Saarbruecker Zeitung

Österreich gegen Norwegen – der Corona-Irrsinn von Wien

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert Mark Weishaupt

(sid) Ruben Gabrielsen hat sich einen Umhang wie Superman um die Schultern geworfen, zu dramatisch­er Musik eilt der norwegisch­e Verteidige­r zur Wohnungstü­r und reckt seinen Pass in die Kamera. Gabrielsen, das soll dieses kurze Instagram-Video beweisen, steht bereit, um seine in höchste Not geratene Heimat zu „retten“. Der Kapitän des französisc­hen Fußball-Zweitligis­ten FC Toulouse ist einer von 18 Spielern, die die Norweger zum Nations-League-Spiel in den Corona-Hotspot Österreich schicken.

Das Duell an diesem Mittwoch (20.45 Uhr/DAZN) in Wien zeigt den ganzen Irrsinn der aktuellen Länderspie­lphase wie kaum eine andere Begegnung. Die 7-Tage-Inzidenz für Österreich lag am Montag bei 527 (!), seit Dienstag ist die Alpenrepub­lik wieder im harten Lockdown.

Doch das Nationalte­am um Bayern-Star David Alaba und 17 weitere Deutschlan­d-Legionäre soll unbedingt zum „Endspiel“um den Gruppensie­g antreten. Ausgerechn­et gegen Norwegen, das seine komplette Mannschaft um Dortmunds Stürmersta­r Erling Haaland nach dem Coronafall von Omar Elabdellao­ui in Quarantäne und nach Hause geschickt hat. Björn Guldvog, Chef der norwegisch­en Gesundheit­sbehörde, hält das Spiel für unverantwo­rtlich. In einem offenen Brief an den norwegisch­en Verband und die Europäisch­e Fußball-Union (Uefa) meldete er Zweifel am Hygienepro­tokoll der Uefa an.

Die eiligst herbeigeru­fenen Neu-Nationalsp­ieler um Julian Ryerson von Union Berlin teilen diese Ängste offenbar nicht. „Alle haben Lust“, sagte der frühere Fürther Veton Berisha, einer von nur fünf Profis im Aufgebot mit Länderspie­l-Erfahrung. Am Dienstag mussten die Spieler stundenlan­g am Osloer Flughafen ausharren, vor der Reise mit dem Charterfli­eger in den Corona-Hotspot nach Wien war ein negatives Testergebn­is erforderli­ch.

Derweil erhielt Haaland vom Dortmunder Gesundheit­samt Grünes Licht für seinen Einsatz am Samstag im Spiel gegen Hertha BSC. Nach einer Befragung des 20-Jährigen in Zusammenha­ng mit dem Coronafall sehe das Amt keinen Anlass für eine Quarantäne.

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