Der VfL Osnabrück ist in der 2. Liga noch ungeschlagen und träumt vom Aufstieg in die 1. Liga.
Der Club mausert sich in der 2. Bundesliga mehr und mehr zu einem ernsthaften Aufstiegskandidaten.
(sid) 23 Jahre zweitklassig, aber niemals in die Fußball-Bundesliga aufgestiegen – noch nie standen für den VfL Osnabrück die Chancen besser, diesen zweifelhaften Rekord aus der Vereins-Chronik zu tilgen. Nach sieben Spielen ohne Niederlage schnuppern die Niedersachsen an der Erstklassigkeit, die Euphorie in der Stadt ist trotz oder gerade wegen der Coronavirus-Pandemie riesengroß.
Und obwohl zum Zweitliga-Tabellenführer und VfL-Rivalen Hamburger SV gewechselt, darf sich auch der ehemalige Trainer Daniel Thioune als Teil des Erfolges sehen – und sogar freuen. „Ich empfinde es als Win-Win-Situation für mich und bin nicht überrascht. Denn ich schätze meinen Nachfolger Marco Grote, der sich in Osnabrück nicht neu erfindet, sondern auf dem aufbaut, was da ist“, sagte Thioune.
Das war für Grote, der nach zwölf Jahren Nachwuchsarbeit bei Werder Bremen keinen neuen Vertrag mehr bekam und sich neu orientieren musste, gar nicht so einfach. Denn
Topspieler wie Marcos Alvarez, Moritz Heyer und Felix Agu hatten wie Thioune den Club verlassen. Aber der schon mehrfach von anderen Vereinen umworbene VfL-Manager Benjamin Schmedes fand adäquaten Ersatz, der rasant durchstartete.
Für Grote ist der sportliche Höhenflug derzeit nur die immer wieder gern bemühte „Momentaufnahme“, stolz ist der gebürtige Bremer dennoch: „Die Zahl daneben interessiert mich schon mehr.“Das sind 13 Punkte nach nicht einmal einem Viertel der Saison. Und deshalb dürfen seine Schützlinge in der Länderspielpause einige freie Tage genießen, ehe es am 23. November (20.30 Uhr/
Sky) mit einem Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg weitergeht.
Zweitliga-Bestwert der Norddeutschen ist ein sechster Platz aus der Saison 1986/1987. Doch seit 1993 war der Club, für den einst die Ex-Nationalspieler Jimmy Hartwig, Patrick Owomoyela und Erwin Kostedde die Fußballschuhe schnürten, meist drittklassig unterwegs. 2018 drohte gar der Absturz in die Regionalliga, ehe das Ruder von Thioune herumgerissen wurde.
Daran verschwendet Grote indes keinen Gedanken mehr, der 48-Jährige sieht sein Team gefestigt und selbstbewusst: „Die Jungs werden auch irgendwann ein Spiel verlieren. Aber sie stehen als Mannschaft immer wieder auf, und sie haben ganz vielschichtige Stärken.“Die wird auch sein Vorgänger Thioune bald zu spüren bekommen – beim direkten Duell Mitte Januar 2021 im Volksparkstadion. Der HSV führt die Liga trotz des 1:1 am Montagabend im Topspiel bei Holstein Kiel (der Saarländer Joshua Mees traf in der Nachspielzeit für Kiel) souverän an.