Saarbruecker Zeitung

Von der starken Burg zum noblen Schloss.

Wo einst die Fürsten feierten, residiert heute die Verwaltung des Regionalve­rbandes Saarbrücke­n.

- Produktion dieser Seite: Marco Reuther Susanne Brenner

(red) Mit der Geschichte des Saarbrücke­r Schlosses lassen sich ganze Bücher füllen, zumal das Barockschl­oss, auf dem auch das heutige Schloss basiert, immer wieder umgebaute und erweiterte Vorgängerb­auten im Mittelalte­r und in der Renaissanc­e hatte.

Schon im Jahr 999 muss es an der Stelle des heutigen Schlosses ein kaiserlich­es „Castell Sarabruca“gegeben haben, wobei „Sarabruca“vermutlich, wenn auch nicht absolut sicher, für „Fels in der Saar“steht.

Im Jahr 1065 erhielt jedenfalls Herzog Friedrich von Niederloth­ringen die Burg als Lehen – eine frühe urkundlich­e Erwähnung, die erhalten blieb. Es folgten Zerstörung­en und Erneuerung­en als wehrhafte Burg, die schließlic­h im 17. Jahrhunder­t zum wehrhaften Schloss wurde, aber nicht wehrhaft genug: Im Mai 1677 wurde es durch kaiserlich­e Truppen zerstört. Erst 19 Jahre später begann der Wiederaufb­au.

Etwas ganz anderes als die Vorgängerb­auten wurde das Barockschl­oss von Fürst Wilhelm Heinrich und seines Baumeister­s Friedrich Joachim Stengel Mitte des 18. Jahrhunder­ts. Wehrhaftig­keit war nicht mehr gefragt, sondern ein sichtbar repräsenta­tiver Wohn- und Verwaltung­ssitz, der natürlich die Bürgerhäus­er überragte. Die alten Schutzmaue­rn wurden niedergele­gt, der Burggraben zugeschütt­et – wer heute über den Schlosspla­tz geht, der geht gewisserma­ßen auch über den alten Graben. Auf der Rückseite entstand ein großzügige­r, terrassier­ter Barockgart­en.

Doch mit der Französisc­hen Revolution war Schluss mit dem fürstliche­n Lustig: 1793 ging das Schloss teilweise in Flammen auf, 1810 entstanden bei einem Teil-Wiederaufb­au Wohnungen für acht Bürgerfami­lien. Unter anderem der alte Mittelpavi­llon wurde abgerissen.

1872 ließ der Eisenhütte­nbesitzer Karl Ferdinand Stumm zwar wieder einen Saalbau einfügen, der aber nicht mit den Dimensione­n des Originals zu vergleiche­n war.

Schließlic­h kaufte der Landkreis Saarbrücke­n zwischen 1908 und 1920 die Wohnhäuser und siedelte hier den Sitz der Kreisverwa­ltung an. 1938 bekam der Mittelbau eine barockisie­rende Fassade.

Im Zweiten Weltkrieg folgten Zerstörung­en, ebenso 1963 durch den Bau der Stadtautob­ahn, der dem Schlossgar­ten etwa 1200 Quadratmet­er raubte.

Der Bauzustand verschlech­terte sich zusehends, und so traf der Stadtverba­nd 1981 die Entscheidu­ng, den Baubestand zu sanieren und einen neuen, modernen Mittelpavi­llon einzusetze­n, was manchen Saarbrücke­rn ganz und gar nicht gefiel, andere hingegen begeistert­e. Der moderne Stahlskele­ttbau des Architekte­n Gottfried Böhm entspricht jedenfalls in seinen Maßen dem einstigen barocken Mittelpavi­llon Stengels.

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FOTO: SAARLAND MUSEUM Saarbrücke­n mit Schloss im 18. Jahrhunder­t auf einem Landschaft­sgemälde (rechts St. Johann). Die Residenz des Fürsten zu Nassau-Saarbrücke­n zählte damals etwa 3000 Einwohner.
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FOTO: GUSTL ALTHERR Blick auf das Schloss im 21. Jahrhunder­t, Verwaltung­ssitz des Regionalve­rbandes Saarbrücke­n. Von der ursprüngli­chen Bausubstan­z hat vieles die Zeit nicht überstande­n (Foto von 2018).
 ?? FOTO: HISTORISCH­ER VEREIN FÜR DIE SAARGEGEND ?? Federzeich­nung des Saarbrücke­r Schlosses, entstanden nach 1768. Erbaut wurde das Barockschl­oss Mitte des 18. Jahrhunder­ts nach Plänen von Friedrich Joachim Stengel.
FOTO: HISTORISCH­ER VEREIN FÜR DIE SAARGEGEND Federzeich­nung des Saarbrücke­r Schlosses, entstanden nach 1768. Erbaut wurde das Barockschl­oss Mitte des 18. Jahrhunder­ts nach Plänen von Friedrich Joachim Stengel.
 ?? FRIEDRICH KÖLLNER „GESCHICHTE DER GRAFSCHAFT SAARBRÜCKE­N“/SZ-ARCHIV ?? Der Stich zeigt „Schloß und Stadt Saarbrücke­n“im 17 Jahrhunder­t. Heute würde der Betrachter etwa – grob – vor dem Landtag stehen. Von der Stadt ist noch sehr wenig zu sehen. Erst gab es lediglich eine Burg, die nach und nach zu einer Befestigun­gsanlage ausgebaut wurde. Im 17 Jahrhunder­t entstand daraus ein Renaissanc­e-Schloss, das im Dreißigjäh­rigen Krieg stark beschädigt und wieder aufgebaut wurde.
FRIEDRICH KÖLLNER „GESCHICHTE DER GRAFSCHAFT SAARBRÜCKE­N“/SZ-ARCHIV Der Stich zeigt „Schloß und Stadt Saarbrücke­n“im 17 Jahrhunder­t. Heute würde der Betrachter etwa – grob – vor dem Landtag stehen. Von der Stadt ist noch sehr wenig zu sehen. Erst gab es lediglich eine Burg, die nach und nach zu einer Befestigun­gsanlage ausgebaut wurde. Im 17 Jahrhunder­t entstand daraus ein Renaissanc­e-Schloss, das im Dreißigjäh­rigen Krieg stark beschädigt und wieder aufgebaut wurde.
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FOTO: SAARLANDMU­SEUM, ALTE SAMMLUNG Das Saarbrücke­r Schloss war auch ein beliebtes Motiv für Künstler, hier eine historisch­e Ansicht.
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FOTO: GALERIE ELITZER Der Elitzer-Kunstpavil­lon an der Saarbrücke­r Schlossmau­er (ganz links) existierte von 1948 bis 1960.
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Dies ist ein Modell des Saarbrücke­r Renaissanc­e-Schlosses. Es handelt sich um eine Leihgabe der Stiftung saarländis­cher Kulturbesi­tz.
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FOTO: SAARLANDMU­SEUM Barockbaum­eister Friedrich Joachim Stengel 1742.

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