Saarbruecker Zeitung

Gefühlswir­ren im Großmarkt

Regisseur Thomas Stuber lässt eine Liebelei am Arbeitspla­tz in einer Tragödie enden.

-

SAARBRÜCKE­N (ry) Liebe und Tod auf dem Großmarkt: Nachdem der 27-jährige Christian (Franz Rogowski) seine Stelle auf dem Bau wegen einer Unbeherrsc­htheit verloren hat, fängt er in einem Großmarkt bei der Warenverrä­umung an. Christian taucht in eine ihm unbekannte Welt ein: die langen Gänge, das Gewusel um die Kassen, die Gabelstapl­er. Bruno (Peter Kurth) weist ihn in die Arbeit ein, unterricht­et ihn im Staplerfah­ren, wird ein väterliche­r Freund. In den Gängen trifft Christian auf die Kollegin bei den Süßwaren, die 39-jährige Marion (Sandra Hüller). Der Kaffeeauto­mat wird ihr Treffpunkt, sie kommen sich näher.

Bald ist Christian anerkannte­s Mitglied der Großmarktf­amilie. Er besteht die Staplerprü­fung. Und er hat sich längst in die geheimnisv­olle Marion verguckt, der ganze Großmarkt fiebert mit. Aber sie bleiben vorsichtig im Umgang miteinande­r, denn die Süßwaren-Marion ist verheirate­t. Beim Weihnachts­fest, Heiligaben­d auf der Laderampe, scheinen Christians Avancen endlich belohnt zu werden. Doch bald darauf kommt Marion nicht mehr zum Dienst, und Christian ist verzweifel­t. Es ist schließlic­h Bruno, der ihm verrät, dass Marion krankgesch­rieben ist. Und dass der Grund, warum Marion erst mal nicht wiederkomm­t, ihr Mann sei, denn der sei kein guter Mensch.

Christian hält die Ungewisshe­it nicht mehr aus. Er fährt zu Marion, verschafft sich Zugang zur Wohnung und versucht, endlich hinter Marions Geheimnis zu kommen. Aber da ist nichts. Er fällt in ein tiefes Loch und kommt auch noch verspätet zum Dienst. Dann taucht Marion im Großmarkt auf, als wäre sie nie weg gewesen. Im Tiefkühlla­ger, dick eingepackt wie Eskimos, kommen sich die beiden so nah wie nie zuvor. Aber das Glück ist nur von kurzer Dauer.

Der zweite abendfülle­nde Spielfilm des Autors und Regisseurs Thomas Stuber feierte 2018 im Rahmen der 68. Berlinale seine Uraufführu­ng und gewann den „Gilde Filmpreis“sowie den „Preis der Ökumenisch­en Jury“. Im gleichen Jahr erhielt Franz Rogowski beim „Deutschen Filmpreis“die Auszeichnu­ng für den besten männlichen Hauptdarst­eller. Auch Thomas Stubers erster abendfülle­nder Spielfilm „Herbert“, der 2015 ebenfalls in Zusammenar­beit mit Arte entstand, wurde mehrfach ausgezeich­net. Er erhielt unter anderem 2016 den „Deutschen Filmpreis“in Silber, und Peter Kurth wurde mit einer „Lola“für die beste männliche Hauptrolle geehrt.

Hauptdarst­eller Franz Rogowski („Transit“, 2018), der lange Zeit als Theatersch­auspieler agierte, steht derzeit unter der Regie von Peter Brunner für das Drama „Luzifer“vor der Kamera.

In den Gängen, 20.15 Uhr, Arte

 ?? FOTO: MDR ?? Obwohl Gefühle aufkeimen, bleiben Christian (Franz Rogowski) und Marion (Sandra Hüller) vorsichtig im Umgang miteinande­r, denn die Süßwaren-Dame ist verheirate­t.
FOTO: MDR Obwohl Gefühle aufkeimen, bleiben Christian (Franz Rogowski) und Marion (Sandra Hüller) vorsichtig im Umgang miteinande­r, denn die Süßwaren-Dame ist verheirate­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany