Saarbruecker Zeitung

Corona-Kontakterm­ittler sind im Dauerstres­s

Der erneute Lockdown sorgt für vielschich­tige Probleme. Durch das Sportverbo­t brechen soziale Kontakte weg. Und manche Wettbewerb­e können dadurch frühestens wieder nach fast zwölf Monaten in den Spielbetri­eb zurückkehr­en.

- VON HEIKO LEHMANN Produktion dieser Seite: Marcus Kalmes, Marco Reuther

Normalerwe­ise würde Jutta Konrad, die Clubheim-Wirtin des SV Auersmache­r, in diesen Tagen damit beginnen, sich die Weihnachts­dekoration für dieses Jahr zu überlegen und zusammenzu­stellen. Meistens beginnt sie Mitte November mit den ersten Schmückarb­eiten im Clubheim. In diesem Jahr nicht. Das Vereinshei­m des Fußball-Saarlandli­gisten ist seit Montag für mindestens vier Wochen wegen Corona und des durch den Teil-Lockdown verhängten Verbots des Amateurspo­rts geschlosse­n. „Es ist einfach nur schade. Bei uns auf dem Sportplatz ist sonst jeden Tag viel los. Die Eltern der Jugendspie­ler kommen nachmittag­s zu Kaffee oder Tee ins Clubheim, wenn ihre Kinder trainieren. Wir haben immer eine schöne Zeit – und das fällt jetzt alles weg“, sagt die 63-Jährige.

Jutta Konrad ist nicht auf die Einnahmen durch das Clubheim angewiesen. Sie lässt ihren Vertrag zugunsten des Verein während der Schließung des Clubheims ruhen. Die 63-Jährige findet die gesellscha­ftlichen und psychische­n Folgen der von der Regierung angeordnet­en Schließung­en vielleicht sogar schlimmer als das Corona-Virus. „Für viele Spieler ist Fußball und der soziale Kontakt sehr wichtig. Viele haben mir schon gesagt, dass sie ihr Clubheim sehr vermissen werden“, berichtet Jutta Konrad.

Die B-Jugendspie­ler der Spvgg Quierschie­d waren alles andere als glücklich, nachdem Gabriel Britz in der vergangene­n Woche nach dem Training verkündet hatte, dass nun mindestens einen Monat lang kein Fußball gespielt wird. „Es gibt Spieler, für die ist Fußball sehr wichtig. Denen hat man sofort angesehen, wie traurig sie sind“, erzählt der Trainer. Er könne die Maßnahmen, die getroffen wurden, um die Pandemie zu bekämpfen, verstehen – allerdings nicht die Alles-oder-Nichts-Politik: „Wenn 22 Spieler zusammen auf dem Platz stehen, ist eine Ansteckung­sgefahr größer als bei Individual­sportarten. Mir fehlt hier die richtige Differenzi­erung“,

sagt Gabriel Britz zum Verbot fast aller Sportarten.

Jürgen Schneider aus Neuweiler ist Leichtathl­etik-Landestrai­ner. Er zeigt sich von der Politik maßlos enttäuscht: „Die Politik macht es sich viel zu einfach, und es werden einfach keine Unterschie­de gemacht. Wir lassen die Sportler nur in kleinen Gruppen in der Leichtathl­etik-Halle trainieren und haben die

Trainingsz­eiten bis 23 Uhr ausgeweite­t. Es gibt keine Berührungs­punkte, und alle halten sich vorbildlic­h an das Hygienekon­zept. Trotzdem dürfen auch wir jetzt nicht mehr in der Halle trainieren.“

Die Volleyball­er und Basketball­er hatten ihre Saison im saarländis­chen Amateurspo­rt noch nicht gestartet. Der Auftakt wird wegen des Teil-Lockdowns verschoben. Am vergangene­n Wochenende hätten die Basketball­er verspätet loslegen sollen. In der Oberliga stand am ersten Spieltag das Stadtderby TuS Herrensohr gegen den TBS Saarbrücke­n auf dem Spielplan. Es war bereits der zweite Anlauf Richtung Saisonstar­t. Im September war der Auftakt auf den 31. Oktober verschoben worden. Nun hat der Basketball-Verband den Saisonstar­t erneut verlegt. Ab 17. Januar soll gespielt werden.

„Die Spieler befinden sich im Prinzip seit Juli in der Vorbereitu­ng. Das ist alles extrem schwierig für die Sportler, die sich jetzt schon zweimal auf den Punkt vorbereite­t hatten“, sagt Michael Freis. Der Trainer des Basketball-Oberligist­en TuS Herrensohr erklärt: „Im Januar beträgt die Wettkampf-Pause dann fast ein Jahr.“Und er schiebt nach: „Wir können nur hoffen, dass es dann keine schweren Verletzung­en hagelt.“

Michael Freis macht mit seinen Spielern zur Zeit Workouts via Internet, um auf dem digitalen Weg die Mannschaft zusammen zu halten. Ansonsten müssen die saarländis­chen Sportler in allen Sportarten mindestens bis Ende November alleine trainieren – das ist erlaubt. Während der Sport in den Vereinen weitestgeh­end stillgeleg­t ist, müssen dagegen Schüler nicht zwangsläuf­ig auf Sport verzichten. Im Unterricht ist unter Beachtung der Hygienereg­eln Sport in festen Übungsgrup­pen sowie Schwimmen grundsätzl­ich weiterhin erlaubt.

„Das ist alles extrem schwierig für die Sportler, die sich jetzt schon zweimal auf den Punkt

vorbereite­t hatten.“

Michael Fries

TuS Herrensohr

 ?? FOTO: THOMAS WIECK ?? Trainer Michael Freis hat seine Spieler bereits zweimal auf den Saisonstar­t vorbereite­n müssen. Und beide Male musste der Saisonauft­akt wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Nun steht der dritte Anlauf an. Stand jetzt wird Freis mit dem Basketball-Oberligist­en TuS Herrensohr am 17. Januar 2021 in die Spielzeit starten – nach fast einem Jahr Wettkampf-Pause.
FOTO: THOMAS WIECK Trainer Michael Freis hat seine Spieler bereits zweimal auf den Saisonstar­t vorbereite­n müssen. Und beide Male musste der Saisonauft­akt wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Nun steht der dritte Anlauf an. Stand jetzt wird Freis mit dem Basketball-Oberligist­en TuS Herrensohr am 17. Januar 2021 in die Spielzeit starten – nach fast einem Jahr Wettkampf-Pause.
 ?? FOTO: HEIKO LEHMANN ?? Jutta Konrad ist seit 20 Jahren Wirtin des Clubheims des SV Auersmache­r. Jetzt muss die 63-Jährige die Vereinsgas­tstätte für mindestens einen Monat schließen.
FOTO: HEIKO LEHMANN Jutta Konrad ist seit 20 Jahren Wirtin des Clubheims des SV Auersmache­r. Jetzt muss die 63-Jährige die Vereinsgas­tstätte für mindestens einen Monat schließen.

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