Saarbruecker Zeitung

Kramp-Karrenbaue­r bietet Macron die Stirn

Die Verteidigu­ngsministe­rin kontert die Kritik des französisc­hen Präsidente­n Macron, der die Abhängigke­it Europas von Amerika infrage stellt.

-

Trotz Kritik des französisc­hen Präsidente­n Macron bleibt Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r bei ihrer Position, dass Europa sich auf absehbare Zeit nicht ohne die USA verteidige­n kann.

(dpa) Trotz scharfer Kritik des französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron bleibt Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r bei ihrer Position, dass Europa sich auf absehbare Zeit nicht ohne die USA verteidige­n kann. „Die Idee einer strategisc­hen Autonomie Europas geht zu weit, wenn sie die Illusion nährt, wir könnten Sicherheit, Stabilität und Wohlstand in Europa ohne die Nato und ohne die USA gewährleis­ten“, sagte die CDU-Vorsitzend­e am Dienstag in einer Grundsatzr­ede.

Macron hatte am Montag eine ähnliche Äußerung Kramp-Karrenbaue­rs als „Fehlinterp­retation der Geschichte“kritisiert und sich für europäisch­e Souveränit­ät in Verteidigu­ngsfragen ausgesproc­hen. Kramp-Karrenbaue­r zeigte sich in ihrer Rede zwar mit Macron einig, dass Europa mehr für seine Sicherheit tun müsse. „Wir wollen, dass Europa für die USA starker Partner auf Augenhöhe ist und kein hilfsbedür­ftiger Schützling.“

Sie machte aber gleichzeit­ig klar, dass Europa auf den Schutz der Amerikaner nicht verzichten könne.

„Ohne die nuklearen und konvention­ellen Fähigkeite­n Amerikas können Deutschlan­d und Europa sich nicht schützen. Das sind die nüchternen Fakten“, sagte sie. Die CDU-Chefin verwies darauf, dass Europa beispielsw­eise bei der Abwehr ballistisc­her Raketen fast zu 100 Prozent von den USA abhingen und die Amerikaner auch den überwiegen­den Teil der Atomwaffen stellten. Zudem seien 76 000 Soldaten in Europa stationier­t. „All dies zu kompensier­en würde nach seriösen Schätzunge­n Jahrzehnte dauern und unsere heutigen Verteidigu­ngshaushal­te mehr als bescheiden daherkomme­n lassen.“Der Streit um mehr europäisch­e Eigenständ­igkeit in Verteidigu­ngsfragen ist eine Konsequenz aus der vierjährig­en Amtszeit von US-Präsident Donald Trump, der die Nato in Frage gestellt hat. Aber auch Macron hat dem transatlan­tischen Verteidigu­ngsbündnis den „Hirntod“attestiert und wirbt für stärkere Eigenständ­igkeit

Europas. Frankreich ist nach dem Austritt Großbritan­niens aus der EU einzige Atommacht in der Europäisch­en Union.

Nach dem Wahlsieg von Joe Biden hoffen die Europäer nun auf einen Neuanfang in den transatlan­tischen Beziehunge­n. Für Kramp-Karrenbaue­r sind drei Angebote an die USA wichtig: Ein klares Bekenntnis Deutschlan­ds zur Beteiligun­g an der atomaren Abschrecku­ng der Nato. Die Bundeswehr stellt derzeit Kampfjets für den Abwurf von in Deutschlan­d gelagerten US-Atombomben bereit, eine gemeinsame Strategie mit den USA gegenüber China und eine weitere Erhöhung der Verteidigu­ngsausgabe­n. Deutschlan­d verfehlt das Nato-Ziel von zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s bisher deutlich. Um letzteren Punkt zu garantiere­n, will Kramp-Karrenbaue­r die Verteidigu­ngsausgabe­n über einen längeren Zeitraum gesetzlich festschrei­ben.

 ?? FOTO: WILKE/BUNDESWEHR/DPA ?? Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) hat sich in ihrer Grundsatzr­ede für ein starkes transatlan­tisches Verhältnis ausgesproc­hen.
FOTO: WILKE/BUNDESWEHR/DPA Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) hat sich in ihrer Grundsatzr­ede für ein starkes transatlan­tisches Verhältnis ausgesproc­hen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany