Mehr als 100 Mitarbeiter der Saar-Polizei in Quarantäne
Saar-Polizei baut wegen Ansteckungsgefahr ihre Dienstmodelle um. Einsatzkräfte werden in festen Kohorten organisiert.
Das Covid-19-Virus stellt die Polizei bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr vor besondere Herausforderungen. Die Einsatzbereitschaft muss selbst bei unerwarteten Ereignissen garantiert sein, gleichzeitig sollen die Beamtinnen und Beamten im Dienst vor möglichen Corona-Infektionen geschützt werden. Deshalb setzen die Verantwortlichen beim Landespolizeipräsidium auf die Kohorten-Lösung (Gruppen oder Einheiten). Dies bedeutet, dass in Inspektionen und Dezernaten, die an sieben Tagen rund um die Uhr im Dienst besetzt sind, das bewährte System mit fünf Schichten bis auf weiteres ausgesetzt ist. Die Belegschaft wird auf vier Kohorten verteilt, die entsprechende Dienstzeiten abdecken. Christian Stoll, Sprecher des Innenministeriums, formuliert es so: „Die Wach- und Streifenteams sind grundsätzlich in festen Teams zu organisieren.“So soll das Infektionsrisiko bei notwendigerweise engem Kontakt, etwa in Einsatzfahrzeugen, begrenzt werden.
Wegen der Corona-Gefahr sollen sich die Polizisten unterschiedlicher Einheiten einer Dienststelle möglichst aus dem Weg gehen, heißt es. Deshalb sind auch bei Dienststellen und Dezernaten im Tagesdienst die Kräfte in zwei Kohorten aufgeteilt. Ein Personalwechsel zwischen beiden Einheiten „ist nicht vorgesehen“.
Das Virus wirft derweil Dienstpläne durcheinander. Nach jüngsten Angaben (Stand: 13. November nachmittags) sind 22 Personen aus den Reihen der Polizei positiv auf Corona getestet. 102 Beamte und Angestellte sind in Quarantäne oder Selbstisolation. In 50 Fällen wurde die Quarantäne amtlich angeordnet. Am stärksten betroffen ist die Inspektion in der Saarbrücker Karcher Straße.
Insgesamt zählt die Polizei 2424 Beamtinnen und Beamte sowie 512
Nachwuchskräfte im Studium und 41 Mitarbeiter im Ordnungsdienst.
David Maaß, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), stellt fest: „Die Arbeitsbelastung steigt weiter.“So seien die Zeiten jetzt mit dem ersten „Lockdown“im Frühjahr nicht zu vergleichen: „Das Leben draußen pulsiert.“Dazu komme ein neues Phänomen mit den Corona-Leugnern und „Querdenkern“, die auf die Straße gingen. Die Polizei habe aber tatsächlich noch weniger Personal zur Verfügung. Maaß bestätigt, dass für Beamte im Wechseldienst zeitweise die Möglichkeit besteht, in Rufbereitschaft zu arbeiten. Nach SZ-Informationen soll dies aber mitunter deshalb scheitern, weil sonst in Inspektionen die Mindestkommando-Stärke nicht erreicht werden kann.
Ministeriumssprecher Stoll teilt zur Lage in den Inspektionen mit: „Zu einer Einschränkung der Funktionsfähigkeit des Landespolizeipräsidiums kam es nicht.“In einzelnen Bereichen werde „mobiles Arbeiten“praktiziert. Kommentar von Maaß dazu: „Wir erleben derzeit durch die Pandemie einen Digitalisierungsschub.“
Der Saar-Verfassungsschutz mit 80 Mitarbeitern meldet einen Corona-Verdachtsfall (Kontaktperson) und eine positiv getestete Person.