Düstere Zukunftsvision
In „Ökozid“gerät Deutschland wegen seiner inkonsequenten Klimapolitik vor Gericht.
SAARBRÜCKEN (ry) Ausgetrocknete Wälder und Felder in Deutschland, verheerende Waldbrände in den USA und Australien, immer wieder auftretende Naturkatastrophen auf der ganzen Welt, das Abschmelzen der Polarkappen – der Klimawandel ist nicht mehr zu leugnen, auch wenn viele Menschen auf der Welt den Ernst der Lage scheinbar immer noch nicht eingesehen haben. So sind die USA unter ihrem abgewählten Präsidenten Donald Trump mit Verspätung vor Kurzem erst aus dem Pariser Klimaabkommen ausgetreten. Dem gegenüber stehen Menschen, die den Klimawandel ernst nehmen und ihn bekämpfen. Dazu zählen unter anderem die jungen Menschen der Bewegung „Fridays for Future“, die am heutigen späten Abend um 23.20 Uhr in der Dokumentation „Aufschrei der Jugend“porträtiert werden. Sie fürchten um ihre Zukunft, mit der sich ein TV-Film zur besten Sendezeit auseinandersetzt: das von Regisseur Andres Veiel inszenierte Drama „Ökozid“.
Es ist das Jahr 2034. Die Folgen der Klimakatastrophe sind dramatisch. Dürre und Hochwasser vernichten die Lebensgrundlage von Millionen Menschen. Nach der dritten Sturmflut infolge wurde der Sitz des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag geräumt. In einem provisorischen Interimsgebäude in Berlin wird die Klimakatastrophe
zum Gegenstand eines juristischen Verfahrens. Zwei Anwältinnen vertreten 31 Länder des globalen Südens, die ohne Unterstützung der Weltgemeinschaft dem Untergang geweiht sind. Sie stellen die Frage nach Verantwortung, fordern Schadenersatz und ein Recht der Natur auf Unversehrtheit, um ihr eigenes Überleben zu sichern. Ranghohe Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Industrie werden als Zeugen geladen. Das Gericht muss entscheiden, ob die deutsche Politik für ihre Versäumnisse beim Klimaschutz zur Verantwortung gezogen und damit ein Präzedenzfall geschaffen wird.
Der Film, der als eines der ersten Projekte nach dem Corona-Lockdown gedreht wurde, brilliert mit einer starken Besetzung um Ulrich Tukur, Nina Kunzendorf, Friederike Becht und Edgar Selge. Ihm liegt eine intensive Recherchearbeit zugrunde. Jutta Doberstein, die zusammen mit Regisseur Veiel das
Drehbuch verfasst hat, zeigte sich im Zuge der Erkenntnisse unter anderem schockiert über die Diskrepanz zwischen dem Ruf, den Deutschland international genießt, und der Wirklichkeit: „Deutschland hat seine Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz nicht nur leichtfertig verspielt, sondern hinkt auch in der Entwicklung umweltfreundlicher Technologien anderen Ländern um Jahre hinterher.“
Ökozid, 20.15 Uhr, ARD