Sportunterricht steht über dem Vereinssport
Sport im Verein ist im TeilLockdown verboten, in der Schule bleibt er aber erlaubt. Wie ein Fall am Berufsbildungszentrum Halberg-Brebach zeigt, macht das Bildungsministerium dabei die Kontaktnachverfolgung zum Gradmesser.
Sport im Verein ist im Teil-Lockdown ausgesetzt, aber in der Schule bleibt er erlaubt. Wie ein Fall am Berufsbildungszentrum Halberg-Brebach zeigt, ist die Kontaktnachverfolgung dabei der Gradmesser für das Ministerium.
Reihe von Schülerinnen und Schülern des Kaufmännischen Berufsbildungszentrums (KBBZ) Halberg-Brebach wurden am vorigen Mittwoch nach Hause geschickt, nachdem es in einer der Klassen einen positiven Corona-Fall bei einer Schülerin gegeben hatte. Dies wurde damit begründet, dass es möglicherweise direkten Kontakt mit der infizierten Person gegeben habe. Den Schülern war klar, dass es sich dabei nicht bloß um das Nebeneinandersitzen im Klassenraum ging – schließlich hatten sie am Freitag zuvor im Sportunterricht Völkerball gespielt.
Einige Jugendliche wandten sich daraufhin an die SZ und fragten nach, wieso Mannschaftssport in Schulen mit direktem Kontakt erlaubt sei, Vereinstraining aber selbst bei Sportarten mit wenig direktem Kontakt verboten. Aus dem saarländischen Bildungsministerium heißt es dazu: „Wir haben an den Schulen umfangreiche Hygieneund Infektionsschutzregelungen, die insbesondere mit dem Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie sowie den Fachleuten des Universitätsklinikums des Saarlandes abgestimmt sind“. Ministeriumssprecher
Lukas Münninghoff weist auf SZ-Anfrage darauf hin, dass man ebenfalls den Sachverstand von Kinder- und Jugendärzten sowie der Gesundheitsämter einbezogen habe. „Mit dem Beschluss der Landesregierung zur Ausweitung der Pflicht zum Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen im Unterricht wurden die bis dato bestehenden Maßnahmen nochmals ausgeweitet. Letztlich kann aber auch in der Pandemie nicht jedes Restrisiko ausgeschlossen werden“, so der Sprecher.
In Bezug auf Mannschaftssport im Sportunterricht stellt sich das Ministerium hinter die Schule: „Der Schulsport
muss unter den Bedingungen des geltenden Musterhygieneplans durchgeführt werden.“Demnach ist „eine möglichst kontaktfreie Umsetzung von Mannschaftssportarten innerhalb der festen Übungsgruppe gestattet“. Soweit dem Ministerium bekannt sei, würden die aktuell geltenden Hygienevorgaben am KBBZ Halberg für den Sportunterricht auch eingehalten. Der Sprecher teilt aber auch mit: „Eine aktualisierte Fassung des Musterhygieneplans befindet sich derzeit noch in der Abstimmung mit dem Sozialministerium. Der Schulsport ist aufgrund der besseren Möglichkeiten zur Kontaktnachverfolgung nicht direkt mit dem Freizeit- und Vereinssport vergleichbar.“Zumindest diesen letzten Satz dürften Sportvereine kaum unwidersprochen hinnehmen, denn Kontaktnachverfolgung ist bei geregeltem Training aus Sicht der Vereine meist kein Problem. Trotzdem darf dort nicht trainiert werden.
Münninghoff bestätigte, dass es den Corona-Fall am KBBZ gegeben habe: „Das zuständige Gesundheitsamt hat in diesem Fall aber keine Quarantäne für weitere Personen außer der infizierten Person angeordnet, weil es zu dem Schluss kam, dass kein erhöhtes Infektionsrisiko vorlag. Die betreffende Person war offenbar in der Zeit, in der potenziell Ansteckungen hätten stattfinden können, nicht in der Schule.“Das stellte sich allerdings erst im Nachhinein heraus, wie die Schüler berichten. Sie hätten nach dem Mannschaftssport mit der infizierten Mitschülerin große Unsicherheit, Angst vor Ansteckung und möglicher Quarantäne erlebt. Auch, weil man sie ohne Verhaltenstipps nach Hause geschickt habe – mit der Begründung, das Gesundheitsamt seit telefonisch nicht erreichbar. Dazu erklärte das Ministerium, es könne aufgrund der „insgesamt starken Auslastung der Gesundheitsämter“durchaus vorkommen, dass ein Gesundheitsamt nicht umgehend telefonisch zu erreichen sei. „Die Schulleitung hat in einem solchen Fall die Möglichkeit, das Gesundheitsamt per E-Mail zu kontaktieren. Davon wurde auch in diesem Fall Gebrauch gemacht. Das Gesundheitsamt hat in der Folge zügig telefonischen Kontakt zur Schulleitung aufgenommen“, erklärte der Sprecher.