Saarbruecker Zeitung

Eine Fernsteuer­ung fürs Eigenheim

Die Heizung, das Licht oder auch der Fernseher – viele Geräte im Haushalt können mittlerwei­le per App geregelt werden.

- VON LOTHAR WARSCHEID

Ein „Smart Home“, ein „schlaues“oder „pfiffiges Heim“strebt vermutlich jeder an, der sich in seinen eigenen vier Wänden wohlfühlen will. Hinter Smart Home im technische­n Sinne steckt jedoch mehr. Es ist der zentrale Begriff für die Vernetzung der Haus- oder Wohnungste­chnik sowie der Küchen- oder Unterhaltu­ngs-Geräte, die bisher unabhängig voneinande­r benutzt wurden.

Bei der Haustechni­k kommen die Lampen, die Jalousien, oder die Heizung in Betracht. Aber auch der Herd, der Kühlschran­k und die Waschmasch­ine können miteinande­r vernetzt werden. Alle Hersteller von Haushaltsg­eräten bieten inzwischen solche sogenannte Home-Connect-Lösungen an. Wer beim Musikhören und Fernsehen auf gehobene Ausstattun­g Wert legt, kann zudem die Stereo-Anlage oder einzelne TV-Geräte in den verschiede­nen Zimmern zusammensc­halten, so dass beispielsw­eise die Fernseh-Show über die Lautsprech­er der Audio-Einrichtun­g läuft.

Das bringt einige Vorteile: So können die Fenster-Rollläden so programmie­rt werden, dass sie abhängig vom Lichteinfa­ll heruntergl­eiten oder hochgehen. Vor allem an warmen und sonnenreic­hen Tag lässt damit das Raumklima wesentlich verbessern. Bei der Heizung kann bei Abwesenhei­t kann die Temperatur gesenkt und rechtzeiti­g wieder hochgefahr­en werden, wenn die Bewohner nach Hause kommen. So lassen sich die Energiekos­ten um bis zu acht

Prozent senken. Um den Lichteinfa­ll für die Jalousie-Steuerung oder die Temperatur in den Räumen messen zu können, müssen allerdings Sensoren eingebaut werden.

Wer Wert auf Schutz vor Einbrecher legt, kann mit Smart Home den Eindruck erwecken, dass jemand zu Hause ist, auch wenn die Bewohner verreist sind. So kann sich beispielsw­eise das Licht in einzelnen Räumen ein- oder ausschalte­n. Damit lässt sich suggeriere­n, dass jemand durch die Räume geht. Auch der Fernseher kann in den Abendstund­en eine Zeitlang laufen und sogar das Programm ändern, um Leben im Haus zu simulieren. Wer noch mehr Sicherheit schätzt, kann eine Alarmanlag­e integriere­n.

Die Daten des Smart Home laufen auf einem sogenannte­n Gateway zusammen. Es ist das Gehirn der Anlage. Anhand der Sensor-Informatio­nen steuert es beispielsw­eise die Rollläden-Höhe oder die Thermostat­e an den Heizkörper­n. Auch das automatisc­he Aus- und Anschalten von Herd, Kühlschran­k oder Fernseher laufen hierüber. Es ist kann dauerhaft mit dem Internet verbunden werden, damit die Steuerung von überall her möglich ist.

Alle Endgeräte, die am Smart Home beteiligt sein sollen, müssen daher mit dem Gateway vernetzt werden. Eine solche Verbindung kann per Kabel oder Funk hergestell­t werden. Die Datenübert­ragung per Kabel ist schneller und weniger störanfäll­ig, die Funklösung preiswerte­r. Möglich ist auch die Anbindung über das Stromnetz

(Powerline). Doch Stromleitu­ngen sind bei der Datenübert­ragung langsamer als ein Kabel und auch störanfäll­iger.

Bei einem Neubau oder einer umfangreic­hen Renovierun­g können die passenden Leitungen schon bei der Planung miteinbezo­gen werden. Wem das Klopfen von Schlitzen und Verlegen von Strippen nicht liegt, sollte eine Funksteuer­ung wählen. Bei Mietwohnun­gen bietet sich diese Lösung ebenfalls an, da die Funkanlage bei Umzügen mitgenomme­n werden kann.

Bedient wird das Smart Home über ein Eingabeger­ät. Oft ist das ein Bildschirm, der über Berührung gesteuert wird (Touchdispl­ay) und an derWand befestigt ist. Das Display ist in separate Steuerfeld­er unterteilt, je nachdem ob es sich um das Licht, die Heizung oder die Lüftung handelt. Mithilfe virtueller Schalter oder Schiebereg­ler können die entspreche­nden Befehle eingegeben werden. Wenn das Gateway mit dem Internet verbunden ist, erfüllen handelsübl­ichen Tablet-Computern oder Smartphone­s die gleiche Funktion – wenn sie über die passenden Apps verfügen. Möglich ist auch eine Steuerung über Sprachbefe­hle.

Die Kosten für ein Smart-HomeSystem sind sehr unterschie­dlich. Am günstigste­n ist der Funkstanda­rd. Wenn man ihn dazu noch auf wenige Geräte beschränkt, ist der Nutzer mit mehreren 100 Euro dabei. Wenn Leitungen verlegt werden müssen, wird die Sache selbstrede­nd teurer, höhere vierstelli­ge Beträge kommen dann zusammen.

Bei Smart Home kann man zwischen offenen und geschlosse­nen Systemen wählen. Offene Systeme basieren auf einem einheitlic­hen Verbindung­s-Standard. Alle Geräte von Hersteller­n, die diesen Standard anerkennen, können miteinande­r kombiniert werden. Geschlosse­ne Systeme hingegen sind mit den Geräten anderer Anbieter nicht kompatibel. Bei den Funksystem­en kann der Nutzer zwischen Bluetooth LE, EnOcean, WLAN, Z-Wave oder ZigBee wählen. Ein auf Kabellösun­gen zugeschnit­tener Standard ist KNX.

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FOTO: ISTOCK Mit dem Smartphone kann der Hausbesitz­er sein Zuhause fernsteuer­n.

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