Von der starken Burg zum noblen Schloss.
Wo einst die Fürsten feierten, residiert heute die Verwaltung des Regionalverbandes Saarbrücken.
(red) Mit der Geschichte des Saarbrücker Schlosses lassen sich ganze Bücher füllen, zumal das Barockschloss, auf dem auch das heutige Schloss basiert, immer wieder umgebaute und erweiterte Vorgängerbauten im Mittelalter und in der Renaissance hatte.
Schon im Jahr 999 muss es an der Stelle des heutigen Schlosses ein kaiserliches „Castell Sarabruca“gegeben haben, wobei „Sarabruca“vermutlich, wenn auch nicht absolut sicher, für „Fels in der Saar“steht.
Im Jahr 1065 erhielt jedenfalls Herzog Friedrich von Niederlothringen die Burg als Lehen – eine frühe urkundliche Erwähnung, die erhalten blieb. Es folgten Zerstörungen und Erneuerungen als wehrhafte Burg, die schließlich im 17. Jahrhundert zum wehrhaften Schloss wurde, aber nicht wehrhaft genug: Im Mai 1677 wurde es durch kaiserliche Truppen zerstört. Erst 19 Jahre später begann der Wiederaufbau.
Etwas ganz anderes als die Vorgängerbauten wurde das Barockschloss von Fürst Wilhelm Heinrich und seines Baumeisters Friedrich Joachim Stengel Mitte des 18. Jahrhunderts. Wehrhaftigkeit war nicht mehr gefragt, sondern ein sichtbar repräsentativer Wohn- und Verwaltungssitz, der natürlich die Bürgerhäuser überragte. Die alten Schutzmauern wurden niedergelegt, der Burggraben zugeschüttet – wer heute über den Schlossplatz geht, der geht gewissermaßen auch über den alten Graben. Auf der Rückseite entstand ein großzügiger, terrassierter Barockgarten.
Doch mit der Französischen Revolution war Schluss mit dem fürstlichen Lustig: 1793 ging das Schloss teilweise in Flammen auf, 1810 entstanden bei einem Teil-Wiederaufbau Wohnungen für acht Bürgerfamilien. Unter anderem der alte Mittelpavillon wurde abgerissen.
1872 ließ der Eisenhüttenbesitzer Karl Ferdinand Stumm zwar wieder einen Saalbau einfügen, der aber nicht mit den Dimensionen des Originals zu vergleichen war.
Schließlich kaufte der Landkreis Saarbrücken zwischen 1908 und 1920 die Wohnhäuser und siedelte hier den Sitz der Kreisverwaltung an. 1938 bekam der Mittelbau eine barockisierende Fassade.
Im Zweiten Weltkrieg folgten Zerstörungen, ebenso 1963 durch den Bau der Stadtautobahn, der dem Schlossgarten etwa 1200 Quadratmeter raubte.
Der Bauzustand verschlechterte sich zusehends, und so traf der Stadtverband 1981 die Entscheidung, den Baubestand zu sanieren und einen neuen, modernen Mittelpavillon einzusetzen, was manchen Saarbrückern ganz und gar nicht gefiel, andere hingegen begeisterte. Der moderne Stahlskelettbau des Architekten Gottfried Böhm entspricht jedenfalls in seinen Maßen dem einstigen barocken Mittelpavillon Stengels.