Er vertritt ein Viertel mit 3500 Einwohnern
Hans-Jürgen Georges, 68, ist seit der Gründungsversammlung Sprecher des Völklinger Stadtteilforums Nördliche Innenstadt.
Das Problem kennen Vereine und Initiativen: Es gibt genügend Leute, die sich engagieren. Aber niemand ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. Deshalb fällt es oft schwer, einen Vorsitzenden zu finden.
Die Wahl eines Sprechers stand im November 2016 auch bei der Gründungsversammlung des Völklinger Stadtteilforums Nördliche Innenstadt auf der Tagesordnung. „Fühlt
sich jemand bereit, die Rolle des Sprechers zu übernehmen?“, fragte die Stadtteilmanagerin damals. Hans-Jürgen Georges meldete sich. Als einziger. „Ich hatte Zeit und wollte etwas im Stadtteil bewegen“, erinnert sich der 68-jährige Rentner.
Zu den rund 3500 Bewohnern des Quartiers gehören auch viele Bürger mit Migrationshintergrund. Wenn es etwas zu besprechen oder zu entscheiden gibt, lädt das Stadtteilforum in den Stadtteiltreff ein. Je nach Thema diskutieren zehn bis 30 Besucher. Wenn es um die Neugestaltung von Straßen geht, ist das Interesse groß. Dann kommen viele Anwohner.
Georges arbeitet auch eng mit den Akteuren zusammen, die sich hauptberuflich im nördlichen Teil der City engagieren, etwa mit Sozialarbeitern oder der Stadtteilmanagerin Michaela Kawohl. Gemeinsam mit dem Jugendmigrationsdienst im Quartier organisiert das Stadtteilforum Veranstaltungen. „Der Austausch läuft gut“, versichert der Forum-Sprecher. Wegen der Corona-Pandemie ruhen zurzeit aber praktisch alle Aktivitäten.
Die geplante Pflanzentauschbörse, zwei Feste und der Weihnachtsmarkt – alles abgesagt. Immerhin: Im Sommer und im Herbst konnte sich der Nachwuchs über Abwechslung freuen. Im Rahmen der Kinderferienprogramme der Diakonie machten die Jungs und Mädchen zum Beispiel eine Trekking-Tour mit den Tieren der Maltiz-Waldpädagogen.
Ein Bericht über den spannenden Ausflug steht in der Quartierszeitung. Hans-Jürgen Georges gehört zum Redaktionsteam und kümmert sich ums Layout. Damit kennt er sich aus. Früher arbeitete der gelernte Einzelhandelskaufmann und Industriekaufmann im Marketing eines Handelsunternehmens.
Bei seinen Projekten kann das
Stadtteilforum auf Mittel aus einem Verfügungsfonds zurückgreifen. 7500 Euro im Jahr sind reserviert.
Das Geld stammt aus dem Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“. Dort wurde die Nördliche Innenstadt als Fördergebiet aufgenommen. Mit den Mitteln können auch kleinere Vorhaben von Bewohnern unterstützt werden. „Leider hat bisher noch kein Bürger der nördlichen Innenstadt einen Antrag gestellt“, bedauert Georges. Der Sprecher wünscht sich mehr Beteiligung. „Man könnte sehr viel verbessern“, versichert er.
Einiges ist bereits auf den Weg gebracht: Der Martin-Luther-Platz wird neu gestaltet und soll sich zum zentralen Treff entwickeln. Das Mehrzweckspielfeld neben der Mühlgewannschule wird für den Nachwuchs in Schuss gebracht. Die Hochstraße ist schon neu gestaltet. „Sie sieht gut aus“, sagt Georges. Er erinnert aber auch an die finanzielle Belastung der Bewohner der Straße, sie müssen sich an den Kosten beteiligen.
Ein Dorn im Auge sind ihm die im Quartier geparkten Schrottautos. Georges, der gemeinsam mit seiner Ehefrau in der nördlichen Innenstadt lebt, engagiert sich auch im Völklinger Sicherheitsbeirat.
„Motiviert bin ich immer noch“, versichert der Völklinger nach vier Jahren Stadtteilarbeit. 2021 wird der Sprecher des Stadtteilforums Nördliche Innenstadt neu gewählt. Georges wird sich wohl wieder melden, er steht für zwei weitere Jahre zur Verfügung.
„Motiviert bin ich
immer noch.“
Hans-Jürgen Georges