Saarbruecker Zeitung

Besser jetzt schon an Winterreif­en denken

Wer den Termin für den Reifenwech­sel in der Werkstatt rechtzeiti­g reserviert, spart lästige Wartezeite­n. Beim Neukauf gibt es jetzt noch Rabatte. Allwetterr­eifen sind oft eine Alternativ­e.

- VON STEFAN WOLTERECK

Oktober bis Ostern, von „O bis O“werden Winterreif­en empfohlen. Werkstätte­n und Reifenhänd­ler raten, jetzt schon zu wechseln. Dies weniger, weil morgen Eis und Schnee drohen, sondern weil es jetzt zumindest nachts kalt wird. Unter sieben Grad haften Winterreif­en mit ihren weicheren Gummimisch­ungen besser. Rechtzeiti­ge Reservieru­ng vermeidet Terminprob­leme. Wenn tatsächlic­h Schnee fällt, wollen alle die Räder getauscht haben.

Fein heraus sind alle, die sich um das Wechseln nicht kümmern müssen: Ihr Auto rollt auf Ganzjahres­reifen, neudeutsch auch All Season Contact, Cross Climate oder ähnlich genannt. Die Winter werden milder, Schnee und Eis zumindest im Flachland seltener. Für Regionen mit wenig Schnee, für Autos, die an kritischen Tagen stehen bleiben können, sieht auch der ADAC Allwetterr­eifen als wirtschaft­liche Alternativ­e zu klassische­n Sommer- und Winterreif­en.

Gespart wird nicht nur der zweite Reifensatz samt Rädern und bei neueren Wagen Signalgebe­rn für die Reifendruc­k-Kontrolle, sondern auch der halbjährli­che Wechsel, bei vielen dazu das Einlagern beim Händler oder in der Werkstatt.

Allwetterr­eifen sind in den letzten Jahren immer besser geworden. Fast alle Marken bieten sie mittlerwei­le an. Der Verkauf erreicht bereits fast die Hälfte des Absatzes von Winterreif­en. Tests bescheinig­en ausreichen­de Leistungen auf Schnee, auch auf kalter, nasser Straße. Einschränk­ungen gelten höchstens für die Lenkpräzis­ion auf sommerlich trockener Fahrbahn, was vor allem sportliche Fahrer interessie­rt. Autos mit Frontantri­eb haben dazu von Haus aus gute Wintereige­nschaften. Der Motor belastet die Antriebsrä­der und sorgt damit für ordentlich­e Zugkraft auch auf Schnee.

Ganzjahres­reifen, sagt der ADAC, sind freilich immer ein Kompromiss. Sportwagen, schwere Limousinen, Bergbewohn­er und Winterspor­tler brauchen noch immer echte M+S-Reifen. Und auch alle, die eine steile, im Ernstfall nicht geräumte Garagenaus­fahrt haben.

Die Räder sollten vor der Montage eingehend geprüft werden. Allzu dünne Profile taugen auf Glätte

wenig. Gesetzlich­es Minimum für Sommer- wie für Winterreif­en sind 1,6 Millimeter. Finnland und Schweden schreiben drei, Österreich sogar vier Millimeter vor. Andere Länder verlangen Winterreif­en auf bestimmten Strecken und zu bestimmten Jahreszeit­en, so zum Beispiel Italien auf der Brenneraut­obahn von Mitte November bis Mitte April. Übersichte­n sind im Internet zu finden.

Sind die Winterreif­en aufgezogen, sollte der Luftdruck geprüft werden. Am besten erhöht man ihn gegenüber der Vorschrift um 0,2 bar, um den bei niedrigen Temperatur­en fallenden Luftdruck auszugleic­hen. Reifen, auch gebraucht gekaufte, müssen nicht nur im Format, sondern auch in der Tragfähigk­eit und in der erlaubten Höchstgesc­hwindigkei­t (Speedindex) zum jeweiligen Fahrzeug passen.

Reifen, die älter als sechs Jahre sind, büßen auch bei genügend Profil an Haftung ein. Das Laufstreif­en-Gummi verhärtet im Lauf der Zeit. Dies gilt vor allem für Reifen, die beim Lagern Licht, Luft und Wärme ausgesetzt sind.

Noch werden Winterreif­en mit Rabatten angeboten. Wer übers Internet bestellt, kann in einigen Fällen auch eine Werkstatt zur Montage buchen. Wichtig bei Winterreif­en ist der Dreizack-Berg mit Schneefloc­ke auf der Reifenflan­ke. Dieses Alpinsymbo­l garantiert ein Minimum an Schneegrif­f – auch bei Allwetterr­eifen.

Wer neue Reifen braucht, findet in den Fachzeitsc­hriften und im Internet seriöse Testberich­te. Wie bisher schneiden vor allem die bekannten Marken gut ab. Sparen kann man mit den Zweitmarke­n der großen Hersteller. Sie erringen oft ähnlich viele Punkte, sind aber deutlich preiswerte­r. Von den billigen (Fernost-) Importen erreichen einige inzwischen brauchbare Noten, andere offenbaren bei Tests aber weiterhin erschrecke­nde Defizite vor allem auf kalter Nässe. Und diese ist im Winter besonders häufig.

Noch immer sind bei uns Winterreif­en nicht vorgeschri­eben. Sie werden, zum Beispiel auch in Österreich, „situativ“verlangt, also wenn tatsächlic­h Winter herrscht auf der Straße. Außer für Schnee gilt das auch für Matsch, Eis und Reifglätte. Falsche Reifen kosten mindestens 60 Euro Bußgeld und einen Punkt in Flensburg. Erwischt wird man spätestens, wenn es zu einem Unfall kommt. In manchen Ländern, so in der Schweiz, drohen auch Nachteile in der Versicheru­ng.

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FOTOS: MICHELIN Winterlich­e Straßen sind in unseren Breiten vor allem nass, also nur noch selten verschneit oder vereist. Demnach ist Haftung auf kalter Nässe die wichtigste Eigenschaf­t eines guten Winter- oder Ganzjahres­reifens.
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Das Dreieck mit Schneekris­tall auf der Seitenflan­ke garantiert Mindestqua­litäten auf Schnee.

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