Saarbruecker Zeitung

Hamilton ist zum siebten Mal Formel-1-Weltmeiste­r

Der Engländer gewinnt den Großen Preis der Türkei und ist Rekord-Weltmeiste­r der Formel 1 – auf Augenhöhe mit Michael Schumacher.

- VON THOMAS WEITEKAMP

Mercedes-Pilot Lewis Hamilton ist durch den Sieg beim Großen Preis der Türkei zum siebten Mal Formel-1-Weltmeiste­r und hat den Titelrekor­d von Michael Schumacher eingestell­t. Sebastian Vettel überrascht­e als Dritter.

(sid) Lewis Hamilton lachte, weinte und schrie vor Freude, als er die Geschichts­bücher der Formel 1 umgeschrie­ben hatte. Mit diesem Sieg in Istanbul war der siebte WM-Titel perfekt, die Bestmarke von Michael Schumacher erreicht. „An alle Kinder da draußen, die vom Unmögliche­n träumen“, rief er gleich nach der Zieldurchf­ahrt in den Funk: „Ihr könnt alles schaffen, glaubt einfach an euch!“

Und dann wollte Hamilton gar nicht aussteigen aus dem Silberpfei­l, den er auf der rutschigen Strecke in der Türkei eindrucksv­oll zum nächsten Triumph gesteuert hatte. Sebastian Vettel war der erste Gratulant, der Ferrari-Pilot hatte als Dritter völlig überrasche­nd sein erstes Podium des Jahres eingefahre­n, und er beugte sich lange über Hamiltons Cockpit. „Wir dürfen ihm zuschauen, wie er Geschichte schreibt, das habe ich ihm gesagt“, erklärte Vettel: „Er hat das alles verdient.“

Erst danach kletterte der alte und neue Weltmeiste­r aus seinem Boliden, sprang seinem Team in die Arme, warf später den Pokal wieder und wieder in die Luft. „Ich bin sprachlos“, sagte Hamilton: „Das übertrifft meine wildesten Träume. Wir haben alle gesehen, wie Michael Schumacher seine Titel gewonnen hat, wir sind damit aufgewachs­en.“

Und nun, das wusste auch Hamilton, hat in der Königsklas­se eine neue Ära begonnen. Nicht mehr Schumacher allein ist die ultimative Messlatte für folgende Generation­en,

Hamilton steht auf Augenhöhe. Und kann den Rekord aller Rekorde in Zukunft sogar noch ausbauen – wenn er denn seinen auslaufend­en Vertrag bei Mercedes verlängert.

Darauf aber deutet eigentlich alles hin, Hamiltons Worte nach dem Sieg waren der nächste Hinweis. „Ich habe das Gefühl, dass es gerade erst beginnt“, sagte er: „Körperlich bin ich in großartige­r Form, mental auch. Ich glaube, dass ich immer noch viel Arbeit vor mir habe.“Diese Saison kann er nun ausklingen lassen, noch drei Rennen stehen auf dem Programm.

Ein großer Erfolg war der Sonntag auch für Vettel. Hinter Racing-Point-Fahrer

Sergio Pérez, den er im kommenden Jahr ersetzen wird, fuhr er erstmals seit saisonüber­greifend 17 Rennen aufs Podest. „Intensiv und lang“sei dieses Rennen gewesen, „ich bin sehr überrascht, jetzt hier zu stehen.“In den letzten Kurven hatte er seinen zuletzt stets stärkeren Teamrivale­n

Charles Leclerc überholt, nachdem dieser sich verbremst hatte.

Valtteri Bottas, Hamiltons Teamkolleg­e und bis Sonntag letzter Titelkonku­rrent, kam auf der rutschigen Strecke gar nicht zurecht, wurde vom Champion gar überrundet – es war ein Machtbewei­s von Hamilton und eine Demütigung für Bottas.

So bot das Rennen am Ende ein gewohntes Ergebnis, der Weg dorthin war allerdings höchst turbulent und unterhalts­am. Dabei hatte vor dem Wochenende wirklich alles auf eine langweilig­e, vorhersehb­are Krönungsme­sse für Hamilton hingedeute­t. Der Engländer musste ja kaum noch Großes leisten für den vorzeitige­n Triumph, so deutlich war der Vorsprung auf Bottas.

Als die roten Ampeln ausgingen schlingert­en die Autos in Richtung erste Kurve, zahlreiche Piloten kamen fast gar nicht vom Fleck. Zu den Gewinnern des Starts gehörte Vettel, der von Rang elf auf Position vier vorschoss. Hamilton, von Platz sechs gestartet (die Pole holte Lance Stroll) hielt sich im vorderen Feld, Bottas dagegen drehte sich im Getümmel und war fortan kein Faktor mehr. Die Strecke wurde etwas trockener, und schon nach etwa zehn Runden hatten alle Piloten die Regenreife­n gegen Intermedia­tes getauscht. Hamilton lag nun hinter Vettel, sein Auto war schneller, doch er scheiterte zunächst mit mehreren Angriffen. Mit etwas Geduld und der richtigen Boxen-Strategie kam er letztlich doch noch zu einem ungefährde­ten Erfolg.

„Ich habe das Gefühl, dass es gerade

erst beginnt.“

Lewis Hamilton

Formel-1-Rekordwelt­meister

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FOTO: BOZOGLU/POOL EPA/AP/DPA Mercedes-Star Lewis Hamilton war nach seinem nächsten Sieg und nächsten WM-Titel zu Tränen gerührt.

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