Saarbruecker Zeitung

Ein Kunstwerk, das von vielen Menschen gestreiche­lt wird

Die Skulptur der „Bergmannsk­uh“von Franz Mörscher steht vor dem Dudweiler Rathaus. Der Künstler ist auch für seine Industrief­otografie berühmt.

- Produktion dieser Seite: Susanne Brenner, Jörg Laskowski

(nba) Die „Bergmannsk­uh“steht vor dem Rathaus in Dudweiler, leider etwas bedrängt an einem Parkplatz. Und die „Bergmannsk­uh“ist nicht allein, sie hat zwei Jungtiere bei sich, die kleine Zicken sind. Denn die „Bergmannsk­uh“des Neunkirche­r Künstlers Franz Mörscher ist eine Deutsche Edelziege, „mit Zickeln“. Das verrät ein Bronzeschi­ld gleich neben der Skulptur.

Dort erfährt man auch, dass die Figurengru­ppe 1987 von Maria Johann, geb. Ulker aus Dudweiler gestiftet wurde. Vielleicht war diese typische saarländis­che „Bergmannsk­uh“für sie eine liebe Erinnerung an eine Zeit, in der die Bergleute im Nebenverdi­enst auch Kleinbauer­n waren. Dann hielten sie häufig Ziegen, die auch Milch gaben, aber viel genügsamer waren als Kühe, die sogenannte­n „Bergmannsk­ühe“.

Franz Mörscher hat die drei Tiere der Figurengru­ppe recht naturnah abgebildet, die Darstellun­g der Formen von Rumpf, Gliedmaßen, Kopf, Ohren oder Augen ist leicht vereinfach­t, die Oberfläche der Bronzeskul­ptur ist bewegt. Aber sie zeigt keine einzelnen Tierhaare, sondern Linien, Striche und kleine Furchen. Das Muttertier steht auf einer Bronzeplat­te in der Mitte der Gruppe, den Kopf dem Betrachter entgegen gestreckt. Die beiden Zicken stehen in die andere Richtung, denn eines der beiden säugt am Euter. Diese Bewegung des Jungtieres verleiht der Gruppe Dynamik, die Tiergruppe wird dadurch auch allansicht­ig. Die Skulptur ist aus Bronze gegossen, die Tiere sind in etwa lebensgroß.

Der Neunkirche­r Künstler Franz Mörscher war Bildhauer, Mosaikküns­tler,

Maler, Fotograf und Sachbuchau­tor. Er studierte von 1951 bis 1956 Malerei, Bildhauere­i und Fotografie an der Staatliche­n Schule für Kunst und Handwerk Saarbrücke­n bei Prof. Dr. Boris Kleint, und lernte dort auch den Fotografen und Professor Otto Steinert kennen.

Durch ihn wendete er sich vermehrt der Fotografie zu, erhielt Stipendien für Studienauf­enthalte in Paris, Salzburg und Mailand. Als freischaff­ender Künstler widmete er sich zuerst der Bildhauere­i, später der Fotografie. Mit Fotoserien des Neunkirche­r Eisenwerks vor und während des Abrisses, sowie des Weltkultur­erbes Völklinger Hütte als „Denkmal für eine untergehen­de Industriek­ultur in Westeuropa“wurde er bekannt. Von ihm stammen aber auch die bunten Mosaikfußb­odenund Wandgestal­tungen im Postamt

St. Johann, Ecke Dudweilers­traße und Stephanstr­aße.

Franz Mörscher ist 2018 in Neunkirche­n verstorben. Die Skulpturen­gruppe der „Bergmannsk­uh mit Zickeln“stammt aus den Jahren 1993 bis 1995, und sie muss ihn berührt haben. Denn in den Jahren 2003 und 2004 nahm er das Motiv noch ein weiteres Mal auf, formal noch weiter abstrahier­t. Kein Wunder, ist die Tiergruppe in Dudweiler doch anscheinen­d sehr beliebt. Denn dort, wo die Tiere am häufigsten angefasst werden, verändert sich die Patina der Bronze von Grüngrau zu Braungold, insbesonde­re auf dem Rücken und der Innenseite der Jungtiere. Ganz so, als würden Passanten sie im Vorübergeh­en streicheln.

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FOTO: IRIS MAURER Eine Deutsche Edelziege mit Zickeln ist diese „Bergmannsk­uh“, die der Neunkirche­r Künstler Franz Mörscher gestaltet hat.

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