Mit 99 spielt sie noch immer wie ein Uhrwerk
Für Tennis ist man nie zu alt. Das beweist Else Schirra aus Urweiler. Die fast 100-Jährige schlägt noch immer einmal pro Woche in St. Wendel auf – und ist fit wie ein Turnschuh. Zu Hause macht sie die Buchhaltung und Steuerklärung der Familie.
Mittwochmorgen im St. Wendeler Stadtteil Urweiler. Bestens gelaunt und motiviert verlässt Else Schirra mit dem Tennisschläger in der Hand ihre Wohnung. Und das ist schon etwas ganz Besonderes. Die Seniorin ist sage und schreibe 99 Jahre alt. Sie startet den Opel Corsa und fährt zur wöchentlichen Tennisstunde in die Halle nach St. Wendel. „Tennis macht mir noch immer großen Spaß“, freut sich Else Schirra, wenn sie ans Netz gehen kann.
Ihr Trainer Georg Schmidt und ein Einkaufswagen – gefüllt mit den gelben Filzkugeln – stehen bereits auf dem grünen Court bereit. „Wir spielen schon seit 32 Jahren zusammen“, erzählt Schmidt. Mit dosierten Schlägen bringt er Else Schirra
„Wenn ganz oben jemand das will, spiele ich noch ganz
lange weiter.“
Else Schirra
99-jährige Tennis-Spielerin
langsam auf Touren. Locker und präzise schlägt sie die Bälle zum Trainer zurück.
„Die ältesten Spieler, die bei den deutschen Meisterschaften noch antreten, sind im Schnitt 92 Jahre alt“, berichtet er. „Sehr gut“, lobt Schmidt zwischendrin und spielt noch zehn Bälle, ehe er seine Schläge auf die Rückhandseite seines Schützlings zielt. Auch die von Else Schirra gespielten Diagonalbälle haben die optimale Flugkurve und Länge. Ein Return misslingt ihr mal: „Müssen sie jetzt laufen?“, ruft sie daraufhin dem Trainer lachend entgegen. Danach gehen beide weiter auseinander, die Schläge von der Grundlinie stehen jetzt an. Die längeren Ballwechsel liegen Else Schirra. Unglaublich. Ohne Hörgerät versteht die 99-Jährige jede Anweisung ihres Trainers auch auf der jetzt größer gewordenen Distanz. „Wie ein Uhrwerk“, beschreibt Schmidt die Ballwechsel. Durch die exakten Schläge von Else Schirra fliegen die Bälle zentimetergenau und in der richtigen Höhe auf seinen Körper zu. Die Tennisbegeisterte steht immer richtig zum Ball. „Ich muss ja genau sehen, wie der Ball auf mich zukommt“, erklärt sie ihr Stellungsspiel.
Nach einer Dreiviertelstunde ist die Trainingseinheit beendet. „Tennis ist sehr schön, ich muss dankbar sein, dass ich noch gesund bin. Wenn ganz oben jemand das will, spiele ich noch ganz lange weiter“, kündigt die Seniorin an, die am 11. Januar ihren 100. Geburtstag feiert.
Vor ewigen Zeiten habe sie mit ihrer Lieblingssportart begonnen.
„Auch Skifahren hat mir immer gut gefallen“, ergänzt sie. Else Schirra stammt aus St. Gangolf bei Mettlach. Ab 1961 hat sie in Urweiler eine neue Heimat gefunden, nachdem ihr 1979 verstorbener Ehemann beruflich vom Mettlacher Unternehmen Villeroy & Boch ins Heeresinstandsetzungswerk in der Kreisstadt gewechselt war. „Ich hätte damals in einer Mannschaft um Punkte mitspielen können. Aber wir hatten so eine tolle Gruppe, der ich immer sehr verbunden war“, erläutert Else Schirra, warum sie nie für ein Team ans Netz gegangen ist.
Die großen Tennismatches in Wimbledon, New York oder Paris verfolgt sie heutzutage im Fernsehen. Joachim Meier, der Präsident des Saarländischen Tennisbundes (STB), stellt fest: „Frau Schirra ist die älteste aktive Tennisspielerin im Saarland.“Im Alter von 99 Jahren
noch Tennis zu spielen, sei für ihn einfach unvorstellbar. „Es ist faszinierend zu sehen, welches Reaktionsvermögen Frau Schirra noch heute besitzt“, wundert sich Meier. Aber das Rezept der Tennisseniorin dafür klingt völlig simpel. „Wenn man sein Herzkreislaufsystem immer in Schwung bringt, dann braucht man keinen Arzt. Meine Fitness will ich weiter beibehalten“, hat sich die Urweilerin zum Ziel gesetzt.
Auch im heimischen Umfeld ist die Mutter eines Sohnes die klare Nummer eins. „Ich betreue ein Wohnhaus mit drei Familien, mache dazu die Buchhaltung und die Steuererklärungen alle noch selbst“, erklärt die gelernte Finanzbuchhalterin. Sie freut sich schon auf die nächste Tennisstunde, startet den Opel Corsa und fährt wieder mit einem guten Gefühl nach Hause.
„Es ist faszinierend zu sehen, welches Reaktionsvermögen Frau Schirra noch
heute besitzt.“
Joachim Meier
Präsident des Saarländischen
Tennisbundes