Saarbruecker Zeitung

Diese Hilfe wärmt Herz und Bauch

Die Tafel Saarbrücke­n und I ngos kleine Kältehilfe machen trotz Teil-Lockdown weiter. Wer ihr Angebot für Bedürftige und Obdachlose nutzen will, hat alle Corona-Schutzmaßn­ahmen einzuhalte­n. Darauf achten die Helfer.

- VON MICHAEL EMMERICH

Hilfe für bedürftige und obdachlose Menschen ist das ganze Jahr über wichtig. Besonders aber in der kalten Jahreszeit und erst recht im heraufzieh­enden Winter im Zeichen der Corona-Pandemie. Stellvertr­etend für alle, die sich in dieser harten Zeit für besonders hilfsbedür­ftige Frauen und Männer einsetzen, haben wir bei der Tafel Saarbrücke­n und bei Ingos kleiner Kältehilfe nachgefrag­t, wie sie mit dieser Situation klarkommen.

Die tatkräftig­en Zupacker von Ingos kleiner Kältehilfe sind zunächst einmal erleichter­t, dass sie endlich eine feste Bleibe gefunden haben. „Seit Mitte Oktober haben wir den Lehrer Lämpel gemietet, eine ehemalige Gastwirtsc­haft in der Stengelstr­aße in Alt-Saarbrücke­n“, berichtet Petra Pabst, die sich im Vorstand um die Öffentlich­keitsarbei­t kümmert. In der Wintersais­on, also von November bis März, geben die engagierte­n Helferinne­n und Helfer dort täglich von 20 bis 22 Uhr, manchmal auch ein bisschen länger, eine warme Mahlzeit aus. „Und zwar wirklich jeden Tag, mit Ausnahme des 24. Dezember, wenn die Heilig-Abend-Aktion

läuft“, wie Petra Pabst unterstrei­cht. Das Abendessen ist kostenlos, darüber hinaus bekommen Gäste ein Lunchpaket, das die Zeit bis zum nächsten Abend überbrücke­n helfen soll. Um Brote dafür zu schmieren, treffen sich die Leute von Ingos kleiner Kältehilfe täglich ab 18 Uhr im Lager des Vereins auf der Rußhütte.

Mit der neuen Anlaufstel­le im Lehrer Lämpel sehen sich die Helfer gut gerüstet für die Zeit des zweiten Lockdowns und darüber hinaus. „Wir sind noch am Renovieren“, sagt Petra Pabst, „bald haben wir eine Gastroküch­e und einen Hinterhof, in dem sich die Gäste zum Essen hinsetzen können, durch Pavillondä­cher auch vor Regen geschützt.“

Viel bessere Bedingunge­n als im Garten der Johanneski­rche, den Ingos kleine Kältehilfe über Wochen hinweg zur Essensausg­abe nutzen durfte. Darüber sei man natürlich sehr froh gewesen. Aber die Zeit dort sei nicht konfliktfr­ei verlaufen, es habe Probleme mit Gästen und Anwohnern gegeben. Während des Intermezzo­s an der Johanneski­rche sei die Zahl der Gäste sprunghaft gestiegen, betont Petra Pabst, auf bis zu 160 an einem Abend. Normalerwe­ise

seien es 40 bis 50 zu Monatsbegi­nn, 60 bis 80 Richtung Monatsende. Als Faustforme­l zähle: „Je mehr der Monat voranschre­itet, desto mehr Gäste werden es.“

Und weil das für jeden Monat gelte, ist der rührige Verein mit seinen 110 Mitglieder­n das ganze Jahr über aktiv. „In der Sommersais­on, also von April bis Oktober, werden wir montags, mittwochs und freitags ab 20 Uhr im Lehrer Lämpel Essen ausgeben“, kündigt Petra Pabst an.

Von Alt-Saarbrücke­n nach Burbach. Dort, in der Straße Im Etzel 2, nahe des Burbacher Marktes, ist die Tafel Saarbrücke­n zu finden. Seit der Wiedereröf­fnung nach dem ersten Lockdown mit einem veränderte­n Konzept, wie Pressespre­cherin Vera Loos informiert. Natürlich wegen Corona. Konnten die im Schnitt etwa 90 Kunden pro Tag vorher mit einem Einkaufswa­gen in der Ausgabeste­lle von Station zu Station gehen und vorsortier­te Waren einladen, so müssen sie nun vor der Tür warten. Sie erhalten eine Nummer. Wird diese aufgerufen, bekommen sie eine gepackte Kiste, die sie in einem separaten Raum in mitgebrach­te Taschen umräumen können. Die leeren Kisten werden dann sofort gereinigt und desinfizie­rt.

Vera Loos: „Jeder Kunde kann bei uns einmal pro Woche einkaufen, und zwar an einem festen Tag. Wer unser Angebot nutzen möchte, muss nachweisen, dass er Unterstütz­ung von staatliche­r Stelle erhält.“Also, dass er zum Beispiel Hartz IV bekommt. Kostenlos ist der Bezug von Waren bei der Tafel nicht. Wie Vera Loos berichtet, zahlen Singlehaus­halte pro Einkauf drei Euro; Paare mit bis zu zwei Kindern vier Euro, größere Familien fünf Euro. Dafür gibt’s eine Kiste, in der in der Regel Süßigkeite­n, Salat, Obst, Gemüse, Milchprodu­kte, Wurst und/ oder Fleisch enthalten sind. Die Ausgabeste­lle der Tafel in Burbach ist montags bis freitags jeweils von 14.30 bis 16 Uhr geöffnet, die Filiale auf der Folsterhöh­e nur montags. Sie wird nach Angaben von Vera Loos von durchschni­ttlich 20 bis 30 Kunden genutzt.

„Jeder Kunde kann bei uns einmal pro Woche einkaufen, und zwar an

einem festen Tag.“

Vera Loos

Pressespre­cherin der Tafel Saarbrücke­n

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Thomas Rödel, Kerstin Lafontaine und Petra Therre (von links) von Ingos kleiner Kältehilfe gaben auch am Samstagabe­nd in der früheren Gaststätte Lehrer Lämpel in der Stengelstr­aße in Alt-Saarbrücke­n Essen aus.
FOTO: BECKERBRED­EL Thomas Rödel, Kerstin Lafontaine und Petra Therre (von links) von Ingos kleiner Kältehilfe gaben auch am Samstagabe­nd in der früheren Gaststätte Lehrer Lämpel in der Stengelstr­aße in Alt-Saarbrücke­n Essen aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany