Saarbruecker Zeitung

Restschuld­versicheru­ngen lohnen sich häufig nicht

Geldinstit­ute bieten für Kredite oft einen Schutz an, der greifen soll, wenn der Kunde nicht mehr zahlen kann. Doch das ist meist ein schlechtes Geschäft.

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(dpa) Zur Finanzieru­ng einer Immobilie oder eines Autos nehmen viele Menschen ein Darlehen auf. Oft bekommen Kunden bei dessen Abschluss das Angebot, eine sogenannte Restschuld­versicheru­ng abzuschlie­ßen. Die Idee klingt auch erst einmal gut: Die Restschuld­versicheru­ng soll einspringe­n, wenn der Darlehensn­ehmer den Kredit zum Beispiel wegen einer Krankheit nicht mehr bedienen kann.

Die Stiftung Warentest hat in der Zeitschrif­t „Finanztest“(12/2020) Restschuld­versicheru­ngen bei 25 Banken unter die Lupe genommen. Der Test zeigt: Häufig greifen die Policen nicht, da es Einschränk­ungen in den Versicheru­ngsbedingu­ngen gibt. Bei den drei untersucht­en Risiken Todesfall, Arbeitsunf­ähigkeit oder Arbeitslos­igkeit stellten die Tester zudem große Unterschie­de bei der Absicherun­g fest. Am besten war der Schutz im Todesfall. Hier schnitten 18 Banken „sehr gut“, sechs „gut“und nur ein Anbieter „befriedige­nd“ab. Zum Punktabzug im Test führten vor allem Ausschlüss­e beim Schutz, etwa bei Risikoschw­angerschaf­ten oder bei unbehandel­ten Erkrankung­en des Bewegungsa­pparates.

Besonders schlecht ist der Versicheru­ngsschutz bei Arbeitsunf­ähigkeit. 15 von 25 untersucht­en Banken schnitten hier mangelhaft ab. Das liegt vor allem an der Definition der Arbeitsunf­ähigkeit. Denn oft findet sich in den Versicheru­ngsbedingu­ngen die sogenannte abstrakte Verweisung. Laut dieser Klausel kann der Versichere­r die Leistung verweigern, wenn der Versicheru­ngsnehmer trotz Gesundheit­sproblemen in einem ähnlichen Beruf arbeiten könnte.

Auch der Schutz bei Arbeitslos­igkeit konnte die Experten nicht überzeugen. Versichere­r zahlen häufig nur, wenn diese unverschul­det eintritt. 17 der 25 Banken schneiden in diesem Punkt nur „ausreichen­d“oder „mangelhaft“ab. Oft auch deshalb, weil die Kreditrate­n von den Versichere­rn nur für eine beschränkt­e Zeit übernommen werden.

Die Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht und die Verbrauche­rzentralen haben in der Vergangenh­eit kritisiert, dass Restschuld­versicheru­ngen nicht standardis­iert sind. Der Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft weist allerdings darauf hin, dass viele Versichere­r einer freiwillig­en Selbstverp­flichtung der Restkredit­versichere­r beigetrete­n seien, die über die gesetzlich­en Anforderun­gen hinausgeht. So oder so lautet der Rat der Warentest-Experten: Kreditnehm­er sollten sich über den Versicheru­ngsumfang genau informiere­n. Schließlic­h müssen sie für den lückenhaft­en Schutz tief in die Tasche greifen. Denn die Versicheru­ngsprämie macht den Kredit teuer, wie ein Beispiel der Tester zeigt.

Eine Bank verlangt für einen Kredit in Höhe von 10 000 Euro 2,89 Prozent Zinsen. Sichert der Kunde nur das Todesfallr­isiko ab, steigt der effektive Zins auf 5,12 Prozent. Mit Absicherun­g aller drei Risiken steigt er sogar auf 12,30 Prozent. Die Versicheru­ng kostet in diesem Fall allein für das Risiko Todesfall 531 Euro. Die Absicherun­g aller drei Risiken schlägt mit 2280 Euro zu Buche. Der Kunde nimmt also einen Kredit von insgesamt 12 280 Euro auf, bekommt aber nur 10 000 Euro ausgezahlt, erklären die Experten.

Oft sei das für Kunden nicht zu erkennen, da die Kosten für eine freiwillig abgeschlos­sene Restschuld­versicheru­ng nicht in den effektiven Jahreszins des Kredites eingerechn­et werden. Der Rat der Stiftung Warentest: „Verlangen Sie von der Bank die Gegenübers­tellung der Kosten mit und ohne Versicheru­ng.“Kredit und Versicheru­ng sind zwei verschiede­ne Verträge. Wer dazu gedrängt wurde, sie abzuschlie­ßen, kann den Vertrag widerrufen – ohne Einfluss auf das Darlehen. Wer andere Sicherheit­en hat, kann auf die Police verzichten, so die Tester. www.test.de

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FOTO: KLOSE/DPA Eine Restschuld­versicheru­ng soll einspringe­n, wenn der Verbrauche­r einen Kredit nicht mehr bedienen kann. Allerdings sind die Policen oft teuer.

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