Mit Gemeinschaft und Geschlossenheit zur „Wundertüte“Viktoria
1. FC Saarbrücken gastiert als Drittliga-Tabellenführer zum Spitzenspiel beim Vierten Viktoria Köln. Deville und Sverko fehlen, Schorch und Köhl im Kader.
An diesem Freitagabend um 19 Uhr beginnt der zehnte Spieltag der 3. Fußball-Liga mit dem Duell Viktoria Köln gegen den 1. FC Saarbrücken. Beiden Teams hatte man vor dem Saisonstart schon einiges zugetraut. Dass es nun ein echtes Spitzenspiel ist, war aber so nicht vorherzusehen. „Viktoria ist eine Wundertüte. Die Frage ist: Können sie ihr ohne Frage vorhandenes Potenzial auch abrufen?“, sagt FCS-Trainer Lukas Kwasniok. Er weiß: „Sie sind nach vorne extrem stark mit einigen Individualisten, die immer in der Lage sind, ein Tor zu erzielen.“
Der Tabellenvierte vom rechten Rheinufer hat zwei Tage weniger Pause als der Tabellenführer von der Saar. „Das ändert an unserer Herangehensweise nichts“, betont Kwasniok, „drei Tage Regeneration sind auch ausreichend.“
Am Montagabend siegte Viktoria beim MSV Duisburg nach starkem Auftritt mit 3:1. „Ich bin nicht nur mit dem Ergebnis zufrieden, sondern auch mit der Leistung“, sagte Viktoria-Trainer Pavel Dotchev zum Sieg bei den Zebras. Mit dem FCS erwartet der Bulgare allerdings noch mal eine ganz andere sportliche Hausnummer: „Saarbrücken steht absolut verdient auf Platz eins. Es ist überragend, wie sie spielen. Es ist auch kein Zufall, dass sie Spiele kurz vor Schluss entscheiden, denn das hat etwas mit dem Kopf zu tun.“
Mit Kapitän Mike Wunderlich wird der Kopf der Kölner noch immer verletzungsbedingt voraussichtlich fehlen. Dagegen hat der 176-fache Bundesliga-Flügelspieler Marcel Risse (kam vom großen Nachbarn 1. FC Köln zur Viktoria) sich mit einem Treffer zurückgemeldet. Wer die drei gemeldeten Corona-Infizierten
im Kader sind, hat der Verein nicht mitgeteilt. Am Donnerstag wurden alle Kölner und Saarbrücker routinemäßig erneut getestet.
Beim FCS fehlen neben den verletzten Sebastian Bösel (Muskelfaserriss), Minos Gouras (Reha nach Schlüsselbeinbruch), Rasim Bulic (Handbruch) und Kianz Froese (Grippe) auch die Nationalspieler Maurice Deville (Luxemburg) und Marin Sverko (U21 Kroatien). „Dafür werden Christopher Schorch und Marius Köhl in den Kader kommen“, erklärt Kwasniok, „es freut mich auch für die Jungs. Sie sind drangeblieben, und jetzt hat sich die Situation ergeben, dass sie nachrutschen.“
Gejammert wird beim Tabellenführer über die Ausfälle ohnehin nicht. „Was uns auszeichnet, ist die Gemeinschaft und Geschlossenheit“, sagt Torwart Daniel Batz, „alle, die auf dem Platz stehen und die, die draußen sind. Wie wir kämpfen und uns gegenseitig helfen. Das sieht man auch, wenn wir in der Nachspielzeit Tore bejubeln.“So wie beim späten 2:1-Heimsieg am Samstag über Dynamo Dresden.
„Ich bräuchte den Nervenkitzel nicht und wäre froh, wenn wir Spiele auch frühzeitig entscheiden könnten“, sagt Siegtorschütze Sebastian Jacob, „aber späte Erfolge machen schon ein klein wenig mehr Spaß. Da werden einfach mehr Emotionen freigesetzt.“Nur Pokalheld Batz hält sich dabei fast immer zurück. „Ich bin ja ein paar Meter weiter hinten und nicht der Laufstärkste“, scherzt der Rückhalt, dessen klare Kommandos in den leeren Stadien überaus deutlich zu vernehmen sind: „Es ist auch meine Aufgabe, die Restabwehr zu sensibilisieren, damit wir nicht kopflos werden, wenn wir in der gegnerischen Hälfte den Ball laufen lassen.“
Beim Tabellenführer wird viel gesprochen – neben, aber besonders auf dem Platz. Auch das ist für Batz ein Baustein der bislang erfolgreichen Arbeit von Kwasniok: „Definitiv. Kommunikation im Fußball ist elementar. Das ist deutlich mehr geworden als zu anderen Zeiten.“Und auch darum hat der FCS aus dem Duell der Aufsteiger von 2019 und 2020 ein Spitzenspiel gemacht.