Pop-Rat warnt vor Sterben der Kreativwirtschaft im Saarland
Jens Spallek, Co-Vorsitzender des Corona-Ausschusses im Pop-Rat Saarland, fordert Politiker zum Handeln auf: „Man hat den Eindruck, gegen eine Wand zu reden“.
(epd) Saarländische Vertreter der Veranstaltungsbranche warnen davor, dass die Kulturszene im Saarland die Corona-Krise nicht überlebt. „Das Sterben hat schon begonnen“, sagte einer der beiden Vorsitzenden des Corona-Ausschusses im Pop-Rat Saarland, der Veranstalter Jens Spallek, am Montagabend bei einer Diskussion der CDU-nahen Union Stiftung in Saarbrücken. Spallek und der zweite Vorsitzende des Gremiums, der Künstler und Eventmanager
Julian Blomann, verwiesen darauf, dass viele „Locations“, die jetzt Insolvenz anmelden müssten, auch nicht mehr öffnen würden.
Von der Politik müsse Klarheit für die Branche geschaffen werden, wie es weitergehen könnte, betonte Spallek. Blomann äußerte die Hoffnung, dass die Corona-Krise dazu führe, dass die Politik ihre Sichtweise über die Bedeutung der Kultur ändere. Alle Diskutanten betonten die wirtschaftliche Bedeutung der Veranstaltungsbranche als eine wichtige Säule für die Zukunft und Attraktivität des unter Bevölkerungsschwund leidenden kleinsten deutschen Flächenlands.
Sie unterstrichen, dass es nicht nur um die Zukunft der Künstler selber sondern auch die der Beschäftigten hinter der Bühne gehe, vom Kartenabreißer bis zum Bühnenbauer. Von den bisher angekündigten Hilfen sei bei den meisten Betroffenen noch nichts angekommen. Viele der Selbstständigen, die gar keinen Umsatz hätten und mit ihren Einnahmen einfach ihr tägliches Brot bestritten, seien durch das Raster gefallen. Bei den angekündigten November-Hilfen der Bundesregierung sei bis heute noch nicht einmal klar, nach welchen Kriterien die beantragt werden könnten.
Alle Teilnehmer lobten den Dialog mit der Politik im Saarland. Doch seien den Worten keine Taten gefolgt. „Man hat den Eindruck, gegen eine Wand zu reden“, sagte Spallek. Auch die Erfahrungen der Branche mit den digitalen Angeboten
aus dem ersten „Lockdown“seien ernüchternd. Nicht nur habe der direkte Kontakt mit dem Publikum gefehlt sondern auch die Einnahmen. Bei solchen Veranstaltungen habe er zwar so viele Zuschauer gehabt wie nie zuvor. Aber es seien kaum Spenden geflossen. „Wir haben noch drauf gezahlt“, berichtete Spallek. Solche Gratis-Angebote könnten sich die Kulturschaffenden gerade in der jetzigen Situation nicht mehr leisten.
Bisher habe die Branche alles versucht, um die Krise zu überleben, sagte der Vorstandsvorsitzende des Pop-Rats, Peter Meyer (SR). Das Saarland sei kulturell vor allem von Luxemburg, aber auch von Rheinland-Pfalz und Städten in Lothringen eh schon abgehängt. Die Verantwortlichen in den anderen Regionen hätten erkannt, dass Popkultur Strukturpolitik sei, betonte Meyer.