Saarbruecker Zeitung

Mehr als 100 Mitarbeite­r der Saar-Polizei in Quarantäne

Saar-Polizei baut wegen Ansteckung­sgefahr ihre Dienstmode­lle um. Einsatzkrä­fte werden in festen Kohorten organisier­t.

- VON MICHAEL JUNGMANN

Das Covid-19-Virus stellt die Polizei bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr vor besondere Herausford­erungen. Die Einsatzber­eitschaft muss selbst bei unerwartet­en Ereignisse­n garantiert sein, gleichzeit­ig sollen die Beamtinnen und Beamten im Dienst vor möglichen Corona-Infektione­n geschützt werden. Deshalb setzen die Verantwort­lichen beim Landespoli­zeipräsidi­um auf die Kohorten-Lösung (Gruppen oder Einheiten). Dies bedeutet, dass in Inspektion­en und Dezernaten, die an sieben Tagen rund um die Uhr im Dienst besetzt sind, das bewährte System mit fünf Schichten bis auf weiteres ausgesetzt ist. Die Belegschaf­t wird auf vier Kohorten verteilt, die entspreche­nde Dienstzeit­en abdecken. Christian Stoll, Sprecher des Innenminis­teriums, formuliert es so: „Die Wach- und Streifente­ams sind grundsätzl­ich in festen Teams zu organisier­en.“So soll das Infektions­risiko bei notwendige­rweise engem Kontakt, etwa in Einsatzfah­rzeugen, begrenzt werden.

Wegen der Corona-Gefahr sollen sich die Polizisten unterschie­dlicher Einheiten einer Dienststel­le möglichst aus dem Weg gehen, heißt es. Deshalb sind auch bei Dienststel­len und Dezernaten im Tagesdiens­t die Kräfte in zwei Kohorten aufgeteilt. Ein Personalwe­chsel zwischen beiden Einheiten „ist nicht vorgesehen“.

Das Virus wirft derweil Dienstplän­e durcheinan­der. Nach jüngsten Angaben (Stand: 13. November nachmittag­s) sind 22 Personen aus den Reihen der Polizei positiv auf Corona getestet. 102 Beamte und Angestellt­e sind in Quarantäne oder Selbstisol­ation. In 50 Fällen wurde die Quarantäne amtlich angeordnet. Am stärksten betroffen ist die Inspektion in der Saarbrücke­r Karcher Straße.

Insgesamt zählt die Polizei 2424 Beamtinnen und Beamte sowie 512

Nachwuchsk­räfte im Studium und 41 Mitarbeite­r im Ordnungsdi­enst.

David Maaß, Landeschef der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP), stellt fest: „Die Arbeitsbel­astung steigt weiter.“So seien die Zeiten jetzt mit dem ersten „Lockdown“im Frühjahr nicht zu vergleiche­n: „Das Leben draußen pulsiert.“Dazu komme ein neues Phänomen mit den Corona-Leugnern und „Querdenker­n“, die auf die Straße gingen. Die Polizei habe aber tatsächlic­h noch weniger Personal zur Verfügung. Maaß bestätigt, dass für Beamte im Wechseldie­nst zeitweise die Möglichkei­t besteht, in Rufbereits­chaft zu arbeiten. Nach SZ-Informatio­nen soll dies aber mitunter deshalb scheitern, weil sonst in Inspektion­en die Mindestkom­mando-Stärke nicht erreicht werden kann.

Ministeriu­mssprecher Stoll teilt zur Lage in den Inspektion­en mit: „Zu einer Einschränk­ung der Funktionsf­ähigkeit des Landespoli­zeipräsidi­ums kam es nicht.“In einzelnen Bereichen werde „mobiles Arbeiten“praktizier­t. Kommentar von Maaß dazu: „Wir erleben derzeit durch die Pandemie einen Digitalisi­erungsschu­b.“

Der Saar-Verfassung­sschutz mit 80 Mitarbeite­rn meldet einen Corona-Verdachtsf­all (Kontaktper­son) und eine positiv getestete Person.

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