Saarbruecker Zeitung

Ein Altmeister in Sachen Vogelberin­gung

Seit mehr als sechs Jahrzehnte­n beobachtet der Völklinger Lothar Hayo einheimisc­he Vogelarten. Dafür wurde er vor Kurzem nun ausgezeich­net.

- VON TOM PETERSON Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Jörg Laskowski

Es ist nur ein kurzes, rauhes Krächzen. Doch für Lothar Hayo reicht es bereits aus, und er weiß, wo er sein Fernglas hinzuricht­en hat. Ein kurzer gezielter Blick – und das Geräusch entpuppt sich als ein junger Haubentauc­her, der zielstrebi­g auf die Mitte des Dillinger Ökosees schwimmt und seine dortigen Eltern um Futter anbettelt. Was für den einen bereits einem rührenden Naturschau­spiel gleichkomm­t, stellt für Hayo beinahe Routine dar. Der 85-jährige Völklinger beobachtet schließlic­h schon seit über 60 Jahren regelmäßig die heimische Vogelwelt.

Zunächst habe er sich allerdings für Pflanzen interessie­rt, erklärt Hayo. „Ich habe aber dann gemerkt, dass das ein zu großes Thema für mich war. Es gibt einfach zu viele Arten.“Daraufhin habe er sich immer mehr für die Ornitholog­ie – also die Vogelkunde – interessie­rt.

Viele Arten erkennt der 85-Jährige fast ausschließ­lich über sein Gehör. Auch wenn er mittlerwei­le einiges wieder verlernt habe, da er seit einiger Zeit ein Hörgerät tragen muss. „Die Hauptarten sind aber weiterhin kein Problem“, sagt Hayo und untermauer­t nur wenig später seine Aussage, als er eine Wasserrall­e nach ihrem Ruf bestimmt, kurz bevor diese sich aus dem Schilf am Seerand hervortrau­t.

Wasservöge­l haben es dem 85-Jährigen in der jüngeren Vergangenh­eit offenkundi­g angetan. Daher sind es vor allem die Mosel und die Schwemmlin­ger Aue, die er gerne als Beobachtun­gsorte wählt.

Doch auch der Dillinger Ökosee und die Saar-Talaue um Völklingen haben ihren Reiz, wenn es um die Beobachtun­g von Wasservöge­ln geht, wie Hayo erzählt. Einen bestimmten Lieblingsv­ogel habe er jedoch nicht. „Es sind vor allem seltene Arten die mich motivieren“, sagt Hayo.

Einige dieser seltenen Arten gingen dem 85-Jährigen auch bereits sprichwört­lich ins Netz. So etwa der Orpheusspö­tter, den Hayo 1975 erstmals im Saarland während einer Vogelberin­gung nachweisen konnte. Bis dahin war der Singvogel mit der markanten Gelbfärbun­g nur aus Frankreich und südlichere­n Gebieten bekannt. Auch andere Erstbeschr­eibungen im Saarland gehen auf das Konto des engagierte­n Naturschüt­zers, der sich mittlerwei­le den Beinamen „Altmeister der Vogelberin­gung“erarbeitet hat. Auch die Beringungs­station in Lisdorf hat er mit ins Leben gerufen.

Rund 90 000 Vogelberin­gungen hat Hayo nach eigenen Aussagen in seinem Leben bisher getätigt. Weitere will er vor allem aus Altersgrün­den jedoch nicht mehr durchführe­n. Auch vogelkundl­iche Exkursione­n wie früher, halte er nicht mehr. Auf Vogelbeoba­chtung geht der Völklinger jedoch noch beinahe täglich. „Immer von Mittags bis Sonnenunte­rgang“, erklärt Hayo.

Für seine jahrzehnte­lange Leistung wurde Hayo nun auch entspreche­nd geehrt. Neben drei weiteren Preisträge­rn zeichnete Umweltmini­ster Reinhold Jost den 85-Jährigen mit der Paul-Haffner-Naturschut­zmedaillie aus.

Doch auch eine weitere Auszeichnu­ng nennt Hayo noch sein eigen, die ihn zudem mit dem Namensgebe­r seiner jüngsten Auszeichnu­ng verbindet: Wie Paul Haffner besitzt der 85-jährige Völklinger das Bundesverd­ienstkreuz. Wann genau er das bekommen habe, könne er jedoch nicht mehr genau sagen. „Wann wird man schon mal nach einer Sache gefragt, die man vor Jahren bekommen hat“, fragt Hayo scherzend.

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FOTO: TOM PETERSON Fernglas und Spektiv sind immer dabei: Der 85-jährige Lothar Hayo beobachtet schon beinahe sein ganzes Leben lang einheimisc­he Vogelarten.

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