Damit Menschen Geräusche wieder als Sprache erkennen
(low) Ahmed Bellagnech hat schon oft erlebt, wie Menschen ihre Tränen vor Glück nicht zurückhalten wollen. Sie können wieder hören, verlassen die soziale Isolation, ein Gefühl, „das unbeschreiblich ist“. Der aus Marokko stammende Diplom-Ingenieur der Biomedizin ist Leiter der Abteilung Cochlea-Implantat (CI) an den Bosenberg-Kliniken in St. Wendel. Die zum Gesundheitskonzern Mediclin gehörende Reha-Einrichtung ist darauf spezialisiert, Menschen wieder das Hören beizubringen, wenn ihnen ein solches Implantat eingesetzt wurde. Das besteht aus einem Sound-Prozessor und einer Sendespule, die hinter dem Ohr getragen werden. Das Implantat selbst wird über dem Ohr unter der Haut platziert. Der Sound-Prozessor fängt die Geräusche der Außenwelt auf, wandelt sie in einen digitalen Code um und sendet diesen durch die Sendespule zum Implantat. Dieses verwandelt den Digi-Code in elektrische Impulse und leitet sie an den Elektrodenträger in der Hörschnecke. Dieser stimuliert die Hörnervenfasern in der Schnecke. Die Impulse werden an das Gehirn weitergeleitet.
„Am Anfang sind das wirklich nur Geräusche. Der CI-Patient muss das Hören neu erlernen“, sagt Bellagnech. Genau dies ist seine tägliche Arbeit. Zunächst muss die Software auf den Soundprozessor aufgespielt werden, die es erlaubt, Töne oder Sprache von Nebengeräuschen zu unterscheiden. Das Klangbild wird dabei ständig verfeinert. Mit Bildern und Sätzen „erlernen die Patienten erneut den Sinn der Wörter“, sagt der 55-Jährige. Ein mühsamer Prozess, „bei dem es auch Rückschläge mit Kopfschmerz- oder Schwindel-Attacken geben kann“, weiß er. Doch allmählich hellen sich die Gesichter der Menschen auf, „wenn sie nach und nach wieder am Leben teilnehmen können“.