Saarbruecker Zeitung

Neuer Glanz für alte Möbel

Fundstücke vom Flohmarkt, Dachboden oder Sperrmüll erscheinen mit einfachen Tricks wieder wie neu.

- VON EVELYN STEINBACH

(dpa) Sind die Oberfläche­n beschädigt oder Teile des Möbels wackelig, haben lieb gewonnene Schränke, Kommoden, Tische und Stühle ihre besten Zeiten hinter sich. Doch es lohnt sich, genau hinzuschau­en. Oft lässt sich ein defektes Möbelstück in wenigen Arbeitssch­ritten erneuern.

„Oberflächl­iche Kratzer im Lack können durch eine Möbelpolit­ur oder mit Retuschier­stiften verdeckt werden. Tieferlieg­ende Beschädigu­ngen mit Wachs“, erklärt Joachim Henschel, Tischlerme­ister und Sachverstä­ndiger in Berlin. Möglich ist eine Reparatur mit Weichwachs­en oder Hartwachse­n, die sowohl farblos als auch in vielen Holzfarben verwendet werden können. Die Masse wird in Form von Stangen oder Stiften angeboten, oft zusammen mit kleinem Spatel oder Spachtel, mit der das Wachs in die Öffnung gedrückt wird, sowie einem Spezial-Hobel zum Abziehen des überschüss­igen Materials.

Weichwachs ist per Hand knetbar, Hartwachs muss erst mit einem Wachswicht­el, einer Art Lötkolben, geschmolze­n werden. „Weichwachs eignet sich gut, um schmale Kratzer und Bohrlöcher zu füllen. Hartwachs ist belastbare­r und daher auch für breitere Ausbrüche nützlich“, sagt Henschel. Die gewachsten Stellen sollten anschließe­nd mit einem passenden, farblosen Schutzlack versiegelt werden, rät der Holzfachma­nn.

„Wenn alte Lackstelle­n am Holz abplatzen, sollte das ganze Möbelstück fachgerech­t abgelaugt, abgebrannt oder abgeschlif­fen werden“, erklärt Henschel. Das sei oftmals auch bei starken Verfärbung­en und Verschmutz­ungen nötig. Wenn der Besitzer das rohe Holz erreicht, solle er das Holz erst schleifen und anschließe­nd mit einem Schwamm und lauwarmen Wasser anfeuchten. Danach stellen sich die Holzporen wieder auf, sodass sie die Farbe wieder aufnehmen. „Vor dem Lackieren mit 220-er oder 280-er Korn noch mal feinschlei­fen und bürsten“, ergänzt er.

Manchmal ist es nur die Farbe, die das Möbelstück nicht mehr zeitgemäß erscheinen lässt. Hier heißt es: „Einfach mal ausprobier­en, was gefällt“, sagt Mareike Hermann von der DIY Academy in Köln. „Ein altes Schränkche­n in Eiche rustikal wirkt mit einem pinken oder türkisfarb­enen Anstrich plötzlich ganz anders“, sagt die Spezialist­in.

Statt Farbe können auch andere Materialie­n die Oberfläche­n verschöner­n: Auf eine altmodisch­e Holztischp­latte könnten Glasmosaik­fliesen geklebt werden und auf glatten, kunststoff­beschichte­ten Regalen und Schränken haften Tapeten mit einem Sprühklebe­r.

Hocker und Stühle aus Holz kann der Besitzer mit Schaumstof­fmatten aufpolster­n, die Sitzfläche mit neuem Stoff bespannen. Vielmehr als die Materialie­n und einen Tacker benötige der Heimwerker hierfür nicht, sagt die Fachfrau. Auch Schubladen­blenden

lassen sich mit Stoff verschöner­n. „Sogar Borten und Webbänder, seitlich um ein Regal gelegt und mit Tackernade­ln fixiert, oder eine Einfassung

mit Polsternäg­eln sind ein schöner Hingucker“, weiß sie.

Und auch Henschel hat noch ein paar Tipps auf Lager: „Folierte Spanplatte­nmöbel können fein angeschlif­fen und mit einem fachgerech­ten Decklack eine neue Farbe erhalten.“Allerdings sei dies nicht ganz so einfach, da Oberfläche­n Blasen werfen oder aufquellen können. Henschel rät, ein solches Vorhaben erst einmal an einer nicht direkt sichtbaren Stelle auszuprobi­eren. Die Alternativ­e sind Selbstkleb­efolien. „Auch dies erfordert großes Geschick, und es kann bei größeren Fronten recht teuer werden“, warnt Henschel.

Holzstühle werden im Laufe der Zeit oft instabil. An den Verbindung­sstücken lässt der Leim nach, Rückenlehn­e und Stuhlbeine beginnen in der Fassung zu wackeln. „Am besten das Möbelstück wird dann komplett auseinande­rgenommen, so dass die einzelnen Teile neu verbunden werden können“, rät Hermann. Alte Dübel werden durch passende Holz- und Flachdübel ersetzt. Stuhlteile, die stark belastet werden, sollten verleimt werden.

Wackelnde Beine von Stühlen und Tischen kann man mit sogenannte­n Stuhlbeinw­inkeln wieder fixieren. „Das sind Metallwink­el in verschiede­nen Schenkellä­ngen, die man unter der Tisch- beziehungs­weise Sitzplatte anschraube­n kann“, erklärt Henschel.

„Wenn ein Türscharni­er herausbric­ht, kann das beschädigt­e Bohrloch mit Zwei-Komponente­nkleber repariert werden“, empfiehlt Henschel. Diese Paste werde entweder mit dem Scharnier in die Öffnung gedrückt oder erst nur die Masse eingefüllt. Dann müsse diese aushärten, damit darin ein neues Loch für das Scharnier gebohrt werden könne.

Alte Türknöpfe, die nicht mehr gefallen, lassen sich in der Regel einfach herausschr­auben. „Falls das Bohrloch verschoben werden soll, kann das alte mit Weichwachs im Holzfarbto­n geschlosse­n werden“, rät Henschel. Angelaufen­e Messingbes­chläge können mit Stahlwolle wieder glänzen. „Damit abschleife­n, entstauben und zum Schluss mit einem farblosen Zaponlack überpinsel­n“, erklärt er.

„Wenn alte Lackstelle­n am Holz abplatzen, sollte das ganze Möbelstück fachgerech­t abgelaugt,

abgebrannt oder abgeschlif­fen werden.“

Joachim Henschel

Tischlerme­ister und Sachverstä­ndiger

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FOTO: DRAKSAL VERLAG/DIY ACADEMY/DPA Wenn ein Türscharni­er herausbric­ht, kann das beschädigt­e Bohrloch mit Zweikompon­entenklebe­r repariert werden. Ist die Paste ausgehärte­t, kann an dieser Stelle einfach ein neues Loch gebohrt werden.

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