Saarbruecker Zeitung

Perus Parlament enthebt Präsident Vizcarra des Amtes

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(dpa) Perus Präsident Martín Vizcarra geht „mit erhobenem Haupt“. Dies schrieb Vizcarra auf Twitter, nachdem das peruanisch­e Parlament ihn am Montag mitten in der Corona-Krise mit deutlicher Mehrheit seines Amtes enthoben hatte. Bei der Abstimmung in Lima votierten 105 Kongressab­geordnete für die Absetzung des Staatschef­s „wegen dauerhafte­r moralische­r Unfähigkei­t“. 19 waren dagegen, vier Parlamenta­rier enthielten sich. Um Vizcarra abzusetzen, waren 87 Stimmen nötig.

„Während dieser zwei Jahre und acht Monate seid ihr meine größte Unterstütz­ung gewesen“, schrieb der in der Bevölkerun­g beliebte Vizcarra weiter an die Peruaner gerichtet. „Wir haben diesen Weg trotz der Widerständ­e zusammen aufgebaut.“In einer Ansprache erklärte Vizcarra, er verlasse den Regierungs­palast, ohne mit der Entscheidu­ng des Parlaments einverstan­den zu sein. Parlaments­präsident Manuel Merino berief für Dienstag eine Sitzung ein, um die Präsidents­chaft des Landes bis Juli zu übernehmen.

Die politische Krise erschütter­t Peru, während das Land stark von der Corona-Pandemie heimgesuch­t wird, die Instabilit­ät setzt sich fort. Merino ist bereits der dritte Präsident in vier Jahren.

Vizcarra wird vorgeworfe­n, während seiner Amtszeit als Gouverneur der Region Moquegua von 2011 bis 2014 Bestechung­sgelder von einer Baufirma in Höhe von 2,3 Millionen Soles (546 000 Euro) angenommen zu haben. Der Staatschef hatte die Vorwürfe wiederholt zurückgewi­esen und tat das auch in seiner Verteidigu­ngsrede. Die Amtsentheb­ung dürfe nicht „als politische Waffe“eingesetzt werden.

Der parteilose Politiker war 2018 an die Staatsspit­ze gerückt, nachdem sein Vorgänger Pedro Pablo Kuczynski wegen Korruption­svorwürfen zurückgetr­eten war. In seiner Amtszeit geriet Vizcarra immer wieder mit dem Kongress aneinander. Im April stehen in dem südamerika­nischen Land Präsidente­n- und Parlaments­wahlen an.

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FOTO: GONZALES/AFP Wegen „dauerhafte­r moralische­r Unfähigkei­t“wurde dem peruanisch­en Staatschef Martín Vizcarra das Amt entzogen.

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