Bitters Coronafall wirkt sich auf die Liga aus
Die Folgen des positiven Befunds beim Handball-Nationaltorwart sind noch unklar. Es ist ein Szenario, das etliche Profis befürchtet hatten.
(sid) Positiver Nachtest mit schwer absehbaren Folgen: Handball-Nationaltorhüter Johannes Bitter (38) hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Der Weltmeister von 2007 befindet sich in Quarantäne, verspürt aber keinerlei Symptome, dies teilte der Deutschen Handballbund (DHB) am Dienstag mit. Die Diagnose nach der umstrittenen Länderspielwoche dürfte die
Diskussionen über Abstellungen der Profis für internationale Einsätze wieder befeuern.
„Für mich ist unerklärlich, was Ursache der Infektion ist“, sagte „Jogi“Bitter, der sich laut des DHB in häusliche Isolation begeben hat: „Wir Nationalspieler haben uns während des gesamten Lehrgangs sehr sicher gefühlt. Die Abläufe waren sehr gut und professionell.“
Mit dem bestätigten Befund im Team von Bundestrainer Alfred Gislason ist genau der Fall eingetreten, den viele der Profis vor den EM-Quali-Partien
in Düsseldorf gegen Bosnien-Herzegowina (25:21) und in Tallinn gegen Estland (35:23) befürchtet hatten. Die Auswirkungen treffen auch die Handball-Bundesliga (HBL). „Wir finden die Situation natürlich blöd, aber wir sitzen in einem Boot“, sagte HBL-Boss Frank Bohmann: „Es sind nach DHB-Auskunft alle Vorgaben des Hygienekonzepts akribisch eingehalten worden, daher ist niemandem ein Vorwurf zu machen.“Bohmann forderte jedoch auch, dass es im gesamten nächsten Jahr einen engen Dialog der Verbände mit den Clubs geben müsse. Denn diese „stehen in einer größeren ökonomischen Verantwortung, weil sie nun mal auch die Gehaltskosten für die Spieler zu tragen haben.“Der Ligabetrieb dürfe in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht gefährdet werden. Und das Risiko der DHB-Partien zuletzt sei „erheblich größer als bei Bundesligaspielen“.
Spielausfälle als Folge der Infektion von Bitter gibt es nicht, auch das Duell seines Clubs TVB Stuttgart heute beim HC Erlangen (19 Uhr/Sky) soll stattfinden. „Alle anderen sind negativ getestet“, sagte TVB-Trainer und -Geschäftsführer Jürgen Schweikardt. Es fehle jetzt aber der „beste Spieler“. Meldungen, das für Donnerstag geplante Spiel zwischen der TSV Hannover-Burgdorf und Frisch Auf
Göppingen werde ausfallen, wollte Bohmann derweil nicht bestätigen. Dies sei „noch nicht durch“.
Die Diskussion um Abstellungen für Nationalspieler in Pandemiezeiten verlief zuletzt hitzig, bevor sich alle Seiten doch noch verständigten. Auch der Europäische Handballverband EHF und der DHB müssten „fortbestehen und ihre Verträge einhalten“, sagte Schweikardt verständnisvoll. Doch die internationalen Partien bleiben eine Gratwanderung.
Auch die Clubbosse der SG Flensburg-Handewitt und der MT Melsungen warteten vor dem ebenfalls am Mittwoch stattfindenden Topspiel unruhig auf die Testergebnisse – auch ihrer ausländischen Nationalspieler. „Wir haben schon ein mulmiges Gefühl gehabt“, sagte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke:„Dadurch, dass sie raus mussten aus unserer Blase und in eine neue, versuchte Blase.“SG-Nationalspieler Franz Semper und der bosnische Torwart Benjamin Buric blieben dem Abschlusstraining fern, um ein Infektionsrisiko für die Teamkameraden auszuschließen.
Insgesamt sorgte das Länderspielfenster in einer sensiblen Phase der Pandemie für Unruhe. Und die anstehende WM im Januar in Ägypten dürfte die Sorgenfalten aller Verantwortlichen noch einmal vertiefen.
„Für mich ist unerklärlich, was Ursache der Infektion ist.“
Johannes Bitter
Handball-Nationaltorhüter