Ein „Leckerbissen für alle“
Borussia Dortmund empfängt an diesem Samstag den FC Bayern im Giganten-Duell der Fußball-Bundesliga.
(sid) Heißer Herausforderer in Bestform gegen unersättlichen Alles-Gewinner – die neue defensive Stabilität und das „Tor-Monster“Erling Haaland machen Borussia Dortmund vor dem Gipfel der Giganten Mut für einen Coup gegen Bayern München. „Die Bayern werden Respekt haben“, glaubt BVB-Lizenzspieler-Chef Sebastian Kehl vor dem weltweit beachteten „Leckerbissen für alle“an diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky).
„Wir müssen ähnlich mutig auftreten wie
im Supercup.“
Sebastian Kehl,
Lizenzspieler-Chef des BVB, vor dem Bundesliga-Gipfel gegen den FC Bayern
Respekt: ja. Angst aber: keineswegs. Warum auch? Erfahrung, Statistik und die höhere Zahl der „Entscheidungsspieler“sprechen für den FC Bayern. „Wir spielen schon sehr erfolgreich Fußball, die letzten Wochen und Monate waren herausragend“, sagt Trainer Hansi Flick vor seinem „Leckerbissen-Spruch“, er warnt aber auch: „Wir müssen komplett bei 100 Prozent sein.“
Der BVB tritt zum Bundesliga-Topspiel mit dem Selbstbewusstsein aus vier Zu-Null-Siegen in Serie an. Er setzt auf die Rückkehr seines Anführers Mats Hummels – und darauf, dass Haaland im Duell der Super-Torjäger Robert Lewandowski mit dessen sensationellen zehn Toren in fünf Ligaspielen aussticht.
„Wir wissen, dass wir zu Hause gegen die Bayern gewinnen können. Das haben wir mehrfach bewiesen. Das ist auch das Ziel für Samstag“, sagt der Dortmunder Innenverteidiger Manuel Akanji. Hoffnung gibt auch eine Niederlage: jene im Supercup
(2:3) beim Münchner Triple-Gewinner. „Ähnlich mutig“aufzutreten, ebne den Weg zum Sieg, sagt der ehemalige Profi Kehl.
Der Rekordmeister kämpft derweil an mehreren Fronten mit Unruhe. Die langwierige Diskussion um David Alaba, mit dem die Vertragsverhandlungen abgebrochen wurden, und (falsch) positive Coronatests – erst Serge Gnabry, dann Niklas Süle, nun Joshua Zirkzee – haben aber bisher nicht auf die Ergebnisse durchgeschlagen. Es sei doch schön, „dass sich ein bisschen was rührt bei uns und wenn es knistert“, sagt Thomas Müller mit Verweis auf alte FC-Hollywood-Zeiten.
Ohnehin haben die Bayern die letzten drei Ligaduelle mit dem BVB bei insgesamt 10:0 Toren allesamt gewonnen. Die vier Treffer in der Schlussviertelstunde bei RB Salzburg (6:2) beim 14. Champions-League-Sieg in Folge sprechen auch nicht für übergroße Müdigkeit. Allerdings könnten ähnliche Defensiv-Wackler wie in Salzburg gegen
Haaland, Jadon Sancho oder Marco Reus extrem gefährlich werden. „Da haben wir Luft nach oben“, sagt auch Flick nachdenklich.
Der Erfolgstrainer war in der Liga am 9. November 2019 mit einem 4:0 gegen den BVB gestartet, er hat in fast exakt einem Jahr Amtszeit von 48 Spielen 44 gewonnen (ein Unentschieden, drei Niederlagen) und fünf Titel geholt. Sein Profil schärfte er mit klaren Aussagen unter anderem in der Causa Alaba. Der Österreicher wird neben Jérôme Boateng in der Innenverteidigung spielen – Süle befindet sich trotz eines weiteren, negativen Coronatests noch in häuslicher Isolation.
Flicks Gegenüber Lucien Favre, beim BVB bisher ein erfolgloser Titeljäger, schaute bis zuletzt bang auf Mats Hummels, dessen Rückkehr nach Oberschenkelverletzung ein Wettlauf mit der Zeit ist. Der Abwehrchef ist seit seiner Rückkehr aus München als Stabilisator, emotionaler Anführer und Torschütze bei Standards schwer verzichtbar.