Ein Altmeister in Sachen Vogelberingung
Seit mehr als sechs Jahrzehnten beobachtet der Völklinger Lothar Hayo einheimische Vogelarten. Dafür wurde er vor Kurzem nun ausgezeichnet.
Es ist nur ein kurzes, rauhes Krächzen. Doch für Lothar Hayo reicht es bereits aus, und er weiß, wo er sein Fernglas hinzurichten hat. Ein kurzer gezielter Blick – und das Geräusch entpuppt sich als ein junger Haubentaucher, der zielstrebig auf die Mitte des Dillinger Ökosees schwimmt und seine dortigen Eltern um Futter anbettelt. Was für den einen bereits einem rührenden Naturschauspiel gleichkommt, stellt für Hayo beinahe Routine dar. Der 85-jährige Völklinger beobachtet schließlich schon seit über 60 Jahren regelmäßig die heimische Vogelwelt.
Zunächst habe er sich allerdings für Pflanzen interessiert, erklärt Hayo. „Ich habe aber dann gemerkt, dass das ein zu großes Thema für mich war. Es gibt einfach zu viele Arten.“Daraufhin habe er sich immer mehr für die Ornithologie – also die Vogelkunde – interessiert.
Viele Arten erkennt der 85-Jährige fast ausschließlich über sein Gehör. Auch wenn er mittlerweile einiges wieder verlernt habe, da er seit einiger Zeit ein Hörgerät tragen muss. „Die Hauptarten sind aber weiterhin kein Problem“, sagt Hayo und untermauert nur wenig später seine Aussage, als er eine Wasserralle nach ihrem Ruf bestimmt, kurz bevor diese sich aus dem Schilf am Seerand hervortraut.
Wasservögel haben es dem 85-Jährigen in der jüngeren Vergangenheit offenkundig angetan. Daher sind es vor allem die Mosel und die Schwemmlinger Aue, die er gerne als Beobachtungsorte wählt.
Doch auch der Dillinger Ökosee und die Saar-Talaue um Völklingen haben ihren Reiz, wenn es um die Beobachtung von Wasservögeln geht, wie Hayo erzählt. Einen bestimmten Lieblingsvogel habe er jedoch nicht. „Es sind vor allem seltene Arten die mich motivieren“, sagt Hayo.
Einige dieser seltenen Arten gingen dem 85-Jährigen auch bereits sprichwörtlich ins Netz. So etwa der Orpheusspötter, den Hayo 1975 erstmals im Saarland während einer Vogelberingung nachweisen konnte. Bis dahin war der Singvogel mit der markanten Gelbfärbung nur aus Frankreich und südlicheren Gebieten bekannt. Auch andere Erstbeschreibungen im Saarland gehen auf das Konto des engagierten Naturschützers, der sich mittlerweile den Beinamen „Altmeister der Vogelberingung“erarbeitet hat. Auch die Beringungsstation in Lisdorf hat er mit ins Leben gerufen.
Rund 90 000 Vogelberingungen hat Hayo nach eigenen Aussagen in seinem Leben bisher getätigt. Weitere will er vor allem aus Altersgründen jedoch nicht mehr durchführen. Auch vogelkundliche Exkursionen wie früher, halte er nicht mehr. Auf Vogelbeobachtung geht der Völklinger jedoch noch beinahe täglich. „Immer von Mittags bis Sonnenuntergang“, erklärt Hayo.
Für seine jahrzehntelange Leistung wurde Hayo nun auch entsprechend geehrt. Neben drei weiteren Preisträgern zeichnete Umweltminister Reinhold Jost den 85-Jährigen mit der Paul-Haffner-Naturschutzmedaillie aus.
Doch auch eine weitere Auszeichnung nennt Hayo noch sein eigen, die ihn zudem mit dem Namensgeber seiner jüngsten Auszeichnung verbindet: Wie Paul Haffner besitzt der 85-jährige Völklinger das Bundesverdienstkreuz. Wann genau er das bekommen habe, könne er jedoch nicht mehr genau sagen. „Wann wird man schon mal nach einer Sache gefragt, die man vor Jahren bekommen hat“, fragt Hayo scherzend.