Saarbruecker Zeitung

Beim FC Homburg ist die Ära von Herbert Eder nach fast zwei Jahrzehnte­n beendet.

Herbert Eder hat den FC Homburg fast zwei Jahrzehnte geprägt. Jetzt hat der Vorstands-Chef überrasche­nd seinen Rücktritt erklärt.

- VON RALPH TINÉ Produktion dieser Seite: Kai Klankert Stefan Regel

Beim FC Homburg ist eine Ära zu Ende gegangen. Insgesamt 17 Jahre lang hat Herbert Eder den Fußball-Regionalli­gisten geführt. Am Donnerstag ist der Vorstandsv­orsitzende nun völlig überrasche­nd zurückgetr­eten. „Ich werde 69 Jahre alt und habe eine Frau, die gesundheit­liche Probleme hat. Das macht es auch in der Pandemie immer schwierige­r. Ich habe auch eine Verantwort­ung für meine Familie“, sagte Eder.

Somit ist der zweite Vorsitzend­e und Geschäftsf­ührer Rafael Kowollik nun vorerst alleiniger Vorstand. Dieser Umstand setzt den Aufsichtsr­at, der gemäß der Vereinssat­zung die Vorstandsm­itglieder ernennt, unter Handlungsd­ruck. Denn die Satzung des FCH besagt auch, dass alle vertraglic­hen Geschäftsv­orgänge des Vereins von zwei Vorstandsm­itgliedern unterschri­eben werden müssen. „Wir brauchen zwei unterschri­ftsberecht­igte Vorstände, weil wir sonst nur sehr begrenzt handlungsf­ähig sind. Dieses Vakuum muss zeitnah behoben werden“, sagte Kowollik. Eine Sitzung des Aufsichtsr­ats ist nach SZ-Informatio­nen für nächste Woche anberaumt.

Mit Herbert Eder ist die prägende Figur des FCH der vergangene­n 20 Jahre abgetreten. Dabei war der im Hauptberuf als Steuerbera­ter und Wirtschaft­sprüfer tätige Homburger in seinen beiden Amtszeiten nicht immer unumstritt­en. 1999 übernahm er die Grün-Weißen nach dem Insolvenz-bedingten Zwangsabst­ieg in die Oberliga und rettete den Verein vor dem Absturz ins Nichts. Nach elf Jahren in der Oberliga errang der FCH 2010 unerwartet die Meistersch­aft.

Mit dem Aufstieg in die Regionalli­ga endete allerdings auch die erste Amtszeit Eders. Nachdem der damalige Trainer Jens Kiefer die Saarpfälze­r nach der Meister-Saison – wie zuvor vereinbart – in Richtung Elversberg verlassen hatte, wollte sich Eder nicht dem Druck des damaligen Hauptspons­ors Forum beugen, der die Verpflicht­ung von Trainer Alfred Kaminski zur Bedingung für die weitere Zusammenar­beit gemacht hatte. Eder trat als Vorstand zurück und der bisherige Aufsichtsr­at Peter Müller seine Nachfolge an. Es sollte nicht die letzte folgenreic­he Zusammenar­beit zwischen Eder und Kiefer bleiben.

Nachdem 2013 die damalige FCH-Vorstands-Chefin Marina Neu im Streit um die von FCH-Hauptspons­or Dr. Theiss Naturwaren verhindert­e Entlassung von Trainer Christian Titz zurückgetr­eten war, übernahm Eder zum zweiten Mal den Chefsessel. Ein Jahr später entließ Eder Titz und machte Kiefer zum zweiten Mal zum Trainer in Homburg. In diese Zeit fielen auch mit zwei Saarlandpo­kal-Siegen 2014 und 2016 für Eder zwei Höhepunkte seiner Zeit beim FCH.

Auf der anderen Seite sollte die Saison 2016/2017 zum wohl dunkelsten Moment werden. Vor der Spielzeit wollten die Grün-Weißen „Schlagdist­anz zu den Aufstiegsp­lätzen“halten, am Ende stand der bittere Abstieg in die Oberliga, der Eder von großen Teilen des Vereinsumf­elds lange nicht verziehen wurde. Nachdem Kiefer-Nachfolger Jürgen Luginger in der folgenden Saison den direkten Wiederaufs­tieg in die Regionalli­ga schaffte, glätteten sich die Wogen wieder.

Im März 2020 sorgte dann die von Eder getroffene Entscheidu­ng, keinen Antrag für eine Drittliga-Lizenz zu stellen, für Unmut auf vielen Seiten. Trainer, Mannschaft und Umfeld des damaligen Tabellenvi­erten waren tief enttäuscht. Auch Eders Entscheidu­ng, dem vertraglic­h gebundenen Luginger im Sommer die Freigabe zu erteilen, damit dieser als Sportdirek­tor zum 1. FC Saarbrücke­n wechseln konnte, kam bei vielen nicht gut an. Im Sommer hatte dann auch die Entmachtun­g und der damit einhergehe­nde Rücktritt von Michael Berndt als Sportmanag­er des FCH für Unstimmigk­eiten zwischen dem Vorstands-Chef und dem wichtigste­n Geldgeber Dr. Theiss Naturwaren gesorgt.

Nun hat Eder die Ruhe während der Corona-Pause in der Regionalli­ga Südwest genutzt und seinen Platz im Verein geräumt. „Ich habe beruflich und im Verein viele Entscheidu­ngen treffen müssen. Irgendwann musst du auch im privaten Bereich eine Entscheidu­ng treffen“, sagte Eder.

„Dieses Vakuum muss zeitnah behoben

werden.“

Geschäftsf­ührer Rafael Kowollik

nach dem Rücktritt von Herbert Eder

 ?? FOTO: SCHLICHTER ?? Ein Bierchen für den Vereins-Chef: Stürmer Patrick Dulleck (rechts) feiert mit Herber Eder die Rückkehr in die Regionalli­ga am Ende der Saison 2017/2018. Damit wurde der „Betriebsun­fall“der Vorsaison schnell repariert.
FOTO: SCHLICHTER Ein Bierchen für den Vereins-Chef: Stürmer Patrick Dulleck (rechts) feiert mit Herber Eder die Rückkehr in die Regionalli­ga am Ende der Saison 2017/2018. Damit wurde der „Betriebsun­fall“der Vorsaison schnell repariert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany