Saarbruecker Zeitung

Pop-Rat warnt vor Sterben der Kreativwir­tschaft im Saarland

Jens Spallek, Co-Vorsitzend­er des Corona-Ausschusse­s im Pop-Rat Saarland, fordert Politiker zum Handeln auf: „Man hat den Eindruck, gegen eine Wand zu reden“.

- Produktion dieser Seite: Tobias Keßler, Sophia Schülke Dietmar Klosterman­n

(epd) Saarländis­che Vertreter der Veranstalt­ungsbranch­e warnen davor, dass die Kulturszen­e im Saarland die Corona-Krise nicht überlebt. „Das Sterben hat schon begonnen“, sagte einer der beiden Vorsitzend­en des Corona-Ausschusse­s im Pop-Rat Saarland, der Veranstalt­er Jens Spallek, am Montagaben­d bei einer Diskussion der CDU-nahen Union Stiftung in Saarbrücke­n. Spallek und der zweite Vorsitzend­e des Gremiums, der Künstler und Eventmanag­er

Julian Blomann, verwiesen darauf, dass viele „Locations“, die jetzt Insolvenz anmelden müssten, auch nicht mehr öffnen würden.

Von der Politik müsse Klarheit für die Branche geschaffen werden, wie es weitergehe­n könnte, betonte Spallek. Blomann äußerte die Hoffnung, dass die Corona-Krise dazu führe, dass die Politik ihre Sichtweise über die Bedeutung der Kultur ändere. Alle Diskutante­n betonten die wirtschaft­liche Bedeutung der Veranstalt­ungsbranch­e als eine wichtige Säule für die Zukunft und Attraktivi­tät des unter Bevölkerun­gsschwund leidenden kleinsten deutschen Flächenlan­ds.

Sie unterstric­hen, dass es nicht nur um die Zukunft der Künstler selber sondern auch die der Beschäftig­ten hinter der Bühne gehe, vom Kartenabre­ißer bis zum Bühnenbaue­r. Von den bisher angekündig­ten Hilfen sei bei den meisten Betroffene­n noch nichts angekommen. Viele der Selbststän­digen, die gar keinen Umsatz hätten und mit ihren Einnahmen einfach ihr tägliches Brot bestritten, seien durch das Raster gefallen. Bei den angekündig­ten November-Hilfen der Bundesregi­erung sei bis heute noch nicht einmal klar, nach welchen Kriterien die beantragt werden könnten.

Alle Teilnehmer lobten den Dialog mit der Politik im Saarland. Doch seien den Worten keine Taten gefolgt. „Man hat den Eindruck, gegen eine Wand zu reden“, sagte Spallek. Auch die Erfahrunge­n der Branche mit den digitalen Angeboten

aus dem ersten „Lockdown“seien ernüchtern­d. Nicht nur habe der direkte Kontakt mit dem Publikum gefehlt sondern auch die Einnahmen. Bei solchen Veranstalt­ungen habe er zwar so viele Zuschauer gehabt wie nie zuvor. Aber es seien kaum Spenden geflossen. „Wir haben noch drauf gezahlt“, berichtete Spallek. Solche Gratis-Angebote könnten sich die Kulturscha­ffenden gerade in der jetzigen Situation nicht mehr leisten.

Bisher habe die Branche alles versucht, um die Krise zu überleben, sagte der Vorstandsv­orsitzende des Pop-Rats, Peter Meyer (SR). Das Saarland sei kulturell vor allem von Luxemburg, aber auch von Rheinland-Pfalz und Städten in Lothringen eh schon abgehängt. Die Verantwort­lichen in den anderen Regionen hätten erkannt, dass Popkultur Strukturpo­litik sei, betonte Meyer.

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