Kampf gegen Pandemie läuft auf Hochtouren
Das Gesundheitsamt erreicht trotz stark steigender Fallzahlen noch alle Kontaktpersonen. 122 Mitarbeiter und Soldaten im Einsatz.
Mit 155 Neuinfektionen war am Donnerstag ein neuer Tages-Höchstand im Regionalverband erreicht, am Freitag waren es 84: Der rasante Anstieg der Corona-Infizierten stellt das Gesundheitsamt vor große Herausforderungen. 122 Mitarbeiter sind zurzeit in Saarbrücken im Einsatz, um die positiv Getesteten über die Quarantäne zu informieren und gemeinsam mit ihnen die Kontaktpersonen zu ermitteln und in Quarantäne zu schicken. Letzteres ist der Job von 36 Leuten, darunter 20 Bundeswehrsoldaten, die das Team des Gesundheitsamts in der Stengelstraße unterstützen.
Trotz der angespannten Corona-Lage im Saarland ist von Hektik hier nichts zu spüren. Die Soldaten sitzen hintereinander mit Abstand an ihren Arbeitsplätzen. „Wir sind heilfroh, dass die Soldaten da sind“, sagt Regionalverbands-Sprecher Lars Weber. Seit Mitte September helfen sie im Gesundheitsamt, als das Deutsch-Französische Gymnasium in Saarbrücken wegen Corona vorübergehend schließen musste. Seit Oktober sind die Coronafälle stark gestiegen und damit die Arbeit der Soldaten. „Die Zahl der Anrufe hat massiv zugenommen“, sagt der Oberstabsgefreite Oliver Gehl. Das würden sie hier täglich merken.
Kann denn das Gesundheitsamt überhaupt noch alle Kontaktpersonen informieren bei der Menge von Neuinfektionen? „Noch geht es“, sagt Ulrike Schiedermaier, Leiterin der Kontakt-Nachverfolgung und eigentlich Leiterin des jugendärztlichen Dienstes. Innerhalb von 24 Stunden seien in der Regel alle positiv auf das Coronavirus getesteten Bürger informiert. Dieses Ziel hat sich das Gesundheitsamt selbst gesetzt. Anschließend werde eine Liste der Kontaktpersonen erstellt und diese sollen am nächsten Tag angerufen werden, dass sie in Quarantäne müssen. Auch das funktioniere derzeit noch. Der Teil-Lockdown wirke sich hier positiv aus. Waren es davor im Durchschnitt 20 Kontaktpersonen pro Corona-Fall, seien es jetzt im Durchschnitt noch zwischen 10 und 15, sagt Schiedermaier.
Eine der Ermittlerinnen ist Michaela Bremer. Sie sitzt mit Headset vor einem Computer. Dort sieht sie die Liste von positiv getesteten Bürgern, die sie anrufen muss, um die Quarantäne auszusprechen und um eine Liste von Kontaktpersonen zu erbitten. Diese Liste gehe dann an die Kollegen, die die Kontaktpersonen anrufen. Wie viele Anrufe hat sie im Durchschnitt pro Tag? „Die zähle ich gar nicht mehr.“Soldat Oliver Gehl sagt, dass es in der Spitze schon mal 25 Anrufe sein können. 80 Prozent seien dann bereits über die anstehende Quarantäne informiert. Bei 20 Prozent gebe es Probleme, wenn zum Beispiel eine Mutter die Quarantäne für ihren Sohn nicht akzeptieren will. Wenn drei Anrufe scheitern, gehe ein Vermerk an die Ortspolizeibehörde. Denn das Ziel muss sein, den Betroffenen schnell eine offizielle Quarantäne-Anordung zuzustellen. Die vergangenen drei Wochen hat Gehl, der in Püttlingen wohnt, nach eigenen Angaben durchgearbeitet: werktags von 8 bis 17.30 Uhr und an den Wochenenden von 10 bis 16 Uhr. Diese Zeiten sind aber nur so eindeutig für die Bundeswehr festgelegt.
Zurzeit bereitet die Lage an Schulen und Kitas Ulrike Schiedermaier große Sorgen. Drei aus dem Ärzteteam kümmern sich nur um die Schulen und klären, wer in die Quarantäne muss. Um die Situation an den Schulen zu entschärfen, wo am
„150 Neuinfektionen pro Tag können wir bewältigen, 200
nicht mehr.“
Lars Weber,
Pressesprecher des Regionalverbandes
Freitag rund 1900 Schüler und Lehrer nicht mehr im Unterricht waren, schlägt sie Digitalunterricht zuhause zumindest für die Oberstufe vor.
Natürlich kommt auch das Gesundheitsamt an seine Grenzen. „150 Neuinfektionen pro Tag können wir bewältigen, 200 nicht mehr“, sagt Pressesprecher Weber. Dann müsste die Ermittlung auf den engsten Kreis der Kontaktpersonen beschränkt werden. Doch so weit ist es noch nicht. Bis Ende nächster Woche wird die Mitarbeiterzahl noch mal um 20 aus der Verwaltung des Regionalverbandes erhöht, sieben davon sind bereits am Freitag ins Gesundheitsamt gewechselt.