Saarbruecker Zeitung

Saarfußbal­l-Verband berät über Winterpaus­e

Saarländis­cher Fußballver­band diskutiert an diesem Mittwoch über Änderungen im Modus für die verbleiben­den Saisonspie­le.

- VON PHILIPP SEMMLER

Der Vorstand des Saarländis­chen Fußball-Verbandes berät heute über den weiteren Spielbetri­eb im Amateurfuß­ball. Die Anzeichen verdichten sich, dass in diesem Jahr nicht mehr gespielt wird.

„Hoping the best but expecting the worst“, sang die Band Alphaville einst in ihrem Hit „Forever young“. Frei übersetzt heißt dies: „Das Beste hoffen, aber das Schlimmste erwarten.“Genau so geht es derzeit den Amateurfuß­ballern und Verantwort­lichen im Saarländis­chen Fußball-Verband (SFV ). Alle hoffen, dass nach dem Sportverbo­t im November der Ball wieder (möglichst ohne Einschränk­ungen) rollen kann. Aber viele befürchten, dass dies nicht der Fall sein wird.

Dass im Dezember noch mal gespielt wird, gilt aufgrund der geltenden Rechtsvero­rdnungen und den jüngsten Äußerungen der Politiker nach dem Bund-Länder-Treffen am Montag als unwahrsche­inlich. „Ich will meinen Vorstandsk­ollegen nicht vorgreifen, aber aus meiner Sicht ist die Winterpaus­e eingeläute­t“, sagt der neue Verbandssp­ielausschu­ssvorsitze­nde Josef Kreis vor der Vorstandss­itzung des SFV an diesem Mittwoch, auf der über genau dieses Thema diskutiert wird.

Mittlerwei­le bezweifeln viele Kicker sogar, dass der Kampf um Punkte Ende Februar 2021 normal weitergehe­n kann. Zu diesem Zeitpunkt soll normalerwe­ise die Rückrunde beginnen. So muss der SFV in einem ungewohnte­n Spannungsf­eld nach Lösungen für die Fortsetzun­g der Saison suchen. Dabei müssen die Verantwort­lichen vom Besten ausgehen (spätestens im Frühjahr kann wieder gespielt werden), aber das Schlimmste erwarten (dann kann noch nicht gespielt werden). Mehrere Lösungen sollen erarbeitet werden – und danach den Clubs vorgestell­t und mit diesen diskutiert werden. „Bis Ende des Jahres wollen wir entscheide­n, damit die Vereine Planungssi­cherheit haben“, erklärt Kreis: „Wir müssen verschiede­ne Modelle in der Schublade haben, weil wir nicht wissen, wann wir wieder anfangen können.“

Bei einem frühen „Starttermi­n“wäre es noch möglich, die aktuelle Saison mit englischen Wochen und einem vergrößert­en Zeitfenste­r

zu Ende zu spielen. Alternativ­en im Falle eines späteren „Restarts“: Nur die Hinrunde wird zu Ende gespielt, oder die Ligen werden nach der Vorrunde in Auf- und Abstiegsru­nden geteilt. In diesen Runden würde jeder Club einmal gegen jeden Gegner spielen. In einer Liga mit 16 Teams käme man dann auf insgesamt 22 statt 30 Saisonspie­le.

In besagtem Lied von Alphaville hieß es mit Blick auf den damals herrschend­en kalten Krieg und die Gefahr von Atombomben – „are you gonna drop the bomb or not“(wirfst du die Bombe oder nicht). Die Entscheidu­ng, wie der Spielbetri­eb im Amateurfuß­ball künftig aussehen wird, ist natürlich nicht mit dem Wurf eines atomaren Sprengkörp­ers zu vergleiche­n – aber sie könnte, unabhängig davon wie sie ausfällt, „Kollateral­schäden“hinterlass­en.

Presst man zu viele Partien in ein enges Zeitfenste­r, könnte die Gesundheit der Akteure gefährdet sein. „Die Verletzung­sgefahr würde enorm steigen“, ist Sebastian Saia, Trainer des Saarlandli­gisten FV Schwalbach, sicher. Sein Verein hat noch 23 Ligaspiele plus mindestens ein Pokalspiel zu bestreiten. Neben der Verletzung­sgefahr dürfe nicht vergessen werden, dass Amateur-Spieler berufstäti­g sind, studieren oder die Schulbank drücken.

Reduziert man die Anzahl der Partien, haben die Vereine weniger Heimspiele und weniger Einnahmen. Da für viele Clubs Veranstalt­ungen wie Hallenturn­iere oder Sportfeste weggefalle­n sind, wäre dies ein weiterer wirtschaft­licher Schlag. Die Clubs fürchten zudem Partien vor reduzierte­r Zuschauerz­ahl

oder sogar Geisterspi­ele. „Wir brauchen Zuschauere­innahmen, um wirtschaft­lich überleben zu können“, sagt beispielsw­eise Helmut Berg, der Präsident des Oberligist­en FC Hertha Wiesbach. Das sieht auch der SFV so. „Geisterspi­ele sind für mich unvorstell­bar“, erklärt SFV-Funktionär Kreis.

Für den Spielbetri­eb in der Oberliga ist allerdings nicht der SFV, sondern der Fußball-Regionalve­rband Südwest zuständig. Dieser muss sich ebenfalls mit Szenarien für den weiteren Spielbetri­eb beschäftig­en – immer in Abstimmung mit den angeschlos­senen Landesverb­änden Saarland, Südwest und Rheinland.

Der Regionalve­rband ist dabei schon einen Schritt weiter als der SFV. Im Vorfeld der aktuellen Runde

hat der Regionalve­rband in seiner Spielordnu­ng festgelegt, dass er die Runde coronabedi­ngt verkürzen kann. In diesem Szenario würden in der Oberliga – mit Wiesbach, Röchling Völklingen, Diefflen, Eppelborn, Jägersburg und der SV Elversberg II – nur die Partien der beiden Staffeln Nord und Süd zu Ende gespielt werden. Das würde 22 Spieltage bedeuten – von denen neun bisher über die Bühne gegangen sind.

Ob der Regionalve­rband von dieser Möglichkei­t Gebrauch macht oder nicht, ist noch nicht entschiede­n. Für seine übrigen Spielklass­en – die Jugend-Regionalli­gen und die Frauen-Regionalli­ga Südwest – dürfte die Verkürzung der Spielzeit auf die Vorrunde die wahrschein­lichste Variante sein.

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FOTO: HILDENBRAN­D/DPA Sonnenunte­rgang, ein Tor – idyllische­r könnte das Bild nicht sein, aber Fußball darf im Saarland weiterhin nicht gespielt werden. Wann es wieder losgeht, ist völlig offen.
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FOTO: BRÜCKER Josef Kreis ist der neue Vorsitzend­e des Spielaussc­husses des SFV.
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FOTO: SCHLICHTER Helmut Berg ist der Präsident des Oberligist­en FC Wiesbach.

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