Die Tier-Herde nahe Göttelborn wächst
Das Beweidungsprojekt „Schlammweiher Hahnwies“bei Göttelborn hat neue Bewohner: Vier Wasserbüffel aus Beeden sind jetzt zu TaurusRindern und ExmoorPonys hinzugekommen.
Unerschrocken packt der Umweltminister zu. Riegel auf, erst der rechte, dann der linke Flügel des massiven Transporthängers schwingen quietschend auf. Die vier Wasserbüffel auf der Ladefläche stehen dicht beisammen, machen keinen Mucks. Reinhold Jost guckt kurz in das Gehäuse, stellt sich dann seitlich des Wagens und schlägt gegen das Metall. Es rumst nicht schlecht, als die vier weiblichen Tiere, zusammen locker zwei Tonnen schwer, wie ein Gewitter von der Ladefläche auf die Wiese springen oberhalb des Schlammweihers Hahnwies. Umringt von neugierigen Menschen, die meisten hinter Zaun oder Gerätschaften zurückgezogen, verharren die schwarzen Leiber so dicht aneinandergedrückt, wie es nur irgend geht. Die Köpfe haben sie gehoben, starren auf die fremde Umgebung. Es braucht einen guten Moment, bis sie die offene Seite des Areals entdecken, wo weder Menschen noch Bagger stehen. Dann drehen sich alle mit beherztem Schwung in Richtung der Wiese und nehmen den Boden unter der schweren Hufe.
Minister Jost schaut ihnen hinterher, während sich das Gatter schließt. Zwischen Illingen und Merchweiler haben die Tiere aus dem Beeder Biotop, wo es bekanntlich auch ein Beweidungsprojekt gibt, hier jetzt eine neue Heimat. In den kommenden Tagen werden noch zwei weitere aus Thuringen dazustoßen, ein männliches und ein weibliches. Dann ist der Zuwachs im Beweidungsprojekt erst einmal abgeschlossen. Seit dem Frühjahr sind auf der großen Habichtsweide bereits eine Herde Taurus-Rinder und vier Exmoor-Ponys. Die Büffel bleiben zunächst getrennt auf einem kleinen Wiesenstück, damit sich beide Seiten aneinander gewöhnen können. Später sollen alle gemeinsam auf dem Areal leben.
Die eindrucksvollen Tiere gehören zum Lik-Nord-Projekt „Vogelzug und wilde Weiden“, das ein großes Stück Land im Merchtal wieder zu blühender Natur mit üppiger Flora und Fauna machen möchte. Minister Jost ist an diesem Freitagnachmittag bei bestem Wetter aus Saarbrücken angereist, um sich die Entwicklung des Naturschutzvorhabens vor Ort anzuschauen. Die Bürgermeister aus Quierschied und Merchweiler, Lutz Maurer und Patrick Weydmann, beobachten das Spektakel ebenfalls. Maurer ist derzeit Vorsteher des Lik-Nord-Zweckverbandes. Der Blick über die Koppeln ist prächtig. Sanft geschwungen liegen die Wiesen im kühlen Sonnenlicht. Der Weiher im Tal glänzt. Die Tiere des Beweidungsprojektes sind derzeit auf der Illingen zugewandten Seite, ein neues großes Areal hinunter zum Schlammweiher ist fast fertig umzäunt. Zwischendrin ein Weg für Wanderer und Spaziergänger. „Wir hatten zuerst überlegt, die Besucher ohne eigenen Weg über die Wiesen spazieren zu lassen“, sagt Lik-Nord-Geschäftsführer Uli Heintz. Doch das schien etwas gefährlich, insbesondere zu den Zeiten, da Nachwuchs die Muttertiere besonders sensibel macht. Jetzt trennt ein Stromzaun Mensch und Tier. Dort, wo Umweltminister Jost die Büffel freigelassen hat, wird es einen Übergang geben für Rinder, Ponys und Büffel von einer Seite der Weide auf die andere. Mit der Fläche des Weihers hat LikNord im Merchtal rund 180 Hektar Land. „Das entspricht etwa 200 Fußballfeldern“, sagt Heintz. Um das schöne Stück Natur kümmern sich Christine Rullof und ihre Familie. Die Landwirte betreiben Milchwirtschaft in Eppelborn, ihr Habichtshof in Merchweiler ist auf dem Weg zum Biobetrieb. Heintz und Minister Jost loben das Engagement der Familie in höchsten Tönen. „Ohne die Familie Rullof würde es nicht gehen“, sagt der Lik-Nord-Chef. Christine Rullof spricht von einem kleinen Hofladen, den sie sich in Merchweiler aufbauen möchte. Dort soll es dann auch Fleisch von Rindern und Büffeln zu kaufen geben, die im Merchtal leben. Allerdings werden es nur ein paar Tiere pro Jahr sein, die in der Fleischtheke landen. Im ersten Jahr gab es zehn Kälber. Finanziell ist die Bewirtschaftung des Areals nur mit Unterstützung des Landes möglich. Minister Jost erläutert, das Saarland werde mit seiner großen Waldfläche, davon 75 Prozent Laubwald, deutschlandweit beneidet. Jedes Jahr komme mehr Wald dazu, als eingeschlagen werde. Aber auch in der ökologischen Landwirtschaft sei das kleine Saarland besser als der Bund. Und das wolle man ausbauen. Während Minister und Bäuerin sich am Gatter unterhalten, kommen die Ponys neugierig bergab bis zum Zaun, der sie von den Neulingen trennt. Er sei stolz, das Projekt begleiten zu dürfen, sagt Jost, während sich auf der Weide Büffel und Ponys neugierig beäugen und die Menschen am Gatter über das Beweidungsprojekt „Schlammweiher Hahnwies“reden.