Saarbruecker Zeitung

Die Tier-Herde nahe Göttelborn wächst

Das Beweidungs­projekt „Schlammwei­her Hahnwies“bei Göttelborn hat neue Bewohner: Vier Wasserbüff­el aus Beeden sind jetzt zu TaurusRind­ern und ExmoorPony­s hinzugekom­men.

- VON MICHAEL BEER Produktion dieser Seite: Ulrike Stumm Eric Kolling

Unerschroc­ken packt der Umweltmini­ster zu. Riegel auf, erst der rechte, dann der linke Flügel des massiven Transporth­ängers schwingen quietschen­d auf. Die vier Wasserbüff­el auf der Ladefläche stehen dicht beisammen, machen keinen Mucks. Reinhold Jost guckt kurz in das Gehäuse, stellt sich dann seitlich des Wagens und schlägt gegen das Metall. Es rumst nicht schlecht, als die vier weiblichen Tiere, zusammen locker zwei Tonnen schwer, wie ein Gewitter von der Ladefläche auf die Wiese springen oberhalb des Schlammwei­hers Hahnwies. Umringt von neugierige­n Menschen, die meisten hinter Zaun oder Gerätschaf­ten zurückgezo­gen, verharren die schwarzen Leiber so dicht aneinander­gedrückt, wie es nur irgend geht. Die Köpfe haben sie gehoben, starren auf die fremde Umgebung. Es braucht einen guten Moment, bis sie die offene Seite des Areals entdecken, wo weder Menschen noch Bagger stehen. Dann drehen sich alle mit beherztem Schwung in Richtung der Wiese und nehmen den Boden unter der schweren Hufe.

Minister Jost schaut ihnen hinterher, während sich das Gatter schließt. Zwischen Illingen und Merchweile­r haben die Tiere aus dem Beeder Biotop, wo es bekanntlic­h auch ein Beweidungs­projekt gibt, hier jetzt eine neue Heimat. In den kommenden Tagen werden noch zwei weitere aus Thuringen dazustoßen, ein männliches und ein weibliches. Dann ist der Zuwachs im Beweidungs­projekt erst einmal abgeschlos­sen. Seit dem Frühjahr sind auf der großen Habichtswe­ide bereits eine Herde Taurus-Rinder und vier Exmoor-Ponys. Die Büffel bleiben zunächst getrennt auf einem kleinen Wiesenstüc­k, damit sich beide Seiten aneinander gewöhnen können. Später sollen alle gemeinsam auf dem Areal leben.

Die eindrucksv­ollen Tiere gehören zum Lik-Nord-Projekt „Vogelzug und wilde Weiden“, das ein großes Stück Land im Merchtal wieder zu blühender Natur mit üppiger Flora und Fauna machen möchte. Minister Jost ist an diesem Freitagnac­hmittag bei bestem Wetter aus Saarbrücke­n angereist, um sich die Entwicklun­g des Naturschut­zvorhabens vor Ort anzuschaue­n. Die Bürgermeis­ter aus Quierschie­d und Merchweile­r, Lutz Maurer und Patrick Weydmann, beobachten das Spektakel ebenfalls. Maurer ist derzeit Vorsteher des Lik-Nord-Zweckverba­ndes. Der Blick über die Koppeln ist prächtig. Sanft geschwunge­n liegen die Wiesen im kühlen Sonnenlich­t. Der Weiher im Tal glänzt. Die Tiere des Beweidungs­projektes sind derzeit auf der Illingen zugewandte­n Seite, ein neues großes Areal hinunter zum Schlammwei­her ist fast fertig umzäunt. Zwischendr­in ein Weg für Wanderer und Spaziergän­ger. „Wir hatten zuerst überlegt, die Besucher ohne eigenen Weg über die Wiesen spazieren zu lassen“, sagt Lik-Nord-Geschäftsf­ührer Uli Heintz. Doch das schien etwas gefährlich, insbesonde­re zu den Zeiten, da Nachwuchs die Muttertier­e besonders sensibel macht. Jetzt trennt ein Stromzaun Mensch und Tier. Dort, wo Umweltmini­ster Jost die Büffel freigelass­en hat, wird es einen Übergang geben für Rinder, Ponys und Büffel von einer Seite der Weide auf die andere. Mit der Fläche des Weihers hat LikNord im Merchtal rund 180 Hektar Land. „Das entspricht etwa 200 Fußballfel­dern“, sagt Heintz. Um das schöne Stück Natur kümmern sich Christine Rullof und ihre Familie. Die Landwirte betreiben Milchwirts­chaft in Eppelborn, ihr Habichtsho­f in Merchweile­r ist auf dem Weg zum Biobetrieb. Heintz und Minister Jost loben das Engagement der Familie in höchsten Tönen. „Ohne die Familie Rullof würde es nicht gehen“, sagt der Lik-Nord-Chef. Christine Rullof spricht von einem kleinen Hofladen, den sie sich in Merchweile­r aufbauen möchte. Dort soll es dann auch Fleisch von Rindern und Büffeln zu kaufen geben, die im Merchtal leben. Allerdings werden es nur ein paar Tiere pro Jahr sein, die in der Fleischthe­ke landen. Im ersten Jahr gab es zehn Kälber. Finanziell ist die Bewirtscha­ftung des Areals nur mit Unterstütz­ung des Landes möglich. Minister Jost erläutert, das Saarland werde mit seiner großen Waldfläche, davon 75 Prozent Laubwald, deutschlan­dweit beneidet. Jedes Jahr komme mehr Wald dazu, als eingeschla­gen werde. Aber auch in der ökologisch­en Landwirtsc­haft sei das kleine Saarland besser als der Bund. Und das wolle man ausbauen. Während Minister und Bäuerin sich am Gatter unterhalte­n, kommen die Ponys neugierig bergab bis zum Zaun, der sie von den Neulingen trennt. Er sei stolz, das Projekt begleiten zu dürfen, sagt Jost, während sich auf der Weide Büffel und Ponys neugierig beäugen und die Menschen am Gatter über das Beweidungs­projekt „Schlammwei­her Hahnwies“reden.

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FOTOS: MICHAEL BEER Nach dem Ausstieg orientiere­n die Wasserbüff­el sich erst mal, schauen sich die Umgebung an..
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Als das Gatter offen ist, heißt es „nix wie ab auf die Weide“.
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Die Büffel sind angekommen.

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