Corona-Kontaktermittler sind im Dauerstress
Der erneute Lockdown sorgt für vielschichtige Probleme. Durch das Sportverbot brechen soziale Kontakte weg. Und manche Wettbewerbe können dadurch frühestens wieder nach fast zwölf Monaten in den Spielbetrieb zurückkehren.
Normalerweise würde Jutta Konrad, die Clubheim-Wirtin des SV Auersmacher, in diesen Tagen damit beginnen, sich die Weihnachtsdekoration für dieses Jahr zu überlegen und zusammenzustellen. Meistens beginnt sie Mitte November mit den ersten Schmückarbeiten im Clubheim. In diesem Jahr nicht. Das Vereinsheim des Fußball-Saarlandligisten ist seit Montag für mindestens vier Wochen wegen Corona und des durch den Teil-Lockdown verhängten Verbots des Amateursports geschlossen. „Es ist einfach nur schade. Bei uns auf dem Sportplatz ist sonst jeden Tag viel los. Die Eltern der Jugendspieler kommen nachmittags zu Kaffee oder Tee ins Clubheim, wenn ihre Kinder trainieren. Wir haben immer eine schöne Zeit – und das fällt jetzt alles weg“, sagt die 63-Jährige.
Jutta Konrad ist nicht auf die Einnahmen durch das Clubheim angewiesen. Sie lässt ihren Vertrag zugunsten des Verein während der Schließung des Clubheims ruhen. Die 63-Jährige findet die gesellschaftlichen und psychischen Folgen der von der Regierung angeordneten Schließungen vielleicht sogar schlimmer als das Corona-Virus. „Für viele Spieler ist Fußball und der soziale Kontakt sehr wichtig. Viele haben mir schon gesagt, dass sie ihr Clubheim sehr vermissen werden“, berichtet Jutta Konrad.
Die B-Jugendspieler der Spvgg Quierschied waren alles andere als glücklich, nachdem Gabriel Britz in der vergangenen Woche nach dem Training verkündet hatte, dass nun mindestens einen Monat lang kein Fußball gespielt wird. „Es gibt Spieler, für die ist Fußball sehr wichtig. Denen hat man sofort angesehen, wie traurig sie sind“, erzählt der Trainer. Er könne die Maßnahmen, die getroffen wurden, um die Pandemie zu bekämpfen, verstehen – allerdings nicht die Alles-oder-Nichts-Politik: „Wenn 22 Spieler zusammen auf dem Platz stehen, ist eine Ansteckungsgefahr größer als bei Individualsportarten. Mir fehlt hier die richtige Differenzierung“,
sagt Gabriel Britz zum Verbot fast aller Sportarten.
Jürgen Schneider aus Neuweiler ist Leichtathletik-Landestrainer. Er zeigt sich von der Politik maßlos enttäuscht: „Die Politik macht es sich viel zu einfach, und es werden einfach keine Unterschiede gemacht. Wir lassen die Sportler nur in kleinen Gruppen in der Leichtathletik-Halle trainieren und haben die
Trainingszeiten bis 23 Uhr ausgeweitet. Es gibt keine Berührungspunkte, und alle halten sich vorbildlich an das Hygienekonzept. Trotzdem dürfen auch wir jetzt nicht mehr in der Halle trainieren.“
Die Volleyballer und Basketballer hatten ihre Saison im saarländischen Amateursport noch nicht gestartet. Der Auftakt wird wegen des Teil-Lockdowns verschoben. Am vergangenen Wochenende hätten die Basketballer verspätet loslegen sollen. In der Oberliga stand am ersten Spieltag das Stadtderby TuS Herrensohr gegen den TBS Saarbrücken auf dem Spielplan. Es war bereits der zweite Anlauf Richtung Saisonstart. Im September war der Auftakt auf den 31. Oktober verschoben worden. Nun hat der Basketball-Verband den Saisonstart erneut verlegt. Ab 17. Januar soll gespielt werden.
„Die Spieler befinden sich im Prinzip seit Juli in der Vorbereitung. Das ist alles extrem schwierig für die Sportler, die sich jetzt schon zweimal auf den Punkt vorbereitet hatten“, sagt Michael Freis. Der Trainer des Basketball-Oberligisten TuS Herrensohr erklärt: „Im Januar beträgt die Wettkampf-Pause dann fast ein Jahr.“Und er schiebt nach: „Wir können nur hoffen, dass es dann keine schweren Verletzungen hagelt.“
Michael Freis macht mit seinen Spielern zur Zeit Workouts via Internet, um auf dem digitalen Weg die Mannschaft zusammen zu halten. Ansonsten müssen die saarländischen Sportler in allen Sportarten mindestens bis Ende November alleine trainieren – das ist erlaubt. Während der Sport in den Vereinen weitestgehend stillgelegt ist, müssen dagegen Schüler nicht zwangsläufig auf Sport verzichten. Im Unterricht ist unter Beachtung der Hygieneregeln Sport in festen Übungsgruppen sowie Schwimmen grundsätzlich weiterhin erlaubt.
„Das ist alles extrem schwierig für die Sportler, die sich jetzt schon zweimal auf den Punkt
vorbereitet hatten.“
Michael Fries
TuS Herrensohr