Raketen-Antrieb fürs Familien-SUV
Mit dem im Jahr 2007 eingeführten kompakten SUV Tiguan hat VW einen Verkaufshit gelandet. Jetzt sorgt eine umfangreiche Überarbeitung der zweiten Generation für schlauere Elektronik, Elektrifizierung und Vernetzung.
Sechs Millionen Käufer weltweit haben sich seit der Markteinführung 2007 für einen VW Tiguan entschieden. Im vergangenen Jahr war das SUV mit knapp 911 000 Einheiten das meistgebaute Modell in seinem Segment. Nach fünf Jahren Produktionszeit wurde jetzt die zweite Generation umfangreich überarbeitet. Die Preisliste beginnt bei 28 205 Euro für den Benziner mit 130 PS/96 kW.
Neu ins Programm kommen Ende des Jahres der sportliche Tiguan R und der Tiguan eHybrid mit Plug-in-Hybridantrieb.
Das Facelift umfasst die modifizierte Front mit Matrix-LED-Scheinwerfern (optional für 600 bis 1818 Euro samt LED-Tagfahrlicht, Kurvenfahrlicht und dynamischer Blinkleuchte), den breiteren Kühlergrill und die höher gezogene Motorhaube. Die Karosserie des Tiguan wirkt nun insgesamt kraftvoller.
Innen hat VW dem Cockpit eine neue Bedienlogik verpasst: Touchfelder ersetzen weitgehend Schalter,
wenn auch nicht ganz so radikal wie beim Golf. Ins Auge fallen der 9,2-Zoll-Touchscreen und das 10-Zoll-Digital-Cockpit Pro. Analoge Instrumente gibt es nur noch in der Basisversion des Tiguan. Ab der zweiten Stufe Life kann das digitale Cockpit für 497 Euro (nur in Verbindung mit dem Navi Discover Pro) bestellt werden, in den beiden oberen Ausstattungsstufen ist es Serie. Ein Head-up-Display wird bis auf die Einstiegsversion auf Wunsch für 551 Euro eingebaut.
Insgesamt muss wieder vieles extra bezahlt werden, darunter der Travel Assist, der auf Autobahnen und gut ausgebauten Landstraßen auf Knopfdruck automatisch die Spur und Geschwindigkeit sowie den Abstand zum vorausfahrenden Verkehr hält. Er kostet ab 731 Euro. Die adaptive Fahrwerksregelung DCC ist für 1019 Euro zu haben. Ein besonderes Extra ist das 480-Watt-Soundsystem Harmon Kardon. Verschiedene Funktionen im Tiguan können auch per Sprache bedient werden.
Zunächst sind vier Motor-Getriebe-Varianten verfügbar: ein 1,5-Liter-Benziner mit 130 PS/96 kW und Sechs-Gang-Schaltgetriebe, ein 1,5-Liter-Benziner mit 150 PS/110 kW und wahlweise
Sechs-Gang-Schaltgetriebe oder Sieben-Stufen-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) sowie ein 2,0-Liter-Diesel mit 150 PS/110 kW und Sieben-Stufen-DSG. Dieser Diesel wird auf Wunsch mit dem Allradantrieb 4Motion geliefert. Angekündigt ist ein 2,0-Liter-Diesel mit 200 PS/147 kW.
Die Dieselmotoren wurden überarbeitet. Die doppelte Abgasreinigung (mit zusätzlichem SCR-Kat) soll auch den Stickoxid-Ausstoß senken. Weiterhin können die Dieselversionen bis zu 2,5 Tonnen Anhängelast ziehen.
Die stärkste Version R kommt als Turbobenziner mit 320 PS. Die Kraft verteilt den Allradantrieb nicht nur zwischen den Achsen, sondern auch zwischen den Hinterrädern. Leider stand der Power-Turbo bei der Fahrvorstellung
nicht zur Verfügung, ebenso wenig der Tiguan eHybrid.
Genauere Informationen zum Tiguan eHybrid hat VW noch nicht herausgerückt. Nur so viel: Der TSI bietet 150 PS/110 kW und 250 Nm ab 1550 Umdrehungen. Der Elektromotor kommt auf 115 PS/85 kW im Elektro-Betrieb und 95 PS/70 kW im Hybrid-Betrieb. Die Systemleistung ist mit 245 PS/180 kW angegeben, das Drehmoment mit 400 Newtonmetern.
Benziner und Elektromotor treiben die Vorderräder an. Von null auf Tempo 100 beschleunigt der Plug-in-Hybrid in 7,5 Sekunden, die Spitze wird bei 205 km/h abgeregelt. Der Normverbrauch liegt bei 1,6 Liter Super (CO2-Ausstoß: 36 g/ km). Nach der alten NEFZ-Norm resultieren daraus bis knapp über 1000 Kilometer Gesamtreichweite. Rein elektrisch soll der eHybrid bis zu 60 Kilometer weit kommen. 539 Kilogramm können zugeladen werden; ins Gepäckabteil passen 476 bis 1516 Liter. Der Basispreis soll bei circa 42 500 Euro liegen.
Unser Favorit ist aber erst einmal der 150 PS starke 1.5 TSI mit Siebengang-DSG (siehe Autogramm). Der Tiguan beherrscht die klassischen Tugenden von VW, Fahrwerksabstimmung und Komfort überzeugen wie gewohnt. Das trifft auch für das Handling zu. Das kompakte SUV ist agil wie nur wenige im Segment, und sehr sicher meistert es unbeirrt auch schnelle Biegungen. Gut so, auch der neue Tiguan überfordert seine Fahrer nicht – außer vielleicht bei der Bedienung, in die sich Umsteiger auf die digitale Technik erst einarbeiten müssen.