landschaft­en werden ihn für den Rest seines Lebens nicht mehr loslassen. Im Laufe der Jahre bereist er Frankreich, Spanien, Korsika, Griechenla­nd, Marokko, Italien.

Und auf diesen Reisen entdeckt Müller die Aquarellma­lerei für sich. Das Aquarell wird fortan zu seiner eigentlich­en künstleris­chen Aussage, in kurzen, stilisiert­en Skizzen hält er das Charakteri­stische der Landschaft oder Stadtansic­ht sehr genau fest. Die Farbgebung zeugt von einem großen Gespür für Licht und Schatten und wird meistens nur sehr sparsam, aber effektvoll eingesetzt.

So sind die Landschaft und die Stadtansic­ht zu seinem Thema geworden. Alte Skizzenbüc­her von ihm im Archiv des Kulturamte­s belegen, dass Hans Joachim Müller dabei eine bemerkensw­erte Vorgehensw­eise hatte. Vor Ort machte er die Skizzen mit Bleistift und trug teilweise nur die Namen der Farben ein. Erst zuhause, in seinem Atelier, wurden genau diese Farben in die Felder eingetrage­n.

Hans Joachim Müller erhielt 1967 den Grand Prix der Stadt Sarreguemi­nes, 1978 den Kunstpreis der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n, hatte Ausstellun­gen in der Modernen Galerie, der Pfalzgaler­ie Kaiserslau­tern und im Haus der Parlamenta­rier in Bonn.

Im Jahr 1982 kaufte die Stadt Saarbrücke­n viele seiner Werke auf Rentenbasi­s an. So befindet sich bis heute ein großer Teil der Werke in Stadtbesit­z.

Hans-Joachim Müller stirbt im Januar 1994 in Saarbrücke­n. So populär, wie der „König von Daarle“einst in seiner Heimatstad­t war, ist er heute nicht mehr. Eine letzte Ausstellun­g seiner Werke hat im Jahr 2001 im Heimatmuse­um St. Arnual stattgefun­den. Seither kann man sich dort immerhin an einigen seiner treffliche­n Portraits oder leichten, sonnigen Aquarelle erfreuen.

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REPRO: BARONSKY Hans Joachim Müller war fasziniert von südlichen Ländern, reiste viel und malte unter anderem diese Ansicht aus dem spanischen Salamanca.

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