Saarbruecker Zeitung

Er vertritt ein Viertel mit 3500 Einwohnern

Hans-Jürgen Georges, 68, ist seit der Gründungsv­ersammlung Sprecher des Völklinger Stadtteilf­orums Nördliche Innenstadt.

- VON THOMAS ANNEN

Das Problem kennen Vereine und Initiative­n: Es gibt genügend Leute, die sich engagieren. Aber niemand ist bereit, Verantwort­ung zu übernehmen. Deshalb fällt es oft schwer, einen Vorsitzend­en zu finden.

Die Wahl eines Sprechers stand im November 2016 auch bei der Gründungsv­ersammlung des Völklinger Stadtteilf­orums Nördliche Innenstadt auf der Tagesordnu­ng. „Fühlt

sich jemand bereit, die Rolle des Sprechers zu übernehmen?“, fragte die Stadtteilm­anagerin damals. Hans-Jürgen Georges meldete sich. Als einziger. „Ich hatte Zeit und wollte etwas im Stadtteil bewegen“, erinnert sich der 68-jährige Rentner.

Zu den rund 3500 Bewohnern des Quartiers gehören auch viele Bürger mit Migrations­hintergrun­d. Wenn es etwas zu besprechen oder zu entscheide­n gibt, lädt das Stadtteilf­orum in den Stadtteilt­reff ein. Je nach Thema diskutiere­n zehn bis 30 Besucher. Wenn es um die Neugestalt­ung von Straßen geht, ist das Interesse groß. Dann kommen viele Anwohner.

Georges arbeitet auch eng mit den Akteuren zusammen, die sich hauptberuf­lich im nördlichen Teil der City engagieren, etwa mit Sozialarbe­itern oder der Stadtteilm­anagerin Michaela Kawohl. Gemeinsam mit dem Jugendmigr­ationsdien­st im Quartier organisier­t das Stadtteilf­orum Veranstalt­ungen. „Der Austausch läuft gut“, versichert der Forum-Sprecher. Wegen der Corona-Pandemie ruhen zurzeit aber praktisch alle Aktivitäte­n.

Die geplante Pflanzenta­uschbörse, zwei Feste und der Weihnachts­markt – alles abgesagt. Immerhin: Im Sommer und im Herbst konnte sich der Nachwuchs über Abwechslun­g freuen. Im Rahmen der Kinderferi­enprogramm­e der Diakonie machten die Jungs und Mädchen zum Beispiel eine Trekking-Tour mit den Tieren der Maltiz-Waldpädago­gen.

Ein Bericht über den spannenden Ausflug steht in der Quartiersz­eitung. Hans-Jürgen Georges gehört zum Redaktions­team und kümmert sich ums Layout. Damit kennt er sich aus. Früher arbeitete der gelernte Einzelhand­elskaufman­n und Industriek­aufmann im Marketing eines Handelsunt­ernehmens.

Bei seinen Projekten kann das

Stadtteilf­orum auf Mittel aus einem Verfügungs­fonds zurückgrei­fen. 7500 Euro im Jahr sind reserviert.

Das Geld stammt aus dem Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“. Dort wurde die Nördliche Innenstadt als Fördergebi­et aufgenomme­n. Mit den Mitteln können auch kleinere Vorhaben von Bewohnern unterstütz­t werden. „Leider hat bisher noch kein Bürger der nördlichen Innenstadt einen Antrag gestellt“, bedauert Georges. Der Sprecher wünscht sich mehr Beteiligun­g. „Man könnte sehr viel verbessern“, versichert er.

Einiges ist bereits auf den Weg gebracht: Der Martin-Luther-Platz wird neu gestaltet und soll sich zum zentralen Treff entwickeln. Das Mehrzwecks­pielfeld neben der Mühlgewann­schule wird für den Nachwuchs in Schuss gebracht. Die Hochstraße ist schon neu gestaltet. „Sie sieht gut aus“, sagt Georges. Er erinnert aber auch an die finanziell­e Belastung der Bewohner der Straße, sie müssen sich an den Kosten beteiligen.

Ein Dorn im Auge sind ihm die im Quartier geparkten Schrottaut­os. Georges, der gemeinsam mit seiner Ehefrau in der nördlichen Innenstadt lebt, engagiert sich auch im Völklinger Sicherheit­sbeirat.

„Motiviert bin ich immer noch“, versichert der Völklinger nach vier Jahren Stadtteila­rbeit. 2021 wird der Sprecher des Stadtteilf­orums Nördliche Innenstadt neu gewählt. Georges wird sich wohl wieder melden, er steht für zwei weitere Jahre zur Verfügung.

„Motiviert bin ich

immer noch.“

Hans-Jürgen Georges

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FOTO: BECKERBRED­EL Hans-Jürgen Georges engagiert sich für sein Stadtviert­el in Völklingen und im Sicherheit­sbeirat der Stadt.

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