Beim FC Homburg ist die Ära von Herbert Eder nach fast zwei Jahrzehnten beendet.
Herbert Eder hat den FC Homburg fast zwei Jahrzehnte geprägt. Jetzt hat der Vorstands-Chef überraschend seinen Rücktritt erklärt.
Beim FC Homburg ist eine Ära zu Ende gegangen. Insgesamt 17 Jahre lang hat Herbert Eder den Fußball-Regionalligisten geführt. Am Donnerstag ist der Vorstandsvorsitzende nun völlig überraschend zurückgetreten. „Ich werde 69 Jahre alt und habe eine Frau, die gesundheitliche Probleme hat. Das macht es auch in der Pandemie immer schwieriger. Ich habe auch eine Verantwortung für meine Familie“, sagte Eder.
Somit ist der zweite Vorsitzende und Geschäftsführer Rafael Kowollik nun vorerst alleiniger Vorstand. Dieser Umstand setzt den Aufsichtsrat, der gemäß der Vereinssatzung die Vorstandsmitglieder ernennt, unter Handlungsdruck. Denn die Satzung des FCH besagt auch, dass alle vertraglichen Geschäftsvorgänge des Vereins von zwei Vorstandsmitgliedern unterschrieben werden müssen. „Wir brauchen zwei unterschriftsberechtigte Vorstände, weil wir sonst nur sehr begrenzt handlungsfähig sind. Dieses Vakuum muss zeitnah behoben werden“, sagte Kowollik. Eine Sitzung des Aufsichtsrats ist nach SZ-Informationen für nächste Woche anberaumt.
Mit Herbert Eder ist die prägende Figur des FCH der vergangenen 20 Jahre abgetreten. Dabei war der im Hauptberuf als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer tätige Homburger in seinen beiden Amtszeiten nicht immer unumstritten. 1999 übernahm er die Grün-Weißen nach dem Insolvenz-bedingten Zwangsabstieg in die Oberliga und rettete den Verein vor dem Absturz ins Nichts. Nach elf Jahren in der Oberliga errang der FCH 2010 unerwartet die Meisterschaft.
Mit dem Aufstieg in die Regionalliga endete allerdings auch die erste Amtszeit Eders. Nachdem der damalige Trainer Jens Kiefer die Saarpfälzer nach der Meister-Saison – wie zuvor vereinbart – in Richtung Elversberg verlassen hatte, wollte sich Eder nicht dem Druck des damaligen Hauptsponsors Forum beugen, der die Verpflichtung von Trainer Alfred Kaminski zur Bedingung für die weitere Zusammenarbeit gemacht hatte. Eder trat als Vorstand zurück und der bisherige Aufsichtsrat Peter Müller seine Nachfolge an. Es sollte nicht die letzte folgenreiche Zusammenarbeit zwischen Eder und Kiefer bleiben.
Nachdem 2013 die damalige FCH-Vorstands-Chefin Marina Neu im Streit um die von FCH-Hauptsponsor Dr. Theiss Naturwaren verhinderte Entlassung von Trainer Christian Titz zurückgetreten war, übernahm Eder zum zweiten Mal den Chefsessel. Ein Jahr später entließ Eder Titz und machte Kiefer zum zweiten Mal zum Trainer in Homburg. In diese Zeit fielen auch mit zwei Saarlandpokal-Siegen 2014 und 2016 für Eder zwei Höhepunkte seiner Zeit beim FCH.
Auf der anderen Seite sollte die Saison 2016/2017 zum wohl dunkelsten Moment werden. Vor der Spielzeit wollten die Grün-Weißen „Schlagdistanz zu den Aufstiegsplätzen“halten, am Ende stand der bittere Abstieg in die Oberliga, der Eder von großen Teilen des Vereinsumfelds lange nicht verziehen wurde. Nachdem Kiefer-Nachfolger Jürgen Luginger in der folgenden Saison den direkten Wiederaufstieg in die Regionalliga schaffte, glätteten sich die Wogen wieder.
Im März 2020 sorgte dann die von Eder getroffene Entscheidung, keinen Antrag für eine Drittliga-Lizenz zu stellen, für Unmut auf vielen Seiten. Trainer, Mannschaft und Umfeld des damaligen Tabellenvierten waren tief enttäuscht. Auch Eders Entscheidung, dem vertraglich gebundenen Luginger im Sommer die Freigabe zu erteilen, damit dieser als Sportdirektor zum 1. FC Saarbrücken wechseln konnte, kam bei vielen nicht gut an. Im Sommer hatte dann auch die Entmachtung und der damit einhergehende Rücktritt von Michael Berndt als Sportmanager des FCH für Unstimmigkeiten zwischen dem Vorstands-Chef und dem wichtigsten Geldgeber Dr. Theiss Naturwaren gesorgt.
Nun hat Eder die Ruhe während der Corona-Pause in der Regionalliga Südwest genutzt und seinen Platz im Verein geräumt. „Ich habe beruflich und im Verein viele Entscheidungen treffen müssen. Irgendwann musst du auch im privaten Bereich eine Entscheidung treffen“, sagte Eder.
„Dieses Vakuum muss zeitnah behoben
werden.“
Geschäftsführer Rafael Kowollik
nach dem Rücktritt von Herbert Eder