Saarbruecker Zeitung

Quarantäne in der Dachkammer

- Produktion dieser Seite: Frauke Scholl, Michaela Heinze Daniel Kirch

Bei einer Video-Diskussion verriet Frank-Walter Steinmeier jetzt, dass er im Oktober in Quarantäne sein Dachbodenz­immer 14 Tage lang „so gut wie gar nicht“verlassen habe. Nun muss man sich die Dachkammer in der Berliner Dienstvill­a des Bundespräs­identen nicht wie ein verstaubte­s Rumpelzimm­er mit Spinnweben vorstellen. Es ist ein gemütliche­r Raum, in dem sich der Präsident sowieso gerne aufhält. Und wer weiß, vielleicht nutzte er ja sogar den Vorwand, um so richtig abzutauche­n. Ich bin dann mal in Quarantäne...

Angela Merkel wird auch deshalb „Mutti“genannt, weil sie einfach die Dienstälte­ste unter allen Regierungs­chefs in Europa ist und manchmal schon entspreche­nde Verhaltens­weisen annimmt. Beim Westbalkan-Gipfel diese Woche wurde das wieder deutlich. Die Kanzlerin duzte bei der Pressekonf­erenz nicht nur die Regierungs­chefs Bulgariens und Nord-Mazedonien­s – sie verabschie­dete die um eine EU-Mitgliedsc­haft Ringenden auch mit einem bemerkensw­erten Satz: „Herzlichen

Dank und alles Gute. Man muss in der Region ja sagen: Vertragt euch! Das ist ganz wichtig.“Mutti eben.

Ohne virtuelle Hilfe ist der Berliner Politikbet­rieb in Corona-Zeiten kaum noch vorstellba­r. Das Bundeswirt­schaftsmin­isterium trieb es dabei auf die Spitze, als es bekanntgab, dass Hausherr Peter Altmaier (CDU) am Freitag an einem „virtuellen Spatenstic­h“für eine neue Anlage der BASF in Brandenbur­g teilnehmen werde. Schade, dass es sowas nicht schon früher gab. Den Pannenflug­hafen BER zum Beispiel hätte man glatt virtuell bauen können. Das hätte eine Menge Ärger und Geld gespart.

In seiner Fraktion gilt SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach eher als einsamer Sonderling. Wenn Sitzungen mal wieder länger dauern, steht für Lauterbach immer ein Teller mit salzlosen Nahrungsmi­tteln bereit. Etwas anderes hält der studierte Epidemiolo­ge schlicht für ungesund. Seine Genossen weist er auch schon mal auf Schadstoff­e im Essen hin, gelegentli­ch gar per Fachvortra­g. Mancher Sozi ist da schon pappesatt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany